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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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während des ganzen Spiels nur zwei Punkte gegen
ihn gemacht. Der spielt dreckig .«
    Henry nickte. Die
Fähigkeit, einen Baseball zu werfen, hatte etwas Alchemisches, war wie die
geheime Kraft eines Superhelden. Man konnte nie wissen, wer sie besaß.
    Sooty Kim stellte sich
an der Plate auf. Dougal nahm den Läufer auf der First Base in Augenschein,
machte einen routinierten Gleitschritt vom Hügel hinunter und bohrte Sooty
einen mehr als hundertvierzig Stundenkilometer schnellen Fastball in die Schulter. Sooty ging zu Boden
und blieb eine Weile gekrümmt liegen. Dann rappelte er sich hoch und machte
sich auf den Weg zur First Base. Während er sich den Oberarm knetete, zuckte er
vor Schmerz zusammen.
    »Hat er das mit Absicht gemacht?«, fragte sich Asch laut, nicht ohne einen
Hauch von Bewunderung in der Stimme, während der mittlerweile ernsthaft
verärgerte Schiedsrichter beide Bänke verwarnte.
    Henry zuckte mit den
Schultern. Es hatte zumindest absichtsvoll ausgesehen. Es hatte ausgesehen, als
wollte Dougal Rache für Starblinds Wurf auf den Batter drei Innings zuvor üben
– eine Fahrlässigkeit, eine regelrechte Wahnsinnstat in einem derart engen
Spiel. Ihr werft meinen Kumpel ab? Alles klar. Ich schenke
euch die erste Base, gebe euch einen kleinen Vorgeschmack auf die Führung, und
dann nehme ich euch alles wieder weg. Und genau das tat er auch, indem
er Sal Phlox mit vier Würfen ausschaltete. »Dreckig«, sagte Asch. »Einfach nur dreckig.«
    Erste Hälfte des
neunten Innings. Während sich Starblind warmmachte, blickte Coach Cox immer
wieder stirnrunzelnd die Spielerbank auf und ab, wie ein Hungriger, der ständig
die Kühlschranktür öffnet, für den unwahrscheinlichen Fall, dass er vorher
etwas übersehen hat. Er brauchte einen Pitcher, aber er hatte keinen. Starblind
war am Ende, im Grunde lupfte er den Ball nur noch zur Home Plate, aber selbst
das würde er für die Dauer eines weiteren Innings durchhalten müssen.
    Der erste Batter
feuerte einen Ball in die Lücke zwischen Sal und Sooty Kim und kam auf die
Second Base. Der nächste schlug einen langen schnurgeraden Ball an der linken
Außenlinie entlang, was die Amherst-Spieler ausgelassen aus dem Unterstand
strömen ließ, aber der Ball neigte sich minimal über die Linie und war aus.
Starblinds ganzer Körper wirkte schlapp und erschöpft. Schwartz hob seine Maske
an und blickte flehend zur Spielerbank hinüber. Selbst ich, sagten seine Augen. Selbst ich kann das besser.
    Vielleicht sollte ich
mich freiwillig melden, dachte Henry. So fest werfen wie Starblind kann ich
auch. Sogar fester. Aufs Feld gehen, ein paar Fastballs auf die Plate feuern,
die Blutung stoppen. Wir kommen wieder ins Spiel und gewinnen es in der zweiten
Hälfte des Innings. Ein Ende wie im Märchen. Gut, ich habe eine Zeitlang nichts
gegessen, aber was soll’s?
    Bevor er sich der
Illusion weiter hingeben konnte, machte Starblind einen weiteren zittrigen
Pitch. Der Batter schlug den Ball in einer geraden Linie auf Kopfhöhe ins
mittlere Feld. Die Amherst-Spieler strömten erneut in Richtung Spielfeld,
bereit, den Punkt zu feiern. Izzy kam aus dem Nichts herangeflogen, in der Luft
lang ausgestreckt. Der Ball verschwand in seinem Handschuh. Er landete auf dem
Bauch, streckte die Hand aus, um die Second Base zu berühren, und machte den
verdutzten Läufer out. Zwei raus. Dann gelang es Starblind irgendwie, dem
Batter einen Ball hinzulegen, der nach seinem Abschlag direkt gefangen wurde,
und damit war das Inning beendet. Die Harpooners johlten lauthals irgendwelchen
Unsinn, während sie vom Feld sprinteten. Ein Punkt Rückstand und noch eine
letzte Chance.
    »Asch«, bellte Coach
Cox. »Greif dir eine Keule. Du schlägst für Ajay.«
    Asch nickte
entschlossen, den Schläger bereits in der Hand. »Dreckig?«, murmelte er. »Dem
zeig ich, was dreckig ist.«
    Das Telefon klingelte.
Coach Cox langte in den Unterstand und hob den Hörer ab. »Mike?«, sagt er.
»Mike ist verdammt noch mal beschäftigt.« Er war schon dabei aufzulegen, als er
den Hörer noch einmal ans Ohr drückte. »Hey, hey, ist ja gut. Jetzt beruhigen
Sie sich erst mal.« Pause. »Warten Sie. Warten Sie. Ich hole ihn.«
    Henry richtete ein Auge
auf Asch, als der Hüne dem lammfromm dreinblickenden Dougal gegenübertrat, und
eines auf Schwartz, der den Hörer an ein Ohr und eine schmutzige Hand an das
andere presste, um das Geplauder seiner Mitspieler zu dämpfen. Schwartz schaute
zunächst ebenfalls aufs Feld –

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