Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kunstblut (German Edition)

Kunstblut (German Edition)

Titel: Kunstblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
Vom Netzwerk:
sein.
    Es gibt eine wirkungsvolle Alternative zu Alarmanlagen, schwierig auszuschalten und – je nach Modell – wirklich angsteinflößend. Aber leider macht mir meine angeborene Schwäche die Anschaffung eines solchen Wunderdings unmöglich: Ich bin allergisch gegen Hundehaare.
    Ich klappte den Sicherungshebel der Kimber um und drückte mit der Linken vorsichtig die Tür auf. Das Licht in der Diele war an, wie ich es zurückgelassen hatte. So leise wie möglich trat ich ein. Zu sehen war nichts Auffälliges. Als ich mich der Tür des Wohnraums näherte, bemerkte ich wieder das Parfum. Ich zögerte eine Sekunde, dann hob ich den Fuß und stieß die angelehnte Tür auf.
    »Du solltest mal das Rasierwasser wechseln, Arnie«, sagte ich. »Du kannst rauskommen, ich bin da.«
    Arnie Koppmann trat langsam und grinsend in mein Blickfeld. Der hellbraune Mantel spannte um seine Schultern. Er trug keine sichtbare Waffe.
    »Hallo, Jo«, sagte er, »wie schön. Lange nicht gesehen.«
    »Stimmt. Du hast seitdem gelernt, wie man Schlösser aufbohrt. Ist das dein neuer Stil?«
    Er grinste nachsichtig. »Mittlerweile haben manche Leute Türen, da kommt man mit meiner Methode gar nicht mehr durch. Da braucht man Unterstützung.«
    In diesem Moment hörte ich gleichzeitig zwei leise Geräusche hinter mir. Es war zum einen die Tür des Gästeklos und zum anderen die des Abstellraums, die geöffnet wurde. Mir blieben etwa nullkommazwei Sekunden, um mich zu entscheiden, in welche Richtung ich mich umdrehen sollte.
    Bevor ich mich entschieden hatte, wurde es sehr hell.
    Und dann sehr dunkel.
    * * *
    Nach irgendwas zwischen zwei Minuten und fünfzehn Jahren begann es langsam wieder hell zu werden, was kein Trost war. In dem Maße, in dem die Dunkelheit wich, nahm der Schmerz unter meiner Schädeldecke zu. Meine Gedanken versuchten, das Wort »reziprok« zu buchstabieren, und ich versprach mir, zur Belohnung die Augen zu öffnen, wenn ich es schaffte. Ich war sehr stolz, als es endlich hinhaute, aber es half nicht wirklich.
    Das Licht der Deckenstrahler war nur deshalb auszuhalten, weil eine Art Kürbis davor hing, der sich mit zunehmenden Schmerzen als Arnies Rübe entpuppte. Er grinste blöd wie immer.
    »Schöne Grüße«, flötete er.
    Ich versuchte etwas zu erwidern, aber ich schaffte es nicht, meinen Unterkiefer zu bewegen.
    »Pssst«, sagte Arnie zärtlich. »Du brauchst nicht zu sprechen. Jetzt nicht, und am besten nie mehr. Du weißt nichts, du denkst nichts, und du sagst nichts. Mit einer Ausnahme …«, wie ein Kran zerrte mich seine Hand am Hemd in die Senkrechte, »außer einer Sache: Was … hat Wolter dir gesteckt?«
    »Er war’s nicht«, nuschelte ich.
    »Tss-tss-tss«, sagte Arnie griemelnd. »Da hat er dich angelogen, Jo.«
    »Na klar, Arnie. Ist mir gerade aufgegangen.«
    »Das ist schön, Jo. Und sonst hat er nichts gesagt? Irgendwelche Namen zum Beispiel?«
    »Keinen einzigen.«
    Er ließ mich auf den Boden zurückfallen, was meinem Kopf nicht gut tat. Als ich die Augen wieder aufmachte, sah ich ihn auf die offene Tür zum Nachbarzimmer zugehen. Es war der Raum, in dem ich trainierte – und übte. Links und rechts der Tür standen zwei langhaarige stumme Gorillas in Lederjacken. Sie sahen aus, als könnten sie zusammen bis sechs zählen. Arnie wies in das Zimmer und sah zweifelnd auf mich herab.
    »Sag mal, Jo … was ist eigentlich das da?«, fragte er.
    Ich schloss die Augen. Es war klar, was jetzt kommen würde.
    »Da hängt auch ein Sandsack, konzentrier dich doch da rauf«, nuschelte ich.
    »Jo, ich erkenne einen Sandsack, wenn ich ihn sehe. Aber das da … Ehrlich, Jo, wir drei hier haben lange hin und her überlegt, und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass dieses Ding da eine Harfe ist. Spielst du etwa Harfe ?«
    »Was dagegen?«, fragte ich, aber er war noch nicht fertig.
    »Jo, welcher Mann spielt denn Harfe?«
    »Lee van Cleef«, antwortete ich, was ihn kurz aus dem Konzept brachte.
    » Der Lee van Cleef? Naja … Aber du , Jo? Ich meine, ich hatte dich für einen harten Burschen gehalten. Die Sache damals mit Clemens, ich sag dir, der hat immer noch Schiss vor dir, aber eine Harfe ? Das ist doch was für Schwanzlutscher! Bist du ein Schwanzlutscher, Jo?«
    »Keine Angst, Arnie. Deinen würde ich nicht mal für Geld lutschen.«
    Einer der Gorillas machte einen schnellen Schritt nach vorn und trat mir in die Seite. Ich schaffte es, nicht zu stöhnen.
    »Tss-tss-tss«, sagte Arnie wieder. Er ging in

Weitere Kostenlose Bücher