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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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trinken, wie du willst. Du hast
es dir verdient. Aber lauf nicht herum und sag Leuten, dass du sie liebst.
Abgemacht?«
    Henry nickte. Dann
schloss er die Augen. Pella nahm ihn bei der Hand und brachte ihn ins
Wohnzimmer. Als er einige Stunden später erwachte, war er von Finsternis
umgeben; der Raum drehte sich, sein Gesicht war ins Sofa gepresst. Eine Hand
rüttelte an seiner Schulter. »Henry«, flüsterte
Pella.
    Er grunzte.
    »Es ist fast halb
sechs. Ich muss zur Arbeit. Leg dich in mein Zimmer, damit meine Mitbewohnerinnen
keinen Anfall kriegen.«

61
    —
    Am Tag vor Beginn des großen Regionalturniers fuhr
Schwartz zu seinem Orthopäden. Die Klinik war in einem Einkaufszentrum mit
roten Backsteinmauern zwischen einem Handyladen und einer christlichen
Buchhandlung versteckt. Schwartz stellte den Buick auf einem
Behindertenparkplatz ab, ein kleiner Insiderwitz für sich selbst. Julie, die
Empfangsdame, hielt zwei Finger hoch, um anzuzeigen, welches
Untersuchungszimmer er ansteuern sollte. Er ließ sich immer den ersten Termin nach
Dr. Kellners Mittagspause geben, um nicht warten zu müssen.
    »Mike.« Dr. Kellner schüttelte ihm kräftig und ausdauernd die
Hand. Nach Schwartz’ Erfahrung waren Orthopäden ziemliche Alphamännchen, Typen
voller Tatendrang mit breiter Brust, ein bisschen wie er selbst, nur besser in
Mathe. »Ich habe eure Spiele verfolgt. Conference-Meister. Gratuliere.«
    »Danke.«
    »Ein großes Jahr für
jüdische Spieler. Dieser Braun von der Brew Crew geht gerade richtig ab.«
    »Der hebräische
Hammer«, sagte Schwartz bereitwillig. Dr. Kellner hatte Freude daran, über
die Schiene ethnischer Zugehörigkeit eine Verbindung zwischen ihnen
herzustellen: verständlich, in diesem Teil des Landes, wo die Einheimischen
entweder deutsch waren oder blond oder beides.
    »Also, was führt dich
heute her?«
    »Bloß monatliches
Schraubennachziehen.«
    »Na schön. Dann hüpf
mal auf den Tisch, Käpt’n Krepitation.«
    Schwartz hievte sich
auf den Untersuchungstisch, legte sich auf den Rücken und zog die elastischen
Bündchen seiner Jogginghose hoch bis zu den Oberschenkeln.
    Dr. Kellner
testete seinen Bewegungsradius, drückte auf beide Kniescheiben, wendete Valgus-
und Varusstress an. »Na, wo tut’s am schönsten weh?«, fragte er, ein alter Witz
zwischen ihnen.
    Krepitation: das Geräusch, das entsteht, wenn die
Oberflächen unregelmäßiger Gelenkknorpel aneinanderreiben, wie etwa bei
Osteoarthrose. Mit jeder Streckung knackten und knallten Schwartz’ Knie in
zunehmender Lautstärke, als wollten sie sich gegenseitig überbieten. Nach einer
Minute hatte Dr. Kellner genug gehört. Er ließ sich auf einen Stuhl fallen
und kratzte sich unterhalb der kurzen Ärmel seines Kittels einen fleischigen
Arm. »Nichts, was wir nicht schon wüssten. Wo normale Menschen Knorpelgewebe
haben, hast du Hackfleisch. Jedes Spiel, das du machst, bringt dich einem
beiderseitigen Kniegelenksersatz ein Stück näher.«
    »Hab’s fast geschafft«,
sagte Schwartz. »Nur noch die Regionalrunde am Wochenende.« Und dann die
Nationalrunde, falls sie es schafften – wenn sie es
geschafft hatten –, aber er sah keinen Sinn darin, das zu erwähnen.
    Dr. Kellner
schrieb in Schwartz’ Akte. »Ich kann’s kaum erwarten«, sagte er, ohne
aufzublicken. »Wir schieben dich in den OP , blasen dir die Lichter aus und nehmen
dich aus wie eine Weihnachtsgans. Knorpel, Narbengewebe, das volle Programm.
Wir machen dich bereit für ein Leben nach dem Baseball. Schluss mit den
Behelfslösungen. Was macht denn der Rücken? Warst du bei deinem
Chiropraktiker?«
    »Woche für Woche.«
    »Soll ich es mir mal
ansehen?«
    Schwartz zuckte mit den
Schultern. »Hat jetzt nicht viel Sinn.«
    Dr. Kellner
nickte. »Nimm die entzündungshemmenden Mittel weiter. Dreimal täglich
zwölfhundert Milligramm sind für einen Kerl von deiner Statur völlig in
Ordnung.«
    »Ich habe sie die ganze
Zeit über genommen.« Schwartz schwieg einen Moment und tat, als würde er die
kitschigen gerahmten Poster über dem Untersuchungstisch studieren, auf denen
Kraftmenschen Streckübungen vorführten. »Aber wo ich schon mal hier bin … Vielleicht sollten wir es noch mal eine Runde mit Hydrocodon versuchen.«
    Dr. Kellner legte
den Kopf schief. »Mike, darüber haben wir doch schon gesprochen.«
    »Nur ein Dutzend oder
so. Damit ich die Spiele durchstehe.«
    »Wir waren uns doch
einig, dass dein Verhältnis zu diesen Pillen etwas problematisch

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