Kunst des Feldspiels
Ich wollte mich langsam herantasten, aber ich
sollte dich inzwischen besser kennen. Ich weiß nicht, ob du fürs nächste Jahr
schon feste Pläne hast, aber ich bin befugt, dir eine Stelle anzubieten.«
In Schwartz’ Rücken
verkrampfte sich etwas, knapp über dem Hintern. Er presste die Hände auf die
Armlehnen des zu klein geratenen Stuhls und hob seinen Körper ein paar
Zentimeter in die Höhe, wobei er eine Grimasse schnitt.
»Assistenztrainer
Football, Assistenztrainer Baseball und Assistenzsportwart, zuständig für das
Anwerben von Spielern und das Beschaffen von Geldern. Im Grunde würdest du dasselbe
machen wie die letzten vier Jahre auch. Nur dass du nicht mehr für das Privileg
bezahlen müsstest, sondern dafür bezahlt werden würdest.« Jenkins schlug einen
Ordner auf, der auf seinem Schreibtisch lag, entnahm ihm ein eng bedrucktes
Blatt Papier und reichte es Schwartz. Mittig auf der Seite stand, mit
Kugelschreiber eingekreist, eine Zahl.
Schwartz hatte genügend
Zeit damit verbracht, Jenkins Geld für die Football- und Baseball-Programme aus
dem Kreuz zu leiern, um das Budget des Sportwarts auf den Dollar genau zu
kennen. »Das können Sie sich nicht leisten.«
Jenkins lächelte und
zuckte mit den Schultern. »Es ist genehmigt.«
Es war keine
Yale-Absolventen-Summe, keine Erste-Runde-Rekrutierungssumme, aber es war okay.
Überraschend okay. Man hätte davon seine Miete zahlen können und seine
Visa-Rechnung. Man hätte sogar in absehbarer Zeit eine Anzahlung für ein Auto
leisten können, das einen Viertelliter Öl bei sich behalten konnte, um damit
den Buddha in Sachen CO 2 -Bilanz zum Schweigen zu bringen.
»Die Gelder sind auf
drei Jahre gesichert«, sagte Jenkins gerade. »Aber wenn du früher aufhören
wolltest, um weiterzustudieren oder was auch immer, wäre das deine
Entscheidung. Ich würde sagen, jedes Jahr, das wir dich hierbehalten können, ob
eines oder drei oder dreißig, wäre ein Segen für uns.«
Schwartz fragte sich,
woher Jenkins das Geld hatte. Er war kein Macher-Typ, der dort Geld auftrieb,
wo es eigentlich keins gab. Darum war er der Sportwart einer Universität, die
immer stolz auf die Durchschnittlichkeit ihres Sportbereichs gewesen war: Er
war kein Macher.
»Und?«, fragte Jenkins.
Schwartz schüttelte den
Kopf. »Nein danke.«
Jenkins sah verwirrt
aus, vielleicht sogar entmutigt. »Was meinst du damit?«
»Ich meine, nein danke.
Ich will kein Trainer werden.«
Jenkins kratzte sich in
dem dünner werdenden kastanienbraunen Haar über einem Ohr.
»Aber du bist doch schon Trainer«, sagte er. »Du bist der beste
Trainer, den dieses College je hatte, und wir haben dir nie auch nur einen
Penny gezahlt. Lass uns dich dafür entschädigen, wenigstens ein Jahr lang.«
»Geht nicht, Duane.«
Jenkins lehnte sich in
seinem Stuhl zurück, versuchte sich zu sammeln. Er sah sich im Büro um, als
versuchte er, das große Ganze zu erfassen. »Darf ich fragen, was du stattdessen
vorhast?«
»Keine Ahnung.«
Jenkins nickte. »Aber
du hast die Schnauze voll von der Plackerei. Auswärtsspiele. Zwei Spiele an
einem Tag. Das halbe Leben in diesem Gebäude. Das alles.«
»Ich habe nicht die
Schnauze voll«, sagte Schwartz. »Ich will einfach nur –« Einfach nur was?
Einfach nur nicht in zwanzig Jahren aufwachen und auf eine Reihe von Leben
zurückblicken, die sich ins Unendliche erstreckte, Leben, die er verändert
hatte, auf geht’s, Jungs, während er exakt derselbe
geblieben war. Stagniert hatte. Nicht spitzenmäßig war. Immer noch in
Jogginghose zur Arbeit ging. Wer etwas kann, tut es. Wer es nicht kann, lehrt
es.
»Es gibt noch weitere
Vorteile«, sagte Jenkins. »Krankenversicherung, Zahnzusatzversicherung. Was den
Urlaub angeht, wir machen fast den ganzen Juni über dicht. Und du kannst
umsonst im Speisesaal essen. Weiß allerdings nicht, wie verlockend das ist.«
»Es ist ein gutes
Angebot.«
»Ich könnte vermutlich
noch einen oder zwei Tausender drauflegen«, sagte Jenkins. »Aber mehr geht
nicht.«
»Es ist ein gutes
Angebot«, wiederholte Schwartz. »Ich würde gar nicht mehr wollen.«
»Dann wirst du darüber
nachdenken?«
»Nein.«
»Denk darüber nach.«
Jenkins nahm den Vertrag, den Schwartz immer noch in der Hand hielt, und legte
ihn in den Ordner zurück. Den Ordner legte er in eine Schreibtischschublade.
»Arbeitsbeginn wäre am 15. August. Andere Kandidaten gibt es
nicht.«
70
—
Affenlight setzte sich an den Schreibtisch, schlüpfte mit
einem
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