Kunst des Feldspiels
Achseln, hielt
man es auf Armeslänge, damit es einem nicht das Hemd volltropfte –, obwohl
Schwartz’ Hemd bereits von dem verschütteten Tequila nass war. Starblind trat
aus, seine Füße ruderten wild durch die Luft. Schwartz drückte ihn gegen die Seite
des Buck-Hunter-Automaten. Der Apparat schwankte und bebte. Die beiden
muskulösen Städter wandten sich ihnen zu, um ihr Missfallen anzumelden,
überlegten es sich aber anders, als sie Schwartz’ zornig warnenden Blick sahen.
Schwartz knallte seinen
linken Unterarm gegen Starblinds Schlüsselbein und fixierte ihn an der
Maschine. Starblinds Kopf schnellte nach hinten und krachte gegen das Plastik.
Der Schmerz machte Starblind wütend, und wenn er wütend war, lächelte er. Das
Besondere an ihm war, dass er nie nachgab. »Was zum Henker ist dein Problem?«,
sagte er. »Dir bläst Henry doch schon seit Jahren einen. Ich wollte doch auch
nur ein bisschen Skrimshander-Liebe.«
Schwartz ließ seinen
Arm von Starblinds Brust hoch gegen dessen Adamsapfel schnellen. Starblind
drehte hustend den Kopf zur Seite, um atmen zu können. Er stieß Schwartz ein
Knie in die Hoden – nur ein Streifhieb, aber immerhin. Schwartz krümmte sich,
richtete sich wieder auf, stieß Starblind mit der flachen Hand vor die Stirn
und ließ seinen Kopf erneut gegen das Plastik krachen. Starblinds Augen
rotierten. Er drehte und wand sich, und es gelang ihm, eine Hand zumindest so
weit zu befreien, dass er ein paar wilde Schläge austeilen konnte.
Selbst durch den
Schleier der Wut bemerkte Schwartz, dass die Schlägerei in der
menschengefüllten und lauten Bar allmählich Aufmerksamkeit erregte. Er musste
die Sache zu Ende bringen, bevor irgendein Bulle aufkreuzte, den er nicht
kannte, und die Kacke am Dampfen war. Am liebsten hätte er Starblind
umgebracht, aber stattdessen ballte er die Faust und trieb sie, so fest er
konnte, hinab in Starblinds Solar Plexus; dort würde es niemand sehen, und der
Schmerz würde ihn nicht davon abhalten, am nächsten Tag zu spielen. Alle Luft
entwich aus Starblinds Körper, als er seitlich am Automaten hinab und auf den
vom Bier glitschigen Boden rutschte. Er sah zu Schwartz auf und nieste
bemitleidenswert.
»Hey«, protestierte
Sophie, als Schwartz ihren alkoholschweren Arm anhob, sich ihn um den Nacken
legte und sie in Richtung Ausgang bugsierte. »Ich dachte, wir würden noch ein
paar Schnäpse trinken. Wo ist Henry? Wo ist Adam?« Sie kam an sein Ohr, um ihm
etwas anzuvertrauen. »Er ist scharf . Ich mein,
richtig scharf.«
»Ein echter Traummann.«
Owen hielt die Tür auf, Lopez salutierte, und sie traten hinaus in die Nacht.
»Mein Auto steht ein
Stück die Straße hinunter«, sagte Schwartz. »Hier entlang.«
Noch bevor sie den
Buick erreichten, klingelte Schwartz’ Telefon. Wahrscheinlich hatte es sogar
die ganze Zeit über geklingelt, aber er hatte in dem Lärm im Bartleby’s nichts
davon mitgekriegt. Er schaute aufs Display: ZUHAUSE.
»Hey.«
»Hey«, sagte Pella.
»Und, habt ihr ihn?«
»Wir haben einen
Skrimshander gefunden. Aber nicht den, nach dem wir gesucht haben.«
»Was meinst du?«
»Sophie meine ich.
Sophie, du erinnerst dich? Die süße Kleine, um die du dich kümmern solltest?
Sie war im Bartleby’s, total besoffen, und hat sich von Starblind das Gesicht
ablecken lassen. Also hab ich ihn auf den Rücken gelegt, was ich vielleicht
nicht hätte tun sollen, aber gut.« Schwartz, jetzt wieder in Fahrt, schlug mit
der Pranke auf die Motorhaube des Buick. »Was hast du gemacht, sie abgefüllt
und dann an den zwielichtigsten Typen verschachert, den du finden konntest? Was
hast du dir dabei gedacht? Wo bist du überhaupt?«
»Ich bin bei dir zu
Hause.«
»Ich weiß, wo du
bist!«, brüllte Schwartz. »Warum bist du nicht bei Sophie? Wieso bin ich der
Babysitter der ganzen verdammten Uni? Es ist ja nicht so, dass ich keine
eigenen Probleme hätte.« Seine Stimme hallte die windgepeitschte Straße
entlang. Eine Traube Studentinnen im zweiten Jahr wankte auf Stöckelschuhen
vorbei, auf dem Weg vom Bartleby’s zu irgendeiner Privatparty. Keine zwei ihrer
Tops oder gerüschten Miniröcke waren in Schnitt oder Farbe identisch, und durch
diese geringfügigen Variationen wirkten ihre Outfits umso sorgfältiger
aufeinander abgestimmt, als sie sich unterhakten und vorbeiliefen und dabei so
taten, als hörten sie nicht zu.
Schwartz suchte Trost
in einem langen Blick auf die zehn schlanken Schenkel, die sich in der Kälte
rosa verfärbt
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