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Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Titel: Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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mich. »Denk dir nichts, das war damals;
Li wechselt seine Farben schneller, als die in Rekordzeit
durchgeführte Reparatur eines AKE dauert.«
    »Es gibt natürlich und natürlich«, sagte Li.
»Ich bin zivilisiert natürlich, und andere sind barbarisch
natürlich, deshalb sollte ich mich so natürlich wie
möglich benehmen, und die anderen sollten das um jeden Preis
vermeiden. Aber wir schweifen vom Thema ab. Ich will darauf hinaus,
daß Sma ein bestimmtes psychologisches Problem hat, und ich
glaube, da ich die einzige Person an Bord dieser Maschine bin, die
sich für Freudsche Analyse interessiert, bin ich derjenige, der
ihr helfen sollte.«
    »Das ist unglaublich liebenswürdig von dir«,
versicherte ich Li.
    »Nicht die Spur.« Li winkte mit einer Handbewegung ab.
Offenbar hatte er die meisten seiner Wassertropfen in unsere Richtung
gespritzt, denn allmählich schwebte er weg von uns, auf das
entfernte Ende der AG-Halle zu.
    »Freud!« schnaubte Roghres verächtlich, etwas high
durch den Genuß von Jumble.
    »Heidin!« schalt Li sie, und seine Augen verengten sich.
»Ich nehme an, deine Helden sind Marx und Lenin.«
    »Um Himmels willen, nein; ich persönlich bin eine
Anhängerin von Adam Smith«, murmelte Roghres. Sie fing an,
in der Luft Purzelbäume zu schlagen und sich langsam abwechselnd
wie ein Fetus zusammenzukringeln und wie ein Adler zu entfalten.
    »Quatsch!« geiferte Li (buchstäblich, aber ich sah
es kommen und wich aus).
    »Li, du bist eindeutig der geilste Typ auf diesem
Schiff«, erklärte Tagm. »Du bist derjenige, der eine
Analyse braucht. Diese Sexbesessenheit, das ist doch
nicht…«
    »Ich soll sexbesessen sein?« empörte sich
Li, wobei er sich mit einem Daumen in die Brust bohrte und den Kopf
in den Nacken warf. »HA! Hört mal gut zu!« Er richtete
sich in einer Stellung ein, die auf der Erde als Lotussitz
durchgegangen wäre, wenn es einen Boden zum Draufsitzen gegeben
hätte, und stemmte eine Hand in die Hüfte, während er
mit der anderen irgendwohin nach rechts deutete. »Das sind die
Sexbesessenen. Wißt ihr, wie viele Ausdrücke allein die
englische Sprache für ›Schwanz‹ hat? Oder für
›Möse‹? Hunderte; Aberhunderte.Und wie
viele haben wir? Jeweils einen, sowohl im – –
– * Wortschatz als auch zur anatomischen
Bestimmung. Keins davon ist ein unanständiges Wort. Und ich tue
nichts anderes, als bereitwillig zuzugeben, daß ich das eine
ins andere stecken will. Ich tue meine Bereitschaft, meinen Wunsch
und mein Interesse kund. Was ist daran schlecht?«
    »Soweit gar nichts«, erwiderte ich ihm. »Doch es
gibt einen Punkt, an dem Interesse zur Besessenheit wird, und ich
glaube, die meisten Leute betrachten Besessenheit als etwas
Schlechtes, weil sie geringere Vielseitigkeit, geringere
Anpassungsfähigkeit mit sich bringt.«
    Li, der immer noch langsam von uns weg schwebte, nickte heftig.
»Ich möchte euch nur eins sagen; es ist die Besessenheit
von Anpassungsfähigkeit und Vielseitigkeit, die diese sogenannte
Kultur so langweilig macht.«
    »Li hat während deiner Abwesenheit eine
Langeweile-Gesellschaft ins Leben gerufen«, erklärte Tagm
und lächelte mich an. »Bisher ist ihr aber sonst noch
niemand beigetreten.«
    »Sie hat sich sehr gut angelassen«, bestätigte Li.
»Ich habe den Namen übrigens in Anödungs-Bund
geändert. Ja, die Langeweile ist eine unterschätzte Facette
der Existenz in unserer Pseudo-Zivilisation. Während ich anfangs
dachte, es könnte für die Leute interessant sein,
interessant im Sinne der Langeweile, sich zusammenzufinden, wenn sie
besonders gelangweilt sind, erkenne ich jetzt, daß es ein
zutiefst bewegendes und überaus durchschnittliches Erlebnis ist,
absolut gar nichts zu tun, und das ganz für sich
allein.«
    »Und du glaubst, wir können in dieser Hinsicht viel von
der Erde lernen?« fragte Tagm, dann drehte sie sich um und sagte
zur nächsten Wand: »Schiff, würdest du bitte die Luft
auf mittlere Stärke stellen, ja?«
    »Die Erde ist ein durch und durch langweiliger Planet«,
sagte Li ernst, während vom einen Ende der Halle die Luft in
unsere Richtung strömte und am anderen angesaugt wurde. Wir
bewegten uns in der Brise.
    »Die Erde? Langweilig?« sagte ich. Das Wasser auf meiner
Haut trocknete allmählich.
    »Was ist der Sinn eines Planeten, auf dem man kaum
einen Fuß vor den anderen setzen kann, ohne über jemanden
zu stolpern, der einen anderen tötet oder etwas malt oder Musik
macht oder die Grenzen der Wissenschaft

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