Kunden lesen
sondern scheint das für eine realistische Einschätzung zu halten, denn er lacht und fordert zusätzlich noch eine Ersatzhose ein: »Der Tag wird lang, und bevor Julia mir nachher böse ist wegen eines Flecks, ziehe ich mich lieber noch mal um.«
Mit viel Spaß an der Sache auf allen Seiten wird eine komplette Hochzeitsausstattung zusammengestellt: Anzug, zweite Hose, Hemd und Ersatzhemd, Krawatte, Einstecktuch, Gürtel und sogar Schuhe haben Romeo und Julia mit Hilfe von Kalle Eckenfels ausgesucht und sind rundherum zufrieden mit ihrer Wahl. Auch der Freund strahlt, denn seine Meinung war bei jedem Accessoire gefragt. Insgesamt hat der ganze Einkauf keine Stunde gedauert. Kalle Eckenfels trägt die gesammelte Beute zur Kasse, während Romeo wieder in seine eigene Kleidung steigt. »Die verdienen heute ganz schön an uns. Rechne das bitte mal zusammen«, sagt er in der Umkleidekabine zu seiner Verlobten, die schon längst mitkalkuliert hat und ihm wissend lächelnd die Endsumme nennt.
»Also, wir haben jetzt ja wirklich schnell alles zusammengestellt, und ich hätte vorher echt nicht gedacht, dass ich die gesamte Ausstattung hier bei Ihnen finde. Da kommt ja jetzt doch einiges zusammen. Was können Sie da denn noch am Preis machen?«, fragt Romeo den Verkäufer. Kalle Eckenfels, der gerade die Einkäufe zusammenlegt, runzelt die Stirn und zögert kurz: »Ich könnte Ihnen noch ein Paar dunkle Socken dazugeben.«
»Echt, nur ein paar Socken bei fast 1800 Euro?«, zeigt sich der Bräutigam etwas ungehalten. Kalle antwortet bedauernd, ich kann da leider nicht mehr für Sie tun. Unsere Preise sind extrem knapp kalkuliert.«
»Ach, dann legen Sie mir das bitte zurück, ich überlege es mir erst noch mal.«
»Wie kleinlich dieser Verkäufer ist«, hört Kalle Eckenfels den Kunden auf dem Weg zur Tür zu seinem Freund sagen. Wie Kalle schon befürchtete, kam dieser Kunde nicht zurück. Nicht etwa weil die Hochzeit ausgefallen war, sondern weil das Paar die passende Kleidung woanders gekauft hat.
Mit Huckel oder Senke?
Nicht nur Verkäufer brauchen einen guten Riecher für den Umgang mit ihren Kunden. Auch Kunden gehen immer der eigenen Nase nach, wenn sie ein Geschäft betreten oder eine Verkaufsverhandlung beginnen. Der eine ist immer auf der Suche nach dem besten Schnäppchen im Angebot und hat einen knallharten Instinkt dafür, immer den günstigsten Preis zu ergattern. Und darauf legt er auch sehr viel Wert. Dem anderen ist das Gefühl der Zusammengehörigkeit wichtiger als jeder Preisnachlass. Seine Einkäufe sollen nicht nur seinen eigenen Bedarf decken, sondern auch andere glücklich machen. Am liebsten würde er Freundschaft mit dem Verkäufer schließen.
So gegensätzlich diese beiden Verhaltensweisen auch sind, auf die Nase kommt es an. An ihr lässt sich bereits im Vorfeld ablesen, wie sich ein Mensch in einer Kaufsituation verhalten wird.
Sichtbarer Huckel – der Schatzmeister
Der Umgang mit Geld liegt ihm einfach sehr gut, er hat den richtigen Riecher bei der Verwaltung von Finanzen und lebt dabei einen ganz grundsätzlichen Wesenszug seiner Persönlichkeit aus: das Umsorgen seines Umfelds. Für ihn heißt das, das aktuelle Preisgefüge stets zu überblicken und auch für Familie, Firma oder Freundeskreis Schnäppchen an Land zu ziehen. Das ist seine Stärke. Seine Grundhaltung dabei: Lohnen muss es sich, und Profit ist immer gut. Diese Einstellung macht vor dem Arbeitstempo nicht halt, denn »Zeit ist Geld«. Der Schatzmeister handelt schnell und möchte zügig zu Entscheidungen gelangen – eine Eigenschaft, die er kaum verbergen kann.
Als guter Controller ist er pragmatisch veranlagt und kann gut delegieren. Lob und Anerkennung hört er trotzdem gerne, denn auch ein Schatzmeister wünscht sich Wertschätzung. Deshalb berichtet er auch so gerne Freunden und Bekannten von seinen Erfolgen bei der Jagd nach guten Preisen.
Schatzmeister sind die typischen Meilensammler bei Airlines, die sich zum Beispiel durch viele Flüge einen bestimmten Kundenstatus erwerben. Wenn sie dadurch etwa schneller einchecken können als normale Kunden, schlägt ihr Schatzmeisterherz gleich doppelt so schnell vor Freude.
3-Sekunden-Scan: So erkennen Sie den Schatzmeister
Der Nasenrücken des Schatzmeisters wölbt sich deutlich nach außen und bildet einen sichtbaren Huckel. Keine Frage: Wenn es um den Preis geht, sind Schatzmeister auch optisch ganz vorn mit dabei.
1. »Ich kaufe am liebsten Sonderangebote«
Profit
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