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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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die
Schulter. »Da ist Adam.«
    »Wo?«
    »Am Ende des Tresens.«
    Sein Gesicht wurde von
der üppigen, weizenfarbigen Mähne des Mädchens verdeckt, das er küsste, aber
die schimmernde silberne Jacke gehörte ganz zweifellos Starblind. Als der Kuss
vorüber war, zog er ein Stück Limonenschale aus dem Mund, ließ sie in ein
kleines Schnapsglas fallen und hob zwei Finger, um beim Barkeeper eine weitere
Runde zu bestellen. Das Mädchen legte ihm einen Arm um den Hals und lehnte in
alkoholbedingter Anbetung den Kopf an seine Schulter.
    »Oje«, sagte Owen.
    Mit den Ellbogen
kämpfte Schwartz sich durch die wogende, halb tanzende Menge, die Hände in
einem langsamen Rhythmus zu Fäusten ballend und wieder entspannend. Der
Barkeeper schenkte zwei weitere Tequila aus. Sophie stand auf, raffte ihr Haar
zu einem Bündel, das sie mit beiden Händen hochhielt, und bot Starblind ihren
Hals dar, der ihn langsam leckte, dann einen Salzstreuer vom Tresen nahm und
etwas Weiß auf Sophies feuchte Haut sprenkelte. Aus den Dosen mit Barzutaten fischte
Sophie sich eine Limettenspalte und platzierte sie, das Fruchtfleisch nach
außen, zwischen ihren Zähnen. Sie schloss die Augen und legte den Kopf in den
Nacken. Starblind beugte sich vor, leckte ihr langsam und eidechsenhaft das
Salz vom Hals und kippte, während er zum Kuss ansetzte, mit einer heimlichen
Bewegung seines Handgelenks einen stroboskopbeleuchteten Tequila über die
Schulter und mitten auf Schwartz’ Hemd.
    »Tag zusammen«, sagte
Schwartz.
    Starblind wurde bleich.
»Mikey!«, quietschte Sophie vor Freude, schlang Schwartz die Arme um den Hals
und gab ihm ein Küsschen auf die Wange. Sie hatte dieselbe fischbauchweiße
Hautfarbe wie ihr Bruder, nur ohne den Windbrand-Teint, der von Treppenläufen
im Stadion an Wintermorgen herrührte, dafür mit einem marmorierten Glühen, das
vom Tequila kam und sich von ihren Wangen bis zum Ausschnitt ihres
butterfarbenen Sommerkleids erstreckte. »Öchen!«, jubelte sie und vergab ein
weiteres Küsschen.
    Der Buddha lächelte die
Sorte unbeeindruckten Lächelns, das ihm zu seinem Spitznamen verholfen hatte.
»Hallo, meine Liebe. Amüsierst du dich?«
    » Ja. Wo ist mein Bruder? Ich muss meinen Bruder finden. Wir müssen alle einen
Schnaps trinken.«
    »Wir dachten, ihr
hättet ihn vielleicht gesehen«, sagte Schwartz. »Wo ist Pella?«
    »Pella«, sagte Sophie,
»ist so schön .«
    »Das stimmt. Buddha,
würdest du Sophie einen Kaffee bestellen? Ich muss mich mal kurz mit Adam
unterhalten.«
    »Aye, aye, Captain.«
Owen legte Sophie einen schlanken Arm um die Schultern und führte sie weg, mit
der anderen Hand gestikulierend, während er zu irgendeiner komplizierten
Geschichte anhob. Sophie nickte wie hypnotisiert, eine Braue hochgezogen, um zu
zeigen, dass sie klug genug war, seinen Worten folgen zu können, wie betrunken
sie auch sein mochte. Guter alter Buddha.
    Schwartz sah Starblind
an, in dessen Gesicht die Farbe zu einem großen Teil zurückgekehrt war, auch
wenn von dem arktischen Starblind-Lächeln jede Spur fehlte. »Wo ist Pella?«
    Starblind zuckte
missmutig mit den Schultern. »Ich hab die beiden auf der Straße getroffen.
Pella meinte, ihr ging’s nicht gut.«
    »Sie hat dir Sophie
anvertraut?« Schwartz konnte immer nur in einem gewissen Maß auf Starblind
wütend sein. Starblind war eben Starblind, wie ein Hund ein Hund und ein Hai
ein Hai war. Von einem Hai verlangte man ja auch nicht, dass er moralische
Entscheidungen traf. Aber Pella – was hatte sie sich nur dabei gedacht, Henrys
Schwester einem Hai auszuliefern? Warum, warum, warum? Wie unverantwortlich
konnte man sein? Er hatte ihr vertraut, wollte ihr vertrauen, wollte sie an
demselben Maßstab messen wie sich selbst. Und dann tat sie so etwas. »Um
Mitternacht ist Zapfenstreich fürs Team«, sagte er.
    »Das könnte ich auch zu
dir sagen.«
    Schwartz starrte auf
eine Weise auf ihn hinunter, die seinen Größenvorteil noch betonte. »Würde ich
dir nicht empfehlen.«
    »Ich hab nichts
getrunken«, sagte Starblind. »Falls es das ist, was du denkst. Nur Sophie die
Bar gezeigt.«
    »Sie ist Henrys
Schwester.«
    »Na und? Hast du noch
nie was mit der Schwester von irgendwem angefangen?«
    »Sie ist siebzehn.«
    Starblind zuckte mit
den Schultern. »Sie hat achtzehn gesagt. Jedenfalls schuldet mir Skrim was. Der
kleine Drecksack hat mir heute einen Sieg vermasselt.«
    Schwartz hob Starblind
hoch, wie man ein Baby aus der Wanne hebt – die Hände unter den

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