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Kultur 08: Der Algebraist

Kultur 08: Der Algebraist

Titel: Kultur 08: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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verächtlich
formuliert, dass man nur ablehnen konnte, der wurde enttäuscht.
Die Hungerleider-Invasion brach über das Ulubis-System herein
wie ein Tsunami über einen Strand voller Sandburgen.
    Captain Oon Dicogra, seit kurzem Commander des Nadelschiffs NMS
3304, das Fassin Taak mehr als ein halbes Jahr zuvor von
’glantine nach Sepekte gebracht hatte – sie war
befördert worden, als der damalige Befehlshaber, die Whule
Pasisa, ein neueres Schiff bekam – gehörte mit ihrem neu
bewaffneten Schiff zu den Geschwadern des Äußeren
Verteidigungsschilds von Ulubis. Das hörte sich eindrucksvoller
an, als es war. Tatsächlich hatte man ein Sammelsurium von
zumeist kleinen und unterbewaffneten Schiffen ungefähr in die
Richtung, aus der die Invasionsstreitmacht erwartet wurde, an die
Randzonen des Systems geschickt, hinter einer allzu dünnen
Wölke aus fein verteiltem Schutt und ein paar vorwiegend
stationären Minen, die großspurig als Abfangmaterial
bezeichnet wurde. Hinter dieser ersten Verteidigungslinie, auch
Ringmauer genannt, sollten sie den Feind erwarten.
    Dicogra war wie – zumindest in diesem Stadium noch –
viele andere Captains der Meinung, man sollte den Invasoren lieber
entgegenziehen, anstatt hier zu sitzen und auf sie zu warten, aber
die Lamettaträger wollten es anders. Sie lehnten Angriffe auf
die Invasionsflotte außerhalb des Systems als verlustreiche
Ablenkungsmanöver mit viel zu hohem Risiko ab. Dicogra fand es
viel riskanter, hier auf der Vormarschlinie zu hocken, aber sie sagte
sich immer wieder, ihre Vorgesetzten wüssten schon, was sie
täten. Selbst wenn sie nur geopfert werden sollte, wäre das
Opfer nicht vergebens.
    Das Geschwader bestand aus zwölf Schiffen und lag eine halbe
Million Kilometer jenseits des letzten Orbits des äußeren
Systems. Dort war es in einer mehrere tausend Kilometer langen
Wellenlinie auf dem taktischen Kurs postiert, den man für einige
Teile der Invasionsflotte hochgerechnet hatte. Weitere ähnlich
dünn besetzte Linien erstreckten sich nach mehr oder weniger
allen Seiten, nur nicht nach vorne. Die NMS 3304 war in der
Schlachtordnung des Geschwaders an siebter Stelle neben dem Schiff
des Geschwaderkommandanten im Zentrum der Linie platziert. Dicogra
stand in der Kommandohierarchie an dritter Stelle nach dem Captain
des Schiffes, das sich auf Position fünf in der Linie befand.
Sie war anfangs so naiv gewesen, sich von der schnellen
Beförderung geschmeichelt zu fühlen. Doch nun bekam sie es
mit der Angst zu tun. Die Ausrüstung war unzureichend und die
Bewaffnung dürftig, die Schiffe waren zu langsam und es waren
viel zu wenige. Das ganze Geschwader war nicht viel mehr als ein
Bauernopfer, das man den Invasionstruppen in den Weg stellte, um zu
zeigen, dass die Streitkräfte von Ulubis zum Widerstand
entschlossen waren, auch wenn die Mittel angesichts der
Übermacht des Hungerleider-Kults eher kümmerlich
wirkten.
    Die weltraumgestützten Ortungssysteme, mit denen sich die
Geschwader des Äußeren Verteidigungsschilds besser
hätten dirigieren lassen, waren in den letzten Monaten bevorzugt
zur Zielscheibe von Angriffen der Beyonder- und
Hungerleider-Streitkräfte geworden. Nun waren die meisten
zerstört, und die verbliebenen hatten die anrückende Flotte
fast völlig aus dem Blick verloren, als alle Einheiten ihre
Triebwerke abgeschaltet und nicht weit innerhalb der Oort’schen
Wolke ein Sprengmanöver ausgeführt hatten. Dabei hatten
mehr als tausend Schiffe buchstäblich im gleichen Augenblick
ihre Schubdüsen gezündet, um dann einen jeweils eigenen
Kurs zu verfolgen und in einem komplizierten Netz von Richtungen und
Vektoren, dem niemand mehr zu folgen vermochte, effektiv zu
verschwinden.
    Die passiven Langstrecken-Warnsysteme, die noch funktionierten,
suchten in der Zeit, die ihnen noch blieb, hoffnungsvoll nach
verdeckten fernen Sternen, d.h., sie beschränkten sich darauf,
das Netzwerk der feindlichen Schiffe dadurch auszumachen, indem sie
feststellten, wo diese dem natürlichen Sonnenlicht den Weg
versperrten.
    Dicogra lag zusammengerollt in einer der Kommandokapseln. Sie war
voll mit dem Schiff synchronisiert und hatte ihre Sinne überall.
Zu beiden Seiten nahm sie schwach die anderen Mitglieder ihrer
Besatzung wahr. Das kleine Schiff brauchte nur eine dreiköpfige
Mannschaft, ansonsten lief es automatisch. Die beiden anderen waren
ein Whule und ein Jajuejein, beides Neulinge, nicht nur, was sie und
das Schiff anging, sondern auch erst seit

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