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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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kannst dich auf mich
verlassen, ich liebe dich –, so konnte er in Bezug auf Owen nur etwas
gänzlich anderes bedeuten, etwas, das auszusprechen Affenlight noch nicht
bereit war. Im September würde Owen nach Japan gehen und allenfalls zu seiner
Abschlussfeier nach Westish zurückkehren. In diesem Teil des Landes gab es
nichts für ihn, aber auch rein gar nichts. Affenlight hingegen hatte ein
College und eine Tochter, jedenfalls noch die nächsten vier Jahre lang, und
dann würde er fünfundsechzig sein. Ein Hauskauf wäre das Eingeständnis der
Tatsache, dass er sich ein Leben ohne Owen vorstellen konnte – oder dass er
sich immerhin mit dem Gedanken angefreundet hatte, es zu versuchen.
    Contango ließ sich
wenige Zentimeter von Affenlights Stuhl entfernt auf dem blassen Küchenboden
nieder, majestätischer Kopf auf majestätischen Pfoten. Gemeinsam sahen sie
Sandy dabei zu, wie sie Möhren und Orangen wusch und schälte, um sie in einen
Entsafter zu stecken. »Sieht aus, als hätte da jemand einen neuen Freund«,
sagte sie. »Tja, ich will ja nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber sollen wir
dann mal über Geld reden?«
    »Kann ja nicht
schaden.«
    Sie nannte ihm den
Listenpreis. Er pfiff durch die Zähne. »Ich dachte, der Immobilienmarkt wäre
zusammengebrochen.«
    Sandy lachte. »Qualität
hat ihren Preis.«
    Wenn er nicht gerade
Anzüge oder Scotch kaufte, dachte und verhielt sich Affenlight aus Gewohnheit so,
als wäre er arm; eine Folgeerscheinung seiner Herkunft, die er nie ganz hatte
ablegen können. In Wahrheit verfügte er über jede Menge Geld. Er hatte kaum
Ausgaben, und sein Gehalt landete direkt auf der Bank. Der Audi, seine letzte
Extravaganz, war sechs Jahre alt. Der See hinter der Terrassentür schien nah
genug, um ihn zu berühren.
    »Wir werden uns schon
einigen!«, schrie Sandy über das Brummen des Entsafters hinweg. »Wenn wir
schnell handeln, können wir die Maklerfirma wieder entbinden – das Schild ist
erst heute Morgen aufgestellt worden – und es unter uns ausmachen, das spart
sechzig Prozent. Kitty Wexnerd hat das Geld weiß Gott nicht nötig. Und den
ganzen Papierkram können wir direkt entsorgen. Ich fände es so schön, wenn du
und Pella euch in das Haus verlieben würdet. Ich wäre selbst am liebsten
hiergeblieben.«
    Die Eingangstür flog
auf, und Tom Bremen kam herein, fit, kahlköpfig und schweißgebadet. »Signore Dottore Presidente«, sagte er. »Lass mich kurz die
Hände waschen, bevor ich dich begrüße.«
    »Guert ist
vorbeigekommen, um über das Haus zu sprechen.«
    »Wirklich?« Tom küsste
seine Frau, nahm zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank und stellte eine davon
vor Affenlight auf den Tisch. »Du hast bestimmt versucht, ihm den Misthaufen
als Märchenschloss zu verkaufen und die zahlreichen Mängel dieser Bruchbude
verschwiegen, oder?«
    »Das habe ich ganz
sicher nicht. Es gibt nämlich keine.«
    »Ich wusste doch, dass
ich mich auf dich verlassen kann. Du bist wie eine sexy Version von Ricky Roma
aus Glengarry Glen Ross . ABC , Baby. Abschluss bedeutet Cash. Die
Bruchbude braucht allerdings ein neues Dach.«
    Sandy rollte mit den
Augen. »Wir haben das Dach letzten Sommer komplett neu gemacht«, erklärte sie.
»Tom und Kevin haben es selbst gemacht.«
    »Fünf Wochen lang,
vierzehn Stunden am Tag. Hat mich fast das Leben gekostet. Und das gute
Verhältnis zu meinem Sohn.« Er setzte sich an den Tisch und stieß seine
Bierflasche gegen Affenlights. »Schön, dich zu sehen«, sagte er und zupfte sich
sein feuchtigkeitstransportierendes T-Shirt von der Brust. »Hat Sandy dir
gesagt, dass die zügellose Bestie im Preis inbegriffen ist?«
    Affenlight sah Contango
an, der den Blick erwiderte. Vielleicht war es das dritte Bier, das Ersterem
den Gesichtsausdruck von Letzterem so kameradschaftlich und weise erscheinen
ließ. »Wirklich?«
    »Wie wäre es, wenn ich
übersetze?«, sagte Sandy und setzte sich mit ihrem Saft zu ihnen. »Contango ist
Kevins Hund. Und Kevin ist für die Dauer einer Zeitspanne, die er mit
›unbefristet bis dauerhaft‹ angibt, in Stockholm.«
    »Um was zu tun?«,
fragte Affenlight höflich und streckte wieder die Hand aus, um den Hund zu
streicheln.
    Tom fing Affenlights
Blick auf und stellte pantomimisch einen üppigen schwedischen Busen dar.
    »Thomas, bitte.
Außerdem bin ich eigentlich total allergisch gegen Haustiere aller Art, obwohl
ich es immer tapfer ertragen habe. Und Contango hat sich in den letzten paar
Monaten sehr an dieses

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