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Kunstblut (German Edition)

Kunstblut (German Edition)

Titel: Kunstblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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Espresso-Maschine an und braute mir einen Dreifachen, während ich die Lokalteile von RP , NRZ und Express überflog. Der Mord an Schwarzenberger und die anschließende Schießerei waren Tagesthema. Egon Wolter wurde mit Namen und Foto als Hauptverdächtiger genannt, auf eine Art, die dem unbefangenen Leser keinen Zweifel an seiner Täterschaft erlaubte. Laut dem Artikel hatte Wolter einen zufällig am Tatort parkenden Autofahrer als Geisel genommen – Fahrenbach hatte gnädigerweise meinen Namen aus dem Spiel gelassen.
    Ich trank den Espresso und rief ihn an.
    Er verzichtete auf eine Begrüßung. »Wir haben Wolter gefunden«, sagte er.
    »Wo?«
    »Hier in Düsseldorf. In Eller.«
    »Und? Was sagt er?«
    »Bis zur nächsten Ewigkeit nichts mehr.«
    »Er ist tot?«
    »Toter als die Altstadt am Montag. Ursache noch unklar. Aber wir gehen erst mal nicht von einem natürlichen Ableben aus. Er lag nämlich in einer Baugrube. Fundort wahrscheinlich nicht gleich Tatort.«
    »Mal davon abgesehen, dass es ihm egal sein dürfte, aber das entlastet Wolter doch entschieden, oder?«
    »Kann ich nicht finden. Da wollte uns nur einer von Schwarzenbergers Freunden die Arbeit abnehmen.«
    »Wer? ›Il Tuffo‹?«
    »Kein Kommentar«, bellte Fahrenbach.
    Seine Antwort hatte einen winzigen Moment auf sich warten lassen. »Oder hat dieses Mal jemand anders unterschrieben?«, fragte ich.
    »Das werde ich Ihnen nicht sagen! Aber selbst, wenn es so wäre! Jeder Täter kann schließlich hinschreiben, was er will. Das beweist nichts. Außer, dass er davon wusste. So wie Sie, Kant.«
    »Und was schließen Sie daraus? Bin ich verdächtig?«
    »Vorerst nicht. Der Todeszeitpunkt war gegen dreiundzwanzig Uhr. Da waren Sie zu Hause.«
    »Woher wissen Sie das denn? Lassen Sie mich etwa überwachen?«
    »Genau. Kommen Sie also bloß nicht auf dumme Gedanken, Kant. Aus der Nummer sind Sie noch lange nicht raus, vergessen Sie das nicht. Solange Wolters Unschuld nicht bewiesen ist, sind Sie auf jeden Fall der Beihilfe verdächtig. Also halten Sie sich bedeckt!«
    »Selbstverständlich, Herr Hauptkommissar«, sagte ich und legte auf. Ich rieb mir den Nacken; immer noch brummte mein Schädel mehr, als er sollte. Nachdenklich sah ich auf Wolters Umschlag, der vor mir auf dem Tisch lag. Eigentlich fühlte ich mich noch nicht fit genug, um eine Bombe zu zünden.
    * * *
    Es wurde elf, bevor ich genug Espresso intus hatte, um eine Entscheidung über den Umschlag zu treffen. Zwischendurch kamen der Schlüsseldienst, um die Tür zu reparieren, und Mohay, meine laotische Putzfrau. Ihre Nationalität mag zu nahe liegenden Kalauern einladen, aber gegenüber der Italienerin war sie ein echter Schritt nach vorn. Heute schickte ich sie nach Hause.
    Abgesehen von den wenigen Unterbrechungen saß ich die ganze Zeit an meiner Harfe. Ich stimmte so sorgfältig, wie mein Schädel es zuließ, und zupfte gedankenverloren ein paar Skalen. »Gerade sitzen, Schultern hängen lassen«, sagte jemand in meinem Hinterkopf. Es war Cornelias Stimme, deren rigide Anweisungen mich immer noch zur Ordnung riefen, sobald ich zu unkonzentriert spielte, aber heute verfehlte sie ihre Wirkung.
    Vor mir auf dem Notenständer lag Wolters verdammter Umschlag. Ich weiß mit einem schlechten Blatt umzugehen, und ich weiß auch, dass man eine Karo-Sieben nicht in ein Pik-Ass verwandeln kann, in dem man draufstarrt. Aber hier musste ich auf Karten setzen, die ich nie zuvor gesehen hatte. Es gab drei simple Möglichkeiten: wegschmeißen – Fahrenbach geben – aufmachen.
    Fahrenbach war definitiv die schlechteste Lösung. Wenn ich ihm erklärte, woher der Umschlag kam, wäre ich wegen Beihilfe dran. Außerdem schienen Arnie und sein Chef gut über mich informiert zu sein. Arnie selbst machte mir nicht allzu viele Sorgen, aber es gibt keinen unangenehmeren Feind als einen Unbekannten. Es war schwer zu sagen, wie sein Chef reagieren würde, wenn ich die Polizei einschaltete. Wegschmeißen klang verlockend, aber ich konnte in tödliche Schwierigkeiten kommen, wenn Wolters Frau im Laufe ihres Lebens einmal dem Falschen irgendwelchen Bullshit erzählte, und dieser Hammer würde verdammt lange über mir hängen.
    Okay, dachte ich, Karo-Sieben.
    Ich zupfte ein letztes tiefes G und machte ihn auf.
    Als sinnliches Erlebnis war es enttäuschend, nach so langem Grübeln nichts als ein Blatt mit drei sechsstelligen Zahlen vorzufinden. Aber Zahlen sind der Schlüssel zu allem, wenn es um Geld geht, und

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