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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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des
Hochschulsportverbands aus den Umkleideräumen verbannt worden, aber Schwartz
hatte mit dem letzten Rest von Coach Cox’ Geld drei Kisten Champagner gekauft –
außerdem hatte er seine Miete für den Monat Mai und seine Visa-Rechnung bezahlt
–, sie mit Specks Hilfe in einen leeren Spind geschmuggelt und unter Tüten mit
Eiswürfeln begraben. Als die Harpooners in die Umkleide kamen, nachdem ihnen
der Pokal überreicht worden war, sie ihre Familien umarmt, für Fotos posiert
und jede Menge Freudensprünge gemacht hatten, war das Eis geschmolzen, sickerte
durch die Ritzen des Spinds und bildete auf dem edlen Schieferboden mit dem
blau-goldenen Schachbrettmuster eine riesige Pfütze. Speck schloss den Spind
auf, und einen Augenblick später feierten sie exakt die Siegesfeier, die sie so
oft im Fernsehen gesehen hatten, tanzten in ihren Sportunterhosen mit freiem
Oberkörper zu spanischem HipHop aus dem Ghettoblaster, den Izzy immer zu
Auswärtsspielen mitnahm. Nur die Kameras fehlten.
    Schwartz nahm einen langen Zug aus seiner persönlichen
Champagnerflasche, deren Inhalt er nicht durch Herumspritzen vergeuden würde,
und machte Owen ausfindig, der auf der Bank vor den Spinden tanzte, die
Harpooners-Kappe falsch herum und schräg auf dem Kopf wie ein Gangster-Rapper.
Er unterbrach seine kreisenden Bewegungen, um Schwartz abzuklatschen. »Ich
trage meine Kappe schief«, sagte er.
    »Steht dir gut.«
Schwartz beugte sich vor, um sich über die Musik hinweg verständlich zu machen,
ohne schreien zu müssen. »Sag mal, Buddha, nach deiner Operation – haben sie
dir da was gegeben?«
    Owen nickte.
»Percocet.«
    Schwartz nahm noch
einen Schluck Schampus. »Aha.«
    Owen griff in den Spind
hinter sich, öffnete den Reißverschluss seiner Tasche und brachte ein orange
durchscheinendes Fläschchen zum Vorschein. »Das ist alles, was noch da ist.« Er
ließ es in Schwartz’ Hand gleiten und schloss dessen Finger darum wie ein
Großvater, der Geldscheine oder größere Mengen nicht genehmigter Süßigkeiten
verteilt.
    Schwartz, der nicht
gierig wirken wollte, schüttelte das Fläschchen nicht, nahm aber mit Schrecken
seine fast völlige Gewichtslosigkeit zur Kenntnis. »Danke, Buddha.«
    »Aye, aye, Käptn.«
    Schwartz zog sich in
eine der Toilettenkabinen zurück, um für einen Moment allein zu sein, und warf
zwei der verbliebenen drei Kapseln ein, um sich eine für später aufzusparen,
dann jedoch kam es ihm idiotisch vor, das einsame kleine Ding dort drinnen
herumklimpern zu lassen wie ein Erinnerungsstück, also schluckte er es auch
noch. Außerdem würden auch drei Percs einen Scheiß bringen.
    Selbst unter idealen
Bedingungen war seine Freude an Momenten wie diesem zwangsläufig geteilt, unterdrückt,
verhindert – in Gedanken war er bereits beim nächsten Spiel und bei der Frage,
wie sich eine Niederlage verhindern ließ. So dachte ein Trainer, so dachte ein
Feldmarschall, und so dachte auch er. Stets in Habachtstellung, denn Unheil
drohte immer. Im besten Fall konnte er auf einen kurzen Augenblick des Friedens
hoffen, bevor die Planungen von neuem begannen, einen Augenblick, in dem sich
seine Muskeln entspannten und er dachte, Okay, gut, wir
haben es geschafft.
    Aber heute war ihm
nicht einmal das vergönnt. Alles, was es heute gab, waren ein schwächlicher
Champagner-und-Percocet-Rausch und die Perspektive, dass noch mindestens zwei
weitere Spiele vor ihm lagen – die Nationalrunde wurde im
Double-knock-out-System gespielt –, bevor er sich seinem verkackten Leben
stellen musste. Wäre Henry hier gewesen, seine Freude wäre vollkommen gewesen,
sein Narrentanz hätte Owens locker in den Schatten gestellt, aber Henry war
nicht hier. Er hatte diese letzte Barriere, seine Erfolgsangst, hinter der ihm
die ganze Welt offenstand, nicht durchbrechen können. Schwartz würde sie
niemals derart offenstehen. Er würde immer mit der Einschränkung leben müssen,
dass sein Wissen und seine Ambitionen größer waren als sein Talent. Er würde
nie so gut sein, wie er es sein wollte, nicht im Baseball, nicht im Football,
nicht im Lesen griechischer Texte oder bei den Eignungstests der Juristischen
Fakultäten. Auch ganz abgesehen von alldem würde er nie so gut sein, wie er es sein wollte. Nie hatte er etwas in sich selbst entdeckt, das
wahrhaft gut und rein war, das nicht zweischneidig war, das sich nicht ebenso
gut in sein Gegenteil hätte verkehren können. Er hatte versucht, etwas
Derartiges zu finden, und war

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