Kunst des Feldspiels
Fehlentscheidung gewesen, aber
President Affenlight hatte den Vorschlag gemacht, und wenn einem der Präsident
des eigenen College einen Vorschlag machte, dann fiel es schwer, dem nicht zu
folgen. Albatros, dachte er. Mist, Mist, Mist.
An der Spielerbank
begrüßte ihn Coach Cox mit einem gut gelaunten, knochenzermalmenden Händedruck.
»Geh dich umziehen«, knurrte er.
»Oh, das wohl eher
nicht«, sagte Henry. »Das wird nicht –«
»Ich brauche dich als
Coach an der First Base. Zieh deine verdammten Sachen an.«
Henry verschwand in dem
dunklen Gang, der zur Kabine führte, um sich umzuziehen. Seine Sachen waren
schmutzig und verströmten einen leichten Wildgeruch, er hatte sie seit dem
Spiel gegen Coshwale nicht gewaschen, aber er zog sich mit der gewohnt
bedächtigen Feierlichkeit um, oder zumindest mit einer Imitation derselben, um
die Götter des Schicksals zu besänftigen. An der First zu coachen war keine
schlechte Sache – auf diese Weise konnte er seinen Teil beitragen, wie gering
der auch sein mochte, und es bedeutete, dass Henry draußen auf dem Feld war,
wenn die Harpooners das Schlagmal übernahmen und Schwartz auf der Bank saß.
Als Henry in den
Unterstand kam, hatte Starblind bereits zwei schnelle Outs hintereinander
erzielt. Die Auswechselspieler saßen auf der schmalen Lehne der Bank und
starrten mit wilden Blicken aufs Spielfeld. Keiner hatte sich rasiert, seit die
Regionalrunde begonnen hatte, wenngleich man es bei Loondorf und Sooty Kim so
gut wie nicht merkte. Alle trugen denselben grimmigen Gesichtsausdruck, so wild
entschlossen wie beim Werfen. Henry ging bis zum anderen Ende der Bank, wo
niemand ihn sehen musste, der ihn nicht sehen wollte, und nahm hinter Speck
Platz.
»Adam soll lieber mal
den verdammten Sack zumachen.« Asch warf ein paar Sonnenblumenkerne in Richtung
seines Mundes. »Wir haben keine Pitcher.«
»Wer ist noch da?«
»Sal hat gestern acht
vollgemacht, für ihn war’s das. Quisp hat auch ohne Ende geworfen. Sogar Rick
musste in ein paar Innings ran – kaum zu glauben, dass wir das Elend überlebt haben. Als Ersatz hätten wir noch Loonie …« Asch sah prüfend die
Spielerbank entlang, »… na ja, und Loonie, im Prinzip.«
»Mir tut der Arm weh«,
erinnerte ihn Loondorf. »Viel reißen kann ich nicht.«
»Viel reißen kann
Loonie nicht«, wiederholte Asch und schüttelte traurig den Kopf.
Starblind machte
Amhersts dritten Schlagmann out und stolzierte in Richtung Unterstand, die Hand
zu einer stählernen Siegerfaust emporgereckt. Unter den aufragenden Lichtmasten
betrat Henry das Feld und ging zur Coaching-Position an der First Base. Ihm
wackelten die Knie, er musste sich konzentrieren. Die First Base war nicht
schwierig zu coachen, aber man konnte es durchaus verbocken.
Starblind schickte den
ersten Wurf des nächsten Pitchers ins linke Außenfeld und kam auf die First
Base. Izzy ließ einen Ball vom Schläger abtropfen, damit Starblind zur Second
Base vorrücken konnte, und ging dann zum Unterstand zurück, um eine lange Reihe
von Glückwünschen entgegenzunehmen. So weit, so gut. Owen nahm am Schlagmal
Aufstellung und erstickte mit dem Rücken einer im Schlaghandschuh steckenden
Hand höflich ein Gähnen. Den vierten Wurf drosch er geradewegs zwischen
Shortstop und Third Base hindurch, was ihn auf die First brachte. Starblind
flog mit der Geschwindigkeit eines Kurzstreckenläufers an der Third Base vorbei
und schlitterte über die Home Plate, während der zurückfliegende Ball sein Ziel
verfehlte. 1:0 für Westish.
»Du hast es drauf, Mann!«,
sagte Henry zu Owen.
»Ich hab’s drauf,
Mann!« Owen schaute mit zusammengekniffenen Augen hinauf zur Tribüne. »Hast du
Guert gesehen?«
»Ihm ist was
dazwischengekommen«, sagte Henry. »Er hat es nicht geschafft.« Er log, ohne
genau zu wissen, warum. Als an diesem Morgen sein Wecker klingelte, hatte er
seine Tasche unter dem Bett hervorgezogen, unsicher, ob die nächtliche
Begegnung mit President Affenlight nicht nur eine Halluzination gewesen war. In
gewisser Weise hatte ihn gerade diese Unsicherheit angetrieben – er war die
Treppe nicht hinabgestiegen, weil er sicher war, nach South Carolina fliegen zu
wollen, sondern viel eher, um herauszufinden, ob Affenlights Besuch ein Traum
gewesen war.
President Affenlight
hatte nicht wie verabredet an der Melville-Statue gestanden, aber in der
Parkbucht des Fahrdienstes am Speisesaal hatte eine schwarze Limousine
gewartet. Der Fahrer ließ die Scheibe
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