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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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die Vorderzähne. »Er hat keinen Zunder mehr.«
    Der nächste Schlagmann
von Amherst landete auf der letzten freien Base. Danach kam ein Linkshänder,
dünn wie ein Zahnstocher, der den Schläger aufrecht über den Kopf reckte, als
wollte er einen Blitz auffangen. Nach zwei Patzern zögerte er bei einem
langsamen Curveball kurz und schlug ihn direkt zurück, an einem hechtenden
Boddington vorbei, der ihn knapp verfehlte.
    Der Läufer von der
Third Base punktete, der Läufer von der Second ebenso, und der von der First
Base war schon dabei, die Third zu umrunden, als es Quisp gelang, den Ball aus
der Ecke des linken Außenfelds zu fischen. Er kam auf die Füße und holte
galoppierend Schwung, indem er erst das rechte Knie und dann das linke hoch in
die Luft hob wie beim Kosakentanz. Er feuerte den Ball mit aller Kraft in
Richtung Home Plate, taumelte beim Loslassen ins Gras.
    Die Flugbahn war so
schnurgerade, dass man Wäsche daran hätte aufhängen können, durchgehend auf
Kopfhöhe, und ging lediglich einen Schritt weit am Ziel vorbei. Ein weißer Rabe
von einem Wurf. Schwartz schnappte sich den Ball auf der Infield-Seite der
Plate und glitt zurück, um den ins Ziel schlitternden Läufer mit einer
Berührung am Arm out zu machen.
    Der Schiedsrichter
schwenkte die Hände mit nach unten gerichteten Handflächen. »Safe!«
    »Was!?« Schwartz sprang
auf die Füße, starrte den Schiedsrichter wild an und ging dann in die
verblüffte, flehende, kniende, ungläubige, handflächenhebende
Womit-habe-ich-das-verdient-Beugeposition des gerechten Athleten, dem Unrecht
widerfährt. Dann nahm er den Ball aus seinem Handschuh und schüttelte ihn, eine
drohende Geste, als wollte er ihn dem Schiedsrichter über den Kopf ziehen.
    »Drei!«, schrie Henry,
als er den Läufer losrennen sah. »Dreidreidrei!« Schwartz wirbelte zur Third
Base herum, aber es war zu spät, und der Spieler, der den Ball geschlagen hatte,
der zahnstocherdünne Linkshänder, schlitterte auf die Base, ohne dass überhaupt
ein Ball geworfen worden wäre. Schwartz haute sich den Ball in den Handschuh.
Seine Nachlässigkeit hatte Amherst eine zusätzliche Base eingebracht, aber
wenigstens war das unschöne Zusammentreffen mit dem Schiedsrichter dadurch
unterbrochen worden. Eine halbe Sekunde länger, und er hätte etwas getan, das
ihn auf die Spielerbank befördert hätte, wenn nicht gar ins Gefängnis.
Steifbeinig und stinksauer bewegte er sich die Third-Base-Linie entlang, weg
von dem Schiedsrichter. Coach Cox kam angelaufen, vorgeblich, um die
Entscheidung anzuzweifeln, eigentlich aber, um einzuschreiten, falls Schwartz
noch einmal in die Luft gehen sollte.
    Quisp lag mit dem
Gesicht nach unten im linken Außenfeld. »Was ist mit Q. los?«, fragte Henry.
Bevor jemand antworten konnte, klingelte das Telefon. Henry stand am nächsten
daran. »Ja?«, sagte er.
    »War er out?«, fragte
Asch.
    »Sah ziemlich danach
aus.«
    »Scheiße.« Aschs Stimme
klang sanft und nach Verdammnis. »Loonie kann nicht rausgehen. Er wirft
vielleicht fünfundneunzig.«
    »Okay«, sagte Henry.
    »Der Coach war in
diesem Inning schon mal am Hügel. Wenn er noch mal geht, muss er den Pitcher
auswechseln.«
    »Stimmt.« Henry legte
den Hörer auf, sprintete aufs Feld und fasste Coach Cox, der auf dem Weg zum
Hügel war, um Starblind aus dem Spiel zu nehmen, am Ellbogen. »Phil kann
nicht«, sagte Henry. »Sein Arm ist am Ende.«
    Sie standen auf halbem
Weg zwischen der Home Plate und der Markierung für den Pitcher. Henry fragte
sich, wie nah man dem Hügel kommen durfte, bevor es gezählt wurde. »Dann soll
es Quisp machen«, sagte Coach Cox.
    Henry zeigte in
Richtung Left Field. »Quisp ist auch am Ende.«
    »Ja, leck mich doch
unterm Weihnachtsbaum«, brummte Coach Cox. »Was zur Hölle ist hier eigentlich
los?«
    Zwei Betreuer liefen
aufs Feld, um Quisp zu untersuchen, der so viel Kraft in diesen Prachtwurf
gelegt hatte, dass ihm ein Bauchmuskel gerissen war. Irgendwann war er in der
Lage, aufzustehen und, gestützt von Steve Willoughby und Coach Cox, zur Bank zu
humpeln. Sooty Kim nahm seinen Handschuh und trabte hinaus ins linke Außenfeld,
machte zwischendurch kleine Stechschritte, um seine kalten Beine zu dehnen.
Fünf zu eins für Amherst. Läufer auf der Third, keiner draußen, der vierte
Schlagmann auf der Plate. Die A-M-H-E-R-T-Mädels lehnten über dem Geländer wie
violette Furien und schrien durch ihre selbstgemachten Pepsi-Becher-Megafone.
Albatros, dachte Henry. Die

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