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Kultur 08: Der Algebraist

Kultur 08: Der Algebraist

Titel: Kultur 08: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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der
Aussaatbewegung zum Opfer. Damit war der gesamte Raumsektor vollends
von der Zivilisation abgeschnitten.« Das schmale Lächeln
verschwand.
    »Zehn Tage bevor das Signal abgesetzt wurde, griff eine aus
etlichen hundert Großschiffen mit Gefolge und
Truppentransportern bestehende Invasionstruppe aus dem E-5-Separat
das Runanthril-System an, das vom E-5-Cluster aus gesehen
kernwärts liegt. Wir vermuten, die Angreifer wussten nicht, dass
Ruanthril kurz vorher ein neues Portal erhalten hatte und an die
Merkatoria angeschlossen war. Das System war bis dahin nicht Teil des
Komplexes gewesen, das mag die Fehleinschätzung erklären.
Jedenfalls waren Elemente der Generalflotte vor Ort, als die
E-5-Streitkräfte angriffen. Der Angriff wurde mit schweren
Verlusten auf beiden Seiten zurückgeschlagen.« Fassin war
ganz sicher, in diesem Augenblick so etwas wie Bestürzung
über die Gesichtspartien von Flottenadmiral Brimiaice huschen zu
sehen. »Ja«, sagte das Abbild wie als Reaktion darauf.
»Ich will nicht leugnen, dass auch wir überrascht wurden.
Wir hatten einfach nicht genügend Schiffe. Noch bedauerlicher
ist, dass im Anschluss das Portal zerstört wurde.« Hier
setzte Flottenadmiral Brimiaice, ein Quaup, jene ausdruckslose Miene
auf, die – wenn Fassin seinen Grundkurs für Gesichts-
[oder gesichtsäquivalente] und Körpersprache der
merkatorialen Spezies nicht ganz umsonst absolviert hatte -Schock und
nachträgliche Beschämung verriet.
    »Bevor es dazu kam«, fuhr das Hologramm fort,
»wurden allerdings Informationen aus dem gekaperten feindlichen
Flaggschiff in den Komplex übermittelt, unter anderem
persönliche Aufzeichnungen des gegnerischen Großadmirals
– also des Oberbefehlshabers der Invasionsflotte. Darin
bekundete er für die Nachwelt oder für seine Memoiren sein
Erstaunen darüber, dass so große Teile der gewaltigen
Militärmaschinerie, der er angehörte und auf die er so
stolz war, nicht dahin dirigiert würden, wo sie die
stärkste Wirkung erzielen oder helfen könnten, die
größte Zahl von Systemen in der kürzestmöglichen
Zeit zu erobern. Mit anderen Worten, nicht zu den größten
Sternenmassen, in Drehrichtung, rückwärts, aufwärts,
abwärts und besonders kernwärts – sondern weg von
diesen Regionen und hin zu den fast leeren Randbezirken der Galaxis,
zu den Südlichen Riffranken, zum Quaternärstrom und zum
Ulubis-System. ›Zu dem im Anus bohrenden, mit Scheiße
verschmierten Finger am Ende eines verdorrten Armes‹, wie er das
sehr bildlich ausdrückte.«
    Fassin hätte fast laut aufgelacht. Die meisten
Funktionäre auf den vorderen Plattformen zeigten sich,
angeführt von den Menschen, in irgendeiner Form schockiert,
entsetzt oder empört. Der Schutzanzug des Hierchon rollte einen
halben Meter zurück, als hätte man ihn geohrfeigt.
    Das Abbild warf in aller Ruhe einen Blick durch den Saal.
»Zugegeben, nicht sehr schmeichelhaft. Ich bitte um
Entschuldigung. Sie werden sich freuen zu erfahren, dass der Herr,
dem wir dieses denkwürdige Bild verdanken, zurzeit dem Geheimen
Inquisitariat der Vereinigten Streitkräfte bei seinen
Ermittlungen behilflich ist.«
    Auf einigen Gesichtern spiegelte sich Genugtuung, aber sie wirkte
gezwungen. Sie haben tatsächlich nichts gewusst, dachte
Fassin. Er hatte angenommen, der Hierchon und seine Vertrauten
wären in groben Zügen informiert worden, aber sie waren
offenbar ebenso ahnungslos gewesen wie er selbst.
    »Natürlich haben wir auch das Sondenprofil, das vor der
Invasion für die gescheiterte Eroberung von Ruanthril durch das
E-5-Separat erstellt wurde«, sagte das Hologramm, »sowie
die Profile mehrerer anderer Systeme, die mit der gleichen
Kombination von Streitkräften überfallen wurden. Die
Reflexionen des Befehlshabers der Invasionsflotte geben uns Grund zu
der Annahme, dass Ulubis in beträchtlicher Gefahr schwebt. Ein
Vergleich des Sondenprofils vor dem Angriff auf Ruanthril mit den
jüngsten Überfällen und anderen feindlichen Aktionen
innerhalb des Ulubis-Systems führt zu dem Schluss, dass besagte
Gefahr akut und in einem Zeitfenster von wenigen Monaten bis knapp
anderthalb Jahren zu erwarten ist. Für die Beyonder-Attacken
existiert ein seit langem akzeptiertes und sehr konsistentes
Angriffsprofil, und die Aggressionen, die das Ulubis-System im Laufe
der letzten drei Jahre erleben musste, fallen aus diesem
Rahmen.«
    Fassin vermutete hinter dieser Bemerkung eine leise Kritik am
Geheimdienst und den strategischen

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