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Kultur 08: Der Algebraist

Kultur 08: Der Algebraist

Titel: Kultur 08: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Planungsinstanzen des Systems,
insbesondere der Navarchie. Flottenadmiral Brimiaice verhielt sich
auffallend still, wie um nicht mehr Aufmerksamkeit als unbedingt
nötig auf sich zu lenken. Die Information ließ
außerdem auf ein größeres Vertuschungsmanöver
schließen. Fassin hatte ebenso wie Verpych geglaubt, diese
›aus dem Rahmen fallenden‹ Angriffe hätten erst vor
etwas mehr als einem Jahr begonnen; dagegen hatte diese KI Zugriff
auf Informationen, wonach die Attacken schon zwei Jahre länger
andauerten. Aber das war nicht weiter überraschend. Man war
längst daran gewöhnt, von den Behörden
löffelweise mit rosarot gefärbten Falschinformationen
gefüttert zu werden – und vorsichtshalber kein Wort zu
glauben. Misstrauen kam erst dann auf, wenn man etwas
präsentiert bekam, das aussah wie die schlichte, ungeschminkte
Wahrheit.
    »Ich habe noch mehr zu sagen«, erklärte das Abbild
über dem Kochkessel den versammelten Zuhörern. »Aber
ich spüre, dass einige von Ihnen kaum noch an sich halten
können. Deshalb möchte ich Sie jetzt bitten, Ihre Fragen zu
dem bisher Gehörten anzubringen. Sie brauchen sich im
Übrigen nicht vorzustellen – sämtliche Anwesenden sind
mir bekannt.«
    Alles schaute auf den Hierchon, der auch gleich lospolterte:
»Maschine, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für diese
Invasion?«
    Das Hologramm schien von der ersten Frage nicht sonderlich
beeindruckt zu sein. Hatte es nicht sogar einen Seufzer
ausgestoßen?
    Fassin bekam die Antwort nur mit halbem Ohr mit; den folgenden
Fragen und Antworten schenkte er noch weniger Beachtung. Es gab keine
Informationen, die über das bereits Gehörte wesentlich
hinausgegangen wären, und die meisten Äußerungen
fielen im Grunde in die Kategorie von: Bist du sicher? Hast du den
Verstand verloren? Belügst du uns, Monstrum? Und: Man wird doch
hoffentlich nicht mir die Schuld daran geben?
    Er wandte sich dem Sensorschirm zu und rief ein vernünftig
dimensioniertes Hologramm auf, um sich eine genauere Vorstellung von
der galaktischen Topografie zu verschaffen, um die es ging. Dann
schaltete er zwischen der Verteilung der Zivilisationen im
näheren Umkreis, wie er sie bis heute gekannt hatte –
tatsächlich waren die Daten zweihundertfünfzig Jahre alt
–, und der aktualisierten, erst siebzehn Jahre alten Version hin
und her, die von der KI eingebracht worden war. Dabei wechselten die
Sterne in riesigen Raumabschnitten von einer Falschfarbe in eine
andere, so dass er sehen konnte, wie weit diese Hegemonie des
Separat-Clusters Epiphanie Fünf ihren Einfluss bereits
ausgedehnt hatte.
    »… mit aller Kraft Widerstand leisten!«,
brüllte Flottenadmiral Brimiaice.
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte das Hologramm.
»Allerdings weist alles darauf hin, dass Sie um ein Mehrfaches
unterlegen wären, selbst wenn Sie alle verfügbaren Mittel
und Ihre gesamte Zeit in ein Notprogramm zum Bau von Kriegsschiffen
steckten und vollständig auf Kriegswirtschaft
umstellten.«
    Flottenadmiral Brimiaice raste vor Wut.
    Auch Fassin hatte eine Frage auf dem Herzen, die er aber der Kl
nicht stellen wollte. Er hatte ohnehin das dumpfe Gefühl, sie
würde früher beantwortet werden, als ihm lieb sein konnte.
Die Frage lautete: Was ›zum Teufel‹ geht das alles mich
an?
    »Darf ich fortfahren?«, fragte das Abbild, als nach den
nächsten Beiträgen unverkennbar war, dass die Fragen zu
Unschuldsbeteuerungen, heroischen Entschlossenheitsbekundungen,
positionswahrenden Erklärungen und Angriffen gegen andere
anwesende Funktionäre zu entarten drohten und sich zunehmend der
Grenze zur Geschmacklosigkeit näherten. Das Hologramm
lächelte bedauernd. »Ich begreife durchaus, dass meine
bisherigen Ausführungen für Sie alle in gewisser Weise
schockierend sind. Dennoch waren sie, so Leid es mir tut, nur
Vorbemerkungen. Der wichtigste Teil meines Auftrags folgt erst
jetzt.«
    Admiral Quiles Abbild hielt inne, um auch diese Aussage wirken zu
lassen. Endlich sagte es: »Gut. In diesem Saal befindet sich ein
Herr, der sich gewiss schon seit einer Weile fragt, was er eigentlich
hier zu suchen hat.«
    Fassin dachte gerade noch: Oh Scheiße, dann traf ihn
der Blick des Hologramms. Sah es jetzt wirklich ihn an? Sahen auch
alle anderen, dass es ihn ansah? Köpfe oder andere geeignete
Körperteile drehten sich in seine Richtung. Die Antwort lautete
wahrscheinlich ›ja‹.
    »Seher Fassin Taak, würden Sie sich den anderen zu
erkennen geben?«
    Fassin rauschte das Blut in den

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