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Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Titel: Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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mit
ihrer beschränkten und einschränkenden Auffassung entweder
von thermodynamischen Vorgängen oder von Gott, alle Nahrung,
jegliche Annehmlichkeit sowie Energie, Schutz, Raum, Treibstoff und
alles für den Lebensunterhalt Notwendige natürlich und
mühelos von jenen fernhält, die diese Dinge am meisten
brauchen, und jenen zukommen läßt, die ihrer am wenigsten
bedürfen. Tatsächlich ist es so, daß jene, die solche reichen Gaben empfangen, dadurch oft tödlich
geschädigt werden, obwohl sich solche Auswirkungen erst im Laufe
von Jahren und Generationen zeigen.
    Die Bekämpfung dieser tückischen und ekelerregenden
Perversion eines vernünftigen menschlichen Sozialgefüges
auf einer wahrhaft grundsätzlichen Ebene war offenkundig
unmöglich auf einem verseuchten Dreckhaufen wie der Erde,
ebensosehr, wie es ihr augenscheinlich an einer nennenswerten
genetischen Auswahl auf einer grundsätzlichen Ebene und damit
philosophischer Optionen in einem breiteren Maßstab ermangelte,
und es wurde deutlich – durch die verdrehte Logik, die dieser
Spezies innewohnte, und den Fortschritt, den sie anstrebte –,
daß der einzige Weg, um einem solchen System, das alle
Möglichkeiten in sich barg, schlimmer zu werden, und derart
unerträglichen Bedingungen entgegenzuwirken, der war, dieselben
Regeln zu übernehmen, das heißt, in einen Wettstreit damit
zu treten!
    Nun, ganz abgesehen von der Tatsache, daß aus der Sicht der
Erdbewohner der Sozialismus an der verheerenden Belastung leidet, nur
innere Widersprüche vorweisen zu können, wenn man
versuchte, ihn als Anhängsel der eigenen Dummheit zu benutzen
(im Gegensatz zum Kapitalismus, der, wiederum aus der Sicht der
Erdbewohner, diese von Anfang an fröhlich mit eingebaut hatte),
ist es nun einfach so, daß die freie Marktwirtschaft, da sie
als erste da war und die Hausordnung bestimmte, stets zumindest um
Haaresbreite einen Vorsprung vor dem rivalisierenden System hat. Wenn
also der Osten einen gewaltigen Zeit- und Arbeitsaufwand betreiben
muß, um einen einzigen erleuchteten Wahnsinnigen wie Lyssenko
hervorzubringen, kann der Westen die Dinge so regeln, daß
selbst der einfältigste Bauer einsieht, daß es sinnvoller
für ihn ist, sein Korn zu verbrennen, seine Butter
einzuschmelzen und die Überbleibsel seines eingestampften
Gemüses mit dem Inhalt der Behälter mit
überschüssigem Wein wegzuspülen, anstatt das Zeug zum
Verzehr zu verkaufen.
    Und nehmen Sie bitte zur Kenntnis, daß die Erdbewohner sich
einen noch abscheulicheren Trick ausgedacht haben, den sie in dem
Fall anwenden, wenn irgendein vom Mythos angehauchter
Bauerntölpel trotzdem beschließt, sein Zeug zu verkaufen
oder es sogar zu verschenken; sie machen einem klar, daß diese
Nahrungsmittel überhaupt nicht gebraucht werden! Sie eignen sich
nicht einmal zur Ernährung des äußerst unproduktiven,
unbedeutendsten Unberührbaren in Pradesch, des minderwertigsten
Stammesmitglieds von Darfur oder Tagelöhners vom Rio Branco! Die
Erde hat bereits mehr als genug, um tagtäglich alle ihre
Bewohner zu ernähren. Dies ist eine so welterschütternde
Wahrheit, daß man sich fragt, warum sich die Unterdrückten
der Erde nicht gestern schon in flammendem Zorn erhoben haben. Aber
sie tun es nicht, denn sie sind so sehr vom Mythos des
eigennützigen Wachstums befallen, oder auch vom Gift des
religiösen Erduldens, daß sie entweder danach trachten,
selbst auf den Gipfel des Misthaufens zu gelangen, damit sie auf alle
anderen herunterscheißen können, oder Dankbarkeit
empfinden für die ihnen erwiesene Aufmerksamkeit, wenn die
sogenannten Besseren auf sie scheißen!
    Ich befinde mich mit mir selbst im Hader darüber, ob dies ein
Beispiel für die abscheulichste und wonnevoll
überheblichste Ausnutzung der Macht und gegebener Vorteile
ist… oder eine kaum zu glaubende Dummheit.
    Also gut. Angenommen, wir geben uns diesem widerwärtigen
Haufen zu erkennen, was geschieht dann?« Li streckte die Arme
aus und blickte sich lange genug in den Reihen um, daß einige
Leute zu einer Antwort ansetzten, dann brüllte er weiter:
»Ich will es Ihnen sagen! Sie werden uns nicht glauben. O ja,
wir besitzen bewegliche Karten von der Galaxis, auf den Millimeter
genau, die in einem Behälter von der Größe eines
Zuckerwürfels untergebracht sind, o ja, wir können
Orbitalstationen errichten und Bomben herstellen, die so klein sind,
daß man sie nicht sieht, die aber ihren Erdball in Stücke
zerfetzen können…« Li schnaubte und ließ

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