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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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Hits beisteuerte und den Save im ersten Durchgang sicherte,
obwohl er auf dem Platz an schweren Unterleibsschmerzen gelitten hatte. Das
zumindest gab er nach dem Spiel zu Protokoll, wobei er sein Trikot anhob und
ein mit blauen Flecken übersätes, aber eindrucksvoll definiertes Sixpack
präsentierte.
    Neuzugang Izzy Avila erwies sich als vortrefflicher
Ersatzmann für den abwesenden Skrimshander – er machte zwei Runs in Folge und
patrouillierte in der Spielfeldmitte, wie Crockett und Tubbs zu Zeiten der
frühen Madonna in Miami: mit Spürsinn. Ein oder zwei akrobatische Spielzüge
ließen Zuschauer sogar den Namen des Shortstops flüstern, den er ersetzte – ein
Mann, von dem es stets geheißen hatte, er sei nicht zu ersetzen. »Izzy war
flott unterwegs«, räumte Ron Cox, der schnurrbärtige Manager der Mannschaft
ein, ein Schrank von einem Mann mit einem Hang zur Untertreibung.
    Unterdessen zuckte Schwartz nur mit den Schultern, als
ich ihn fragte, ob Skrimshanders offenbar unentschuldigtes Fehlen, nachdem er,
der lange mit schwindendem Selbstvertrauen zu kämpfen gehabt hatte, am Tag
zuvor mitten im Inning vom Platz gegangen war, die Vorbereitungen der
Mannschaft für ihr erstes Regionalturnier beeinträchtigen würde. »Morgen ist
Skrimmer wieder da«, knurrte er. »Darauf können Sie Ihren gottver-« [Forts. auf
S.  B 3]
    Henry riss die Seite herunter, schnetzelte sie in dünne
Konfettistreifen und pinkelte darauf. Als er sich die Hände wusch, sah er im
Spiegel, welches Bild er in seinem schmutzigen Sweatshirt abgab. Seit Tagen
hatte er sich weder rasiert noch geduscht. Lopez war nicht einfach nur nett –
er versuchte ihn bei Laune zu halten, wie man einen gefährlichen Irren bei
Laune zu halten versuchte.
    Seine Beine fühlten sich wackelig an. Er drückte sich im
Eingangsbereich der Toiletten herum, bis Lopez am anderen Ende der zunehmend
bevölkerten Theke zu tun hatte. Dann schob er einen Zwanziger unter sein leeres
Glas, hastete durch die Tür nach draußen, überquerte die Bahngleise und hielt
auf das Herz des verwaisten Stadtzentrums zu, wo es selten einen Studenten hinzog.
    Jemand lief auf ihn zu
oder versuchte es zumindest. Es war Pella Affenlight.
    Sie sah ihn zunächst
nicht. Sie versuchte angestrengt, ein vierbeiniges Möbelstück den Bürgersteig
entlangzubugsieren, indem sie es anhob und seine flache Oberseite an ihre Brust
presste, sodass die Beine des Möbels in Henrys Richtung zeigten. Wenn sie es
einmal in der Luft hatte, konnte sie nur ein paar Schritte vorwärtstaumeln, bis
sie es, begleitet von einem Schwall leiser Flüche, wieder absetzen musste.
    Als er sich auf ihrer
Höhe befand, war es unmöglich, nicht stehen zu bleiben – sie waren die einzigen
Menschen auf der Straße. Sie sahen sich über den Schreibtisch hinweg an.
    Pella zog eine
Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug aus der Tasche ihres Sweatshirts,
klopfte eine Zigarette heraus und zündete sie an. Henry streckte die Hand aus.
Pella sah ihn an. »Sicher?«, fragte sie.
    Henry nickte. Sie hielt
ihm die Zigarette hin. »Achtung, die sind stark.«
    Henry hätte stark nicht
von schwach unterscheiden können. Er steckte sie sich zwischen die Lippen.
    »Es ist nicht so
bescheuert, wie es aussieht.« Sie nickte zu dem Schreibtisch hinüber, während
sie sich eine zweite Zigarette anzündete. »Oder doch, es ist so bescheuert. Ich wusste, dass ich ihn nicht nach Hause tragen kann. Aber ich
wollte ihn unbedingt haben.«
    Die Zigarette hatte
keine große Wirkung. Henry versuchte es Pella gleichzutun und zog diesmal
richtig fest daran. Ein Schwindelgefühl explodierte in seinem Kopf, und er
stützte sich mit der Hand, die die Zigarette hielt, auf dem Schreibtisch ab, um
das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Die andere hob er an den Mund und hustete
ein wenig Flüssigkeit hinein.
    »Alles in Ordnung,
Henry?«
    Er nickte.
    »Komm. Wir setzen dich
mal kurz hin.« Pella nahm ihn bei der Hand und führte ihn zum Bordstein, wo sie
sich setzten, die Füße auf der Straße. »Ich habe ein neues Zimmer«, sagte sie,
um ihn abzulenken. »In der Groome Street, bei zwei Studentinnen aus dem dritten
Jahr, Noelle und Courtney. Es gab noch eine dritte Mitbewohnerin, aber sie ist
mitten im Semester ausgezogen – der generellen Atmosphäre in der Wohnung nach
zu urteilen, ist sie wahrscheinlich wegen ihrer Essstörung in Behandlung. Und
als ich meinen Ring verpfänden wollte, um die Miete bezahlen zu können, habe
ich diesen Schreibtisch im

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