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Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Titel: Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Stühlen und Gedecken und allem
Drum und Dran, und das Schiff hatte zögernd einen kleineren
Mammutbaum stibitzt und all die Schnitz- und Drechselarbeiten und was
nicht sonst noch alles ausgeführt, um Tische und alles
Zubehör zu schaffen.
    Zum Ausgleich hatte es einige hundert Eichen in seinem oberen
Hangar gepflanzt und dabei seinen eigenen Biomasse-Vorrat als
Nährboden verwendet; es wollte vor seinem Abschied die
Sprößlinge auf der Erde einsetzen.
    Als wir alle Platz genommen hatten und uns miteinander
unterhielten – ich saß zwischen Roghres und Ghemada
–, wurde das Licht der Lampen um uns herum gedämpft, und
ein Scheinwerfer strahlte Li an, der aus der Dunkelheit auftauchte.
Wir lehnten uns zurück beziehungsweise beugten uns vor, und alle
richteten die Augen auf ihn.
    Es erhob sich einiges Gelächter. Li hatte eine grünliche
Haut, spitze Ohren und trug einen Raumanzug im Stil des Jahres 2001
mit einem silbernen Zickzack-Blitz, der quer über die Brust
verlief (mit Mikro-Nieten aufgeheftet, wie er mir später
erklärte). Er war angetan mit einem langen roten Umhang, der von
seinen Schultern wallte und ihn umflatterte. Er hielt den Raumhelm in
der linken Armbeuge. Mit der rechten Hand hielt er ein Star-Wars- Lichtschwert umklammert. Natürlich hatte ihm das Schiff ein echtes Modell hergestellt.
    Li schritt zielstrebig zum Kopf des mittleren Tisches, setzte den
Fuß auf einen Stuhl an seiner Stirnseite und trat auf den
Tisch, wobei er auf der auf Hochglanz polierten Oberfläche
zwischen den glänzenden Gedecken herumtrampelte (das Besteck war
aus einem verschlossenen und vergessenen Lagerraum eines Palastes an
einem indischen See entliehen worden; es war seit fünfzig Jahren
nicht mehr benutzt worden und sollte am nächsten Tag –
gereinigt – zurückgegeben werden… wie auch das
Dinner-Geschirr, das für diesen Abend vom Sultan von Brunei
entliehen worden war – allerdings ohne seine Einwilligung),
vorbei an den gestärkten weißen Servietten (diese stammten
von der Titanic; sie würden ebenfalls gereinigt wieder auf den
Grund des Atlantiks gebracht werden), mitten durch die glitzernden
Gläser (Kristall aus Edinburgh, für ein paar Stunden den
Packkisten entnommen, die tief im Bauch eines Frachters im
Südchinesischen Meer verstaut waren, unterwegs nach Yokohama)
und die Kandelaber (aus einem Beuteversteck unter einem See in der
Nähe von Kiew, der Verpackung nach zu urteilen dort von den
Nazis auf dem Rückzug versenkt; auch sie sollten nach ihrem
seltsamen Ausflug in den Orbit wieder an ihren Platz
zurückgebracht werden), bis er genau in der Mitte des Tisches
stand, vielleicht zwei Meter von der Stelle entfernt, wo ich, Roghres
und Ghemada saßen.
    »Ladies and Gentlemen!« brüllte Li mit
ausgestreckten Armen, den Helm in einer Hand, das Schwert grell
blitzend in der anderen. »Die Nahrung der Erde! Guten
Appetit!«
    Er nahm eine dramatische Pose ein, indem er mit dem Schwert
über den Tisch deutete, einen Heldenblick entlang des
grünlichen Glitzerns wandern ließ, sich nach vorn beugte
und auf ein Knie niederging. Das Schiff hatte entweder etwas an
seinem Gravitationsfeld manipuliert, oder Li trug einen AG-Harnisch
unter dem Anzug, denn er erhob sich lautlos vom Tisch und schwebte in
einiger Höhe (in unveränderter Pose) darüber hinweg
bis zum Ende, wo er anmutig herniedersank und auf eben jenem Stuhl
Platz nahm, den er zuvor als Stufe benutzt hatte. Es erhoben sich
vereinzelte Beifallsbekundungen und hier und da Gejohle.
    Unterdessen waren Dutzende von Drohnen und Tablettsklaven aus dem
Aufzugschacht geströmt und näherten sich den Tischen, um
das Essen zu servieren.
    Wir speisten. Es war ausnahmslos volkstümliches Essen, wenn
auch nicht wirklich vom Planeten heraufgebracht, sondern auf dem
Schiff in Behältern gezogen, obwohl kein Feinschmecker der Erde
den geringsten Unterschied zwischen unserem Zeug und dem echten
hätte feststellen können. Soweit ich erkennen konnte, hatte
Li das Guinness-Buch der Rekorde als Weinliste benutzt. Die
Nachahmungen der betreffenden Weinsorten, die das Schiff
hervorgebracht hatte, waren so gut – so wurde uns gesagt –,
daß das Schiff selbst sie nicht von den echten hätte
unterscheiden können.
    Wir mampften und gluckerten uns durch eine erlesene, wenn auch
verhältnismäßig konventionelle Reihe von Gängen,
wobei wir plauderten und herumalberten und uns fragten, ob Li noch
ein weiteres Programm vorgesehen hatte; bisher erschien es uns
enttäuschend

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