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Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Titel: Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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einfallslos. Li machte die Runde, um sich zu
erkundigen, wie das Essen schmeckte, die Gläser
nachzufüllen und verschiedene Speisen zu empfehlen und dabei der
Hoffnung Ausdruck zu geben, daß er mit unserer Stimme am
Wahltag rechnen könnte, und heikle Fragen über die Oberste
Direktive auszuweichend zu beantworten.
    Schließlich, nach einer beträchtlichen Zeit, vielleicht
nach einem Dutzend Gängen, als wir alle vollgestopft und
zufrieden und angeheitert dasaßen und unseren Cognac oder
Whisky tranken, bekamen wir Lis Wahlrede geboten – und dazu
einen besonderen Leckerbissen zum Lobe der Kultur.
    Ich war etwas benebelt im Kopf. Li hatte mit riesigen
Havanna-Zigarren die Runde gemacht, und ich hatte mir eine genommen
und ließ mich von ihr berauschen. Ich saß da und paffte
entschlossen an dem dicken Narkotik-Stengel, eingehüllt in eine
Rauchwolke, und fragte mich, was die Eingeborenen wohl daran finden
mochten, von Tabak high zu werden; aber ansonsten ging es mir
prächtig, als Li mit dem Knauf des Lichtschwertes auf den Tisch
klopfte und dann hinaufkletterte und sich an den Platz stellte, wo
sein Gedeck gewesen war (einer der Teller des Sultans ging zu Bruch,
doch ich vermute, das Schiff konnte ihn reparieren). Die Lichter
erloschen, nur ein Scheinwerfer strahlte Li an.
    Ich benutzte etwas Schnappi, um meine
Schläfrigkeit zu vertreiben, und drückte die Zigarre
aus.
    * »Ladies and Gentlemen«, sagte Li mit
einer hinlänglich guten englischen Aussprache, bevor er auf
marainisch fortfuhr. »Ich habe Sie heute abend um mich
versammelt, um mit Ihnen über die Erde zu sprechen und
darüber, was mit ihr geschehen soll. Es ist meine Hoffnung und
mein Wunsch, daß Sie, wenn Sie gehört haben, was ich zu
sagen habe, mit mir darin übereinstimmen werden, daß es
nur eine einzige mögliche Vorgehensweise gibt… Doch lassen
Sie mich zunächst ein paar Worte über meine eigene Person
sagen.« Jubelrufe wie auch Mißfallenspfiffe wurden laut,
als sich Li bückte und sein Cognac-Glas erhob. Er leerte es in
einem Zug und warf es über die Schulter. Eine Drohne mußte
es in der Dunkelheit aufgefangen haben, denn ich hörte keinen
Aufprall.
    »Zunächst einmal« – Li rieb sich das Kinn und
fuhr sich durch die langen Haare –, »wer bin ich?« Er
ging nicht auf mehrere Rufe ein, die ihm mit: »Ein beknackter
Idiot« oder ähnlichen Ausdrücken antworteten, sondern
fuhr fort. »Ich bin Brice-Thantapsa Li Brase ’ndane dam
Sione, und ich bin einhundertundsiebzehn Jahre alt, doch erheblich
weiser, als es diesem Alter angemessen wäre. Ich gehöre dem
Kontakt erst seit sechs Jahren an, doch in dieser Zeit habe ich
tiefgreifende Erfahrungen gesammelt, und deshalb kann ich mich
durchaus kompetent über Kontakt-Angelegenheiten
äußern. Ich bin das Ergebnis eines mutmaßlich
achttausendjährigen Fortschrittsvorsprungs gegenüber dem
Stadium des Planeten unter uns.« (Rufe wurden laut wie
»Keine Leistung, auf die man stolz sein kann, was?« und so
weiter). »Ich kann meine Ahnenkette namentlich bekannter
Vorfahren mindestens für diesen Zeitraum zurückverfolgen,
und wenn Sie zurückblicken bis zum ersten gedämpften
Aufflackern der Wissenschaft, dann kehren Sie schließlich
zurück« – (»Zur letzten Woche?« –
»Zu deiner Mutter?«) – »durch Zehntausende von
Generationen.
    Natürlich ist mein Körper verändert; zu einem
Höchstmaß an Leistung hinsichtlich Überlebens- und
Genußfähigkeit gesteigert« – (»Keine Angst,
man sieht es dir nicht an«) –, »und genau wie ich
diese Veränderung ererbt habe, werde ich sie meinen eigenen
Kindern vererben.« (»Bitte Li, wir haben gerade
gegessen.«) »Wir haben uns selbst umgestaltet, wie wir
unsere Maschinen umgestaltet haben; wir können mit Fug und Recht
für uns in Anspruch nehmen, zum größten Teil unser
eigenes Werk zu sein.
    In meinem Kopf jedoch, buchstäblich in meinem Schädel,
in meinem Gehirn, bin ich potentiell ebenso dumm wie ein neugeborenes
Baby im hintersten unterentwickelten Winkel der Erde.« Er hielt
inne und wartete lächelnd, bis das Gejohle abflaute. »Wir
sind, was wir sind, ebensosehr aufgrund unserer Erfahrungen und des
während des Heranwachsens Erlernten – mit anderen Worten
also aufgrund unserer Erziehung –, wie aufgrund unserer ererbten
allgemeinen pan-humanen Erscheinung, der eher individuellen
Charakterzüge in Verbindung mit der Meta-Spezies der Kultur und
der spezifischen genetischen Mischung, die von unseren Eltern
beigefügt wurde,

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