Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
Vom Netzwerk:
eigentlich, dass ich mich
bei Ihnen bedanke, weil Sie sich so reizend um Owen
gekümmert haben.«
    »Unsinn. Sie beide sind
die Ehrengäste. Sie haben diesen weiten Weg auf sich genommen, und Owen hat
Westish stolz gemacht. Das Trowell wird weltweit wahrgenommen – so etwas gehört
zu den Dingen, die einen Universitätspräsidenten gut aussehen lassen.«
    »Der
Universitätspräsident sieht doch auch so schon ziemlich gut aus.« Genevieve
lächelte. Affenlight lächelte zurück. War das heterosexuelles Flirten? Diese
Beine schienen es einzufordern. Aber vielleicht waren es gar nicht die Beine,
sondern die Tatsache, dass er keine andere Form der Kommunikation mit Frauen
beherrschte. Was konnte man schon tun, außer flirten, bezaubern oder
schmeicheln? Man konnte auf einem gehobenen und gelehrten Niveau Konversation
betreiben, aber Affenlights Erfahrung nach wurde das für gewöhnlich ebenfalls
als Flirten wahrgenommen. Glücklicherweise schien Owen eingenickt zu sein.
Vielleicht tat er aber auch nur so.
    Den Bruchteil einer
Sekunde lang glaubte Affenlight, Genevieves Hand kitzele ihn am Oberschenkel.
Er zuckte reflexartig zusammen, wobei er gegen den Couchtisch trat und Wein aus
seinem Glas verschüttete. Es war jedoch sein Handy, das in der Hosentasche
vibrierte. Genevieve tätschelte ihm den Oberschenkel. »Immer mit der Ruhe«,
sagte sie und zupfte an der Bundfalte seiner leichten Schurwollhose. »Alles
klar?«
    »Haha. Ja, sicher.
Bitte um Entschuldigung«, sagte Affenlight. »Mein Telefon.« Er ließ das
Teufelsding halb aus der Tasche gleiten und überprüfte die Nummer des Anrufers.
Eine 415er-Vorwahl – Pella, dachte er, aber Pella
hatte ihr Handy in San Francisco gelassen. Dann David, der von wo auch immer
zurückgekehrt war, um das Telefon seiner Frau auf dem Küchentisch zu finden,
die Anrufliste voll mit seinen eigenen unbeantworteten Anrufen. Jetzt noch
perplex, bald schon cholerisch. Affenlight ließ es klingeln.

27
    —
    Wenn Pella an der Ursache des eigenartigen Verhaltens
ihres Vater gezweifelt hatte, dann lösten sich die Zweifel in Nichts auf, als
sie das Arbeitszimmer betrat und dort auf eine von Yogastunden modellierte
schwarze Schönheit traf, die sich auf der Couch an ihn geschmiegt hatte – oder
vielleicht nicht direkt angeschmiegt hatte, für eine beinahe vollkommen Fremde
aber doch ziemlich dicht neben ihm saß. Ihre Haut war jugendlich, ihr Haar
kurz, Beine und Wimpern unfassbar lang. Die schimmernden, sinnlichen Bögen
ihrer Beine erinnerten, als sie sie voneinander löste und sich erhob, um Pella
zu begrüßen, an hochglanzpolierte Brancusi-Vögel.
    »Pella, freut mich sehr, Sie kennenzulernen.« Genevieve drückte
Pellas Ellbogen und nahm ihr behände die Tüte ab, so als wäre diese Übernahme
für die beiden reinste Routine. In Anwesenheit dieser geschmeidigen Frau kam
Pella sich wieder altbacken und mehlig vor. Sie verschränkte die Arme, um ihre
teigartig herunterhängenden Brüste und Bizepse zu verbergen, und gelobte, sich
morgen mit frischem Elan ins Schwimmbecken zu stürzen.
    »Pella, das ist Owen«,
sagte Affenlight. »Owen, Pella.«
    Owen lächelte mit einer
Gesichtshälfte und hob die Hand zum Gruß.
    »Glückwunsch zum
Stipendium«, sagte Pella.
    »Vielen Dank.« Die
nichtlächelnde Gesichtshälfte war stark angeschwollen und blau verfärbt, dazu
trug er eine bizarre Kleiderkombination aus weißem Unterhemd und roter
Schlafanzughose, die mit schwarz-weißen Yin-und-Yang-Symbolen gesprenkelt war.
Aber am meisten fiel ihr auf, wie schlank und feingliedrig er war: Sie wusste,
dass er Baseball spielte, und hatte einen Sportlerkoloss wie Mike erwartet.
    »Pella und ich sind in
der Küche.« Genevieve trug das Essen in die benannte Richtung, als handelte es
sich um ihre Wohnung. »Ihr Männer könnt euch so lange ja allein beschäftigen.«
    Pella trottete gehorsam
hinterher. Genevieve öffnete genau die richtigen Schränke, förderte
Servierteller zutage, von deren Existenz Pella nicht einmal gewusst hatte, und
machte sich geschäftig daran, Spirodocus’ Potpourri – Falafel, Hummus, Gemüse,
etwas in Weinblättern Eingewickeltes, etwas nach Fenchel Duftendes – aus den
Plastikbehältern umzuladen. Pella überlegte, wie sie behilflich sein konnte.
Schließlich fiel ihr Blick auf das Zimt-Rosinenbrot auf der Arbeitsplatte, wo
Genevieve es abgelegt hatte, und packte es in den Ofen.
    »Also«, sagte Genevieve
und goss sich ein frisches Glas Wein ein, »als Frauen in der Küche

Weitere Kostenlose Bücher