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Kultur 08: Der Algebraist

Kultur 08: Der Algebraist

Titel: Kultur 08: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Ohren. Er erhob sich, wandte sich
dem Hierchon zu und verneigte sich langsam, aber nicht allzu tief. Er
hatte das Gefühl, als schrumpfte ihm das Fleisch auf den
Knochen. Alles schien sich um ihn zu drehen, er war froh, als er sich
wieder setzen konnte. Obwohl er dagegen ankämpfte, schoss ihm
das Blut in die Wangen.
    »Seher Taak wurde zwar vor Jahrhunderten geboren, aber er ist
noch ein junger Mann«, sagte das Abbild. »Er übt
seinen Beruf pflichtbewusst und mit guten Ergebnissen bei den
Gasriesen-Dwellern des Planeten Nasqueron aus. Für viele von
Ihnen ist er, soviel ich weiß, kein Unbekannter. Nun wurde er
zur Ocula der Justitiarität versetzt und in den Rang eines
Majors erhoben. Die Gründe dafür werden sich zu gegebener
Zeit erschließen.«
    Fassin fühlte sich immer noch sehr im Mittelpunkt der
Aufmerksamkeit, bemerkte aber, wie ihm Colonel Somjomion, die
Menschenfrau, die als kommissarischer Stabschef die im Ulubis-System
stationierte Einheit der Justitiarität leitete, bei diesen
Worten von ihrer Plattform auf der anderen Saalseite aus vorsichtig
zulächelte. Fassin war nicht sicher, ob man bei der
Justitiarität salutierte oder nicht, so erhob er sich nur ein
wenig von seinem Sitz und nickte förmlich.
    Bei sich dachte er: Oh, verdammt!
    Das Hologramm über der Kochkessel-KI fuhr fort: »Der
Grund, warum Seher – Major - Taak heute hier ist und hören
kann, was ich Ihnen zu sagen hatte, ist folgender: Er hat etwas
entdeckt – genauer gesagt, aber ohne ihm zu nahe treten zu
wollen, er ist über etwas gestolpert – was überhaupt
erst dazu geführt hat, dass ich heute hier bin.«
    Verdammter Mist. Ich hatte immer schon befürchtet, dass
mich die Trips eines Tages umbringen würden, aber ich dachte
dabei eher an eine technische Panne. Allerdings war Colonel
Somjomions Lächeln zwar zurückhaltend, ja sogar vorsichtig,
aber weder gehässig noch spöttisch gewesen. Vielleicht
komme ich doch noch mit dem Leben davon.
    »Womit wir natürlich beim eigentlichen oder jedenfalls
beim wichtigsten Grund für meinen Auftritt in dieser nahezu
beispiellosen Form wären.« Das Hologramm tat so, als wollte
es tief Luft holen.
    Dann schaute es langsam in die Runde und bemerkte
schließlich: »Sie werden mir sicher beipflichten, dass
Ulubis ein angenehmes und einigermaßen begünstigtes System
ist.« Wieder hielt es inne.
    Fassin hörte inzwischen sehr aufmerksam zu und wäre jede
Wette eingegangen, dass die alte Redensart von der Stecknadel, die
man angeblich fallen hören könne, wörtlich zu nehmen
war. »Und«, sagte die Projektion mit einem strahlenden
Lächeln, denn jetzt war sie sicher, die volle Aufmerksamkeit
aller Anwesenden auf sich gezogen zu haben, »als Zentrum der
Dweller-Forschung ist es in der ganzen Galaxis gerade für
Altertumsforscher und Intellektuelle sicherlich nicht ohne
Bedeutung.« Wieder eine Pause. Fassin hatte den Eindruck, dass
die KI, die das Hologramm steuerte, durchaus auch imstande war, ihm
ein Funkeln in die Augen zu zaubern.
    »Man könnte sich dennoch die Frage stellen – auch
hier hoffe ich, niemandem zu nahe zu treten – warum gerade
Ulubis die Aufmerksamkeit unserer neuen Gegner aus dem Cluster
Epiphanie Fünf auf sich gezogen hat. Man könnte sich sogar
überlegen – wenn man weiß, wie wichtig es der
Merkatoria ist, all die vielen, vielen Systeme wieder zu vernetzen,
die seit Jahrtausenden ohne Arteria-Zugang sind – warum der
Transport eines neuen Portals von Zenerre nach Ulubis mit solchem
Eifer in Angriff genommen wurde, während dichter bevölkerte
Systeme von größerer strategischer Bedeutung, die zu jener
Zeit eindeutig unter größerem Druck standen, doch wohl
mehr Anspruch auf die Mittel und die Fachkenntnis unserer
geschätzten Kollegen von der Technik-Fakultät hätten
anmelden können. Bedenkenswert wäre weiterhin, warum das
Technikschiff Esttaun Zhiffir vonjenen Einheiten der
Generalflotte begleitet wird, denen mein Original anzugehören
die Ehre hat – ja, warum das T-Schiff Esttaun Zhiffir überhaupt mit solchem militärischem Aufwand eskortiert
wird.« Das Hologramm hob den Kopf und schaute abermals in die
Runde. »Vielleicht wäre es nicht einmal völlig
abwegig, die vermeintlich unstrittigen Hypothesen und längst
feststehenden Schlussfolgerungen in Zusammenhang mit der
Zerstörung des Ulubis-Portals durch die Beyonder-Rebellen vor
mehr als zweihundert Jahren neu zu hinterfragen.«
    Fassin spürte, wie der ganze Saal leise erschauerte. Geht
es hier

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