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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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Haus gewöhnt. Wenn der Käufer, wer auch immer es sei,
also wirklich Interesse an einem solchen Arrangement hätte …«
    »… würden wir noch
einen Jahresvorrat an Chappi und Flohschutzmittel drauflegen«, beendete Tom den
Satz. »Wie wäre das als Sahnehäubchen?«
    »Hm«, sagte Affenlight.
»Wow.«

60
    —
    Die Harpooners zogen sich fertig um und folgten Schwartz
nach draußen, um Stadiontreppen zu laufen, bis sie kotzten. Niemand sagte
etwas. Izzy trödelte so lange, bis er als Letzter in der Umkleide zurückblieb,
fummelte besonders langsam an seinen Schweißbändern und spielte mit dem
goldenen Kreuz, das um seinen Hals hing. Es sah aus, als wollte er etwas sagen,
aber dann senkte er nur den Kopf und ging. Als er auf den Gang hinaustrat, ließ
er die Faust laut in die Fangtasche seines Handschuhs krachen, ein schallender
Ehrensalut für Henrys Karriere.
    Henry ließ sich vor seinem Spind niedersinken. Sein Ausbruch
Schwartz gegenüber hatte ihn überrascht. Noch mehr allerdings überraschte ihn,
dass sich sein Ärger nicht legte. Nicht Schwartz hatte alles versaut, sondern
er. Nicht Schwartz war schuld, sondern er. Und doch war jede einzelne Erinnerung,
die ihm in den Kopf kam, als er in diesem unterirdischen, mit Erinnerungen
aufgeladenen Raum saß, eine Erinnerung an die Schmerzen, die Schwartz ihm
bereitet hatte. Er war wütend auf ihn. Man konnte fast sagen, dass er Schwartz
hasste. Wie war das damals gewesen – er, Henry, war nach Westish gekommen,
einsam und allein, und Schwartz, der ihn hergeholt hatte, der ihn glauben ließ,
dass er ihn an die Hand nehmen würde, hatte ihn zwölf endlose, einsame Wochen
lang schmoren lassen, bis er sich endlich meldete und mit den Worten
entschuldigte, er sei mit Football beschäftigt gewesen. Damals war Henry
geradezu erbärmlich dankbar gewesen, zu dankbar, um seinem Kummer Ausdruck zu
verleihen, doch jetzt brach der Schmerz dieser ersten Zeit über ihn herein. Dafür
hasste er Schwartz. Und er hasste ihn für jeden gewichtbeschwerten
Stadiontreppenlauf, den er ihn hatte machen lassen, jede Kraftraumeinheit um
fünf Uhr morgens, jede Tausend-Klimmzüge-Einheit, jeden qualvollen Wurf mit dem
Medizinball … Es waren Schmerzen, nach denen Henry sich gesehnt, die er
verlangt hatte, zweckmäßige Schmerzen, so hatte er jedenfalls geglaubt, doch
was jetzt über ihn hereinbrach, war die Summe dieses Schmerzes in Reinform,
Schmerz, der zu nichts gut war, von dem es keine Erlösung gab, weil dies der
Endpunkt war und der Endpunkt im absoluten Nichts lag. Gott, wie er Schwartz
hasste. Er hasste ihn für seine Zuwendung, und er hasste ihn für seine
Vernachlässigung. Zuletzt, seit Pella da war, war es wieder Vernachlässigung.
Ohne Schwartz, der ihn antrieb, der ihn quälte, wäre er gar nicht hier.
Schwartz hatte ihn hierhergebracht, und jetzt war er am Ende. Bevor er Schwartz
getroffen hatte, waren seine Träume nichts als Träume gewesen. Harmlosigkeiten,
die im Laufe der Zeit versanden würden.
    Es war an der Zeit zu
gehen, bevor jemand zurückkam und ihn hier fand. Er nahm die Feuertreppe,
schlüpfte durch eine Seitentür nach draußen und verließ den Campus in Richtung
Stadt. Die Straßen wirkten befremdend und sinnlos, wie sie dort im nachmittäglichen
Sonnenlicht badeten. Außer beim Joggen war er noch nie tagsüber hier
entlanggekommen.
    Neben dem mexikanischen
Schnellimbiss an der Ecke Grant Street und Valenti war eine Bank, die soeben
geschlossen hatte. Henry folgte der Fahrspur zum Geldautomaten, seine
Turnschuhe schmatzten durch die klebrigen Ölspuren, die wartende Fahrzeuge
zurückgelassen hatten. Er gab seine Geheimzahl ein, hob die letzten achtzig
Dollar ab, steckte die Scheine in die Hosentasche und ging die Valenti Street
wieder hinauf, auf das Bartleby’s zu.
    Wieder ein Ort, den er
noch nie bei Tageslicht gesehen hatte. Die Bar war bis auf zwei Paare mittleren
Alters leer; der Tisch, um den sie herumsaßen, war übersät mit halbverspeisten
Burgern, halbvollen Biergläsern und zerteilten Mozzarella-Sticks, aus denen der
Käse zäh wie Karamell herausfloss. Hinter dem Tresen stand Jamie Lopez, ein
Footballspieler, den Henry flüchtig kannte. Er beugte sich über ein
aufgeschlagenes Lehrbuch, ein weißes Geschirrtuch um den Nacken gelegt. Er trug
ein schwarzes Melville-T-Shirt im Stil eines Tour-Shirts mit den Daten von
Melvilles Reisen auf dem Rücken. Henry zog sich einen Hocker heran.
    Lopez hob überrascht
eine Augenbraue. »Hey, Skrim.« Er

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