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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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Knie wackelten etwas, auf eine nicht
unangenehme Weise: Er fühlte sich locker und leicht, wie ein großer Heliumballon.
Als er ins Wohnheim zurückkehrte, war Owen nicht da.

69
    —
    Das Training hatte eine Stunde zuvor geendet, und nur sie
beide waren in der Düsternis der Sporthalle im dritten Stock zurückgeblieben.
Geduckt im Schlagkäfig stehend, ließ der Kleinere der beiden einen Schlag nach
dem anderen los wie ein Aufziehspielzeug, während der andere hinter dem Netz
des Käfigs stand, das Kinn angelegt, die Arme vor der Brust gekreuzt. Nach
einem Dutzend schneller, gerader Bälle in Folge fälschte Izzy den nächsten nur
ab. Schwartz griff nach dem Ball und schnappte ihn ohne Handschuh aus der Luft,
die Fäden des Nylonnetzes zwischen dem Ball und seiner Hand.
    »Lass die Hände oben«, sagte er.
    »Aye, aye, Abuelo .«
    Schwartz störte der
Spitzname nicht, den die Frischlinge alle übernommen hatten. Er bezog sich auf
seine Geheimratsecken und die knirschenden Knie, seine Verschrobenheit, seinen
Hang dazu, mit Weisheiten um sich zu werfen wie ein alter Knacker auf der
Veranda, aber es lag auch noch eine andere, interessantere Bedeutung darin. Für
Izzy und die anderen jungen Spieler war Henry die Vaterfigur, derjenige, der
sie Tag für Tag schikaniert, ihnen gut zugeredet und ihnen Ratschläge gegeben
hatte, sie aufgemuntert und angespornt hatte, sie Passagen von Aparicio hatte
auswendig lernen lassen – der ihnen auf seine unnachahmlich gleichmütige Weise
die Dinge beigebracht hatte, die Schwartz seinerseits Henry, Rick und Starblind
beigebracht hatte. Henry war ihr Vater, und Schwartz war Abuelo .
Aber nun hatte ihr Vater sie verlassen, wie Väter es häufig taten, und der alte
Mann war wieder am Steuer.
    »Verlagere dein Gewicht
nach hinten«, sagte er. »Keine Ausfallschritte.«
    Ping.
    Ping.
    Ping.
    »Gottverdammt, Izzy.
Hör auf, nach dem Ball zu patschen wie ein Mädchen.«
    Ping.
    Ehrlich gesagt machte
der Junge eine gute Figur. Er war nicht Henry, aber er würde ein verdammt guter
College-Spieler werden. Wahrscheinlich besser als Starblind. Ganz sicher besser
als Schwartz.
    Seine Körperhaltung war
purer Skrimmer: das leichte Einknicken der Knie, die von ihm ausgehende Stille,
die Art, wie die Hände zum Ball schossen. Gute Spieler waren oft
Nachahmungskünstler. Alte Aufnahmen von Aparicio wirkten, wenn man derart mit
Henrys Bewegungen und Eigenheiten vertraut war wie Schwartz, geradezu
unheimlich. Und auf eine ganz ähnliche Weise wirkte es jetzt unheimlich, Izzy
zuzusehen. Die Erblinie war unverkennbar.
    Duane Jenkins, der
Sportwart der Uni, stand am anderen Ende der Sporthalle, die Hände in den
Taschen seiner Khakihose. »Hey, Mike«, rief er. »Hast du mal ’ne Sekunde?«
    Schwartz stieß seine
Faust durch das Nylonnetz gegen Izzys. »Gute Arbeit«, sagte er. »So was werden
wir am Wochenende brauchen.«
    »Sind wir fertig, Abuelo ?«
    »Wir sind nie fertig.
Geh was essen.«
    Schwartz folgte Jenkins
nach oben ins Büro des Sportwarts und versuchte es sich auf einem winzigen, mit
Stoff bezogenen Stuhl bequem zu machen. Wenn die Welt, wie es immer hieß, von
großen Männern regiert wurde, hätte man meinen sollen, dass sie auch für
ordentliche Möbel sorgen konnten.
    »Nationalrunde.« Jenkins schüttelte ungläubig den Kopf.
»Wie fühlt sich das an?«
    »Es wird sich ziemlich
gut anfühlen, wenn wir gewinnen sollten.«
    Jenkins lächelte. »Ob
ihr gewinnt oder verliert, es war ein verflucht gutes Jahr. Besonders für dich.
Football-Meister. Regionalturnier im Baseball gewonnen. Aufnahme ins
All-Star-Team des Hochschulverbands. Schulrekord für Home Runs.«
    Schwartz sah auf seine
Armbanduhr. Er war nicht in der Stimmung für eine Mike-Schwartz-Retrospektive.
    »Westish feiert gerade
nie dagewesene sportliche Erfolge in allen Bereichen, und das ist vor allem
dein Verdienst, Mike. Coach Cox ist seit dreizehn Jahren hier, Coach Foster
seit zehn. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass sie vor vier Jahren
über Nacht zu Genies geworden sind. Und ich kann verdammt noch mal auch nicht
behaupten, dass ich selbst mit der Zeit klüger werde. Du hast die Kultur des
ganzen Programms verändert.«
    »Worauf wollen Sie
hinaus, Duane?« Schwartz mochte Jenkins, er hatte ihn immer gemocht, denn auch
wenn Jenkins von nichts eine Ahnung hatte, quatschte er wenigstens keinen
Dünnschiss. Das hier hingegen klang verdächtig nach Dünnschiss.
    Jenkins lächelte
peinlich berührt. »Tut mir leid.

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