Kunden aus der Hölle
Schon bald sandten die Menschen mir ihre eigenen Geschichten aus den verschiedensten Dienstleistungsbereichen. Das war großartig, denn endlich fühlte sich keiner mehr so allein mit all diesen frustrierenden und teilweise hirnrissigen Erlebnissen. Alles relativierte sich ein wenig, denn fast jeder hatte eine noch schlimmere Geschichte parat als man selbst. Oft schlug so die Stimmung von »zum Haareraufen« um in haltloses Gelächter, und statt Tränen der Verzweiflung liefen mir plötzlich die Lachtränen übers Gesicht.
Mit der Zeit wuchs eine recht beachtliche Sammlung an kurzen Texten heran, die in diesem Buch ihren verdienten Platz erhalten sollen. Schwarz auf weiß und vor allem originalgetreu kann man sich hier von den Leiden des Dienstleistertums bei der täglichen Arbeit am und mit dem Kunden überzeugen.
Da das persönliche Erleben des Dienstleisters bei allen dokumentierten Dialogen im Mittelpunkt steht, redet im Blog und in diesem Buch immer ein »Ich« mit einem »Kunden«. Dieses »Ich« bin nicht immer ich selbst, auch wenn ich mich ihnen allen eng verbunden fühle in ihrem Kampf mit den Höllenkunden.
Trotz allem Spott – dieses Buch soll nicht spalten, sondern vereinen, was doch zusammengehört. Denn ohne den Kunden würden die Dienstleister schlecht dastehen. Und auch König Kunde hätte keinen Freund und Helfer in der Not oder gar den Dummen, der so manches Mal dafür herhalten muss, wenn er am Morgen mit dem falschen Bein aufgestanden ist. Vor allen Dingen aber sollen die kleinen Geschichten eine Menge Spaß machen.
Neben dem Kunden gibt es noch eine andere Gattung der Widersacher im täglichen Berufsleben: die lieben Kollegen. Sie bekommen im letzten Kapitel des Buches ihr Fett weg, denn sie machen einem das Leben auch nicht immer einfacher – ganz im Gegenteil. Tatsächlich erwies sich das Bedürfnis nach einer Abrechnung mit den Mitstreitern als weitaus größer als gedacht. Im Lauf der Zeit bekam ich immer mehr Geschichten zugesandt, die sich nicht um den Ärger mit Kunden, sondern vielmehr mit Kollegen drehten. Wenn Mitarbeiter X zum tausendsten Mal die gleiche Frage stellt – die man gerade des Langen und Breiten einem renitenten Kunden erklärt hat –, kann das an die Substanz gehen. Somit war der Schwesterblog »Kollegen aus der Hölle« schnell geboren. Für viele ein begrüßenswertes Ventil und für die Leserschaft eine willkommene Fortführung an lustigen und abstrusen Geschichten.
Ich selbst war in meinem Berufsleben immer mit wirklich sympathischen Kollegen gesegnet, und ich hoffe, dass das in Zukunft auch so bleiben wird. Falls nicht, weiß ich schon, welche Lektüre ich empfehle.
Einst trafen Kunden und Verkäufer sich auf den Basaren und Märkten. Da wurde gehandelt, wehgeklagt, gelacht, gezecht oder gar bedroht. Kundennähe im wahrsten Sinn des Wortes und für die meisten heutzutage vielleicht ein bisschen zu viel des Guten. Dagegen bietet eine Ladentheke eine gesunde Distanz – meint man.
Im Zeitalter der elektronischen Kommunikation wird der persönliche Kontakt immer seltener. Schade eigentlich, denn im Grunde ist die zwischenmenschliche Begegnung doch etwas Schönes. Allerdings sind es nur selten Sympathiebekundungen, der empfundene Dank für die lange Beratung oder die Begeisterung für ein gekauftes Produkt, die einen Kunden dazu bringen, sich erneut auf den Weg in den Laden zu begeben. Mit Höflichkeitsbesuchen hat das Ganze schon gar nichts gemein. Deshalb gilt: Wenn es erst einmal so weit gekommen ist, dass der Kunde tatsächlich im Laden steht, gibt es keinen Ausweg mehr. Man ist den bohrenden Fragen, prüfenden Blicken und ungläubigen Kommentaren schutzlos ausgeliefert. Es gibt auch keine Bedenkzeit wie beim Antworten auf eine E-Mail, man ist sofort gefordert und muss mit seinem ganzen Fachwissen und dem nötigen Respekt alle Fragen und Wünsche des Kunden zu seiner vollsten Zufriedenheit erfüllen. In manchen Momenten fragt man sich vielleicht, warum der Kunde überhaupt den Laden betreten hat. Manchen möchte man gar unterstellen, nur einen Ort gesucht zu haben, um der schlechten Laune freien Lauf zu gewähren. Denn egal, wie ausführlich man berät und welche Erklärungen man bietet, er gibt sich mit nichts zufrieden. Da wäre es einem dann doch lieber gewesen, der Kunde hätte irgendwo online bestellt und sich anschließend an die dortige Hotline gewandt.
All die folgenden Geschichten sind authentisch, wortgetreu so erlebt von mir selbst und
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