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Kupferglanz

Titel: Kupferglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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aufgedunsene, unrasierte Mann nicht viel Ähnlichkeit mit dem dünnen, pickligen Knaben aus der Parallelklasse hatte. Maukka war einer der widerlichsten Burschen in der Mannschaft gewesen, einer von denen, die mich tackelten, um mir den Ball abzujagen, mir dann an den Busen grapschten und zum Schluss erklärten, Mädchen taugten nicht zum Fuß balispielen, weil sie bei jedem Tackling gleich wütend würden.
    «Ich hab gehört, du bist jetzt bei den Bullen und untersuchst den Mord an Jaska Korhonen. Gibst du mir ʹn Bier aus, wenn ich dir erzähle, was ich davon weiß ? »
    «Erzähl erst mal», sagte ich misstrauisch, denn die notorischen Säufer waren ja alle schon vernommen worden.
    «Bist du jetzt was Besseres ? Na, okay», fuhr Maukka nach einem hastigen Blick auf Koivu fort, «der Maria erzähl ich das auch so.» Er tätschelte mir mit seiner schmierigen Hand das Knie, ich spürte, wie sich die Härchen abwehrend auf-richteten.
    «Ich hab keinen Bock, mit den Polizisten von Arpikylä zu reden, die würden mich ja doch nur in die Zelle sperren wie letzten Winter, dabei hatte ich bloß in den Bankautomaten gepinkelt. Na, jedenfalls bin ich vorigen Samstag hier gewesen, und da war ich zufällig gleichzeitig mit Jaska auf dem Klo. Wir haben über den Mord an seiner Schwester geredet, und er hat gesagt, er ist schlauer als die Bullen von Arpikylä, er weiß, wer es war. Er hat diese bescheuerten Bullen so richtig ausgetrickst, als er bei seiner Schwester irgendwas geklaut hat, was beweist, wer sie umgelegt hat. Er hat sogar Handschuhe angehabt, hat er gesagt, damit sie keine Fingerabdrucke von ihm finden. Und weißt du was, Maria» ‐der Kerl schob seine stinkende Fratze ganz nah an mein Gesicht ‐ «der Mörder hat Jaska einen Haufen Kröten versprochen, wenn er die Klappe hält. Mehr als zehn Riesen! »
    Es war also genau so gelaufen, wie ich es mir gedacht hatte. Ach Jaska, du Dummkopf! Und dann hatte er den Schlüssel gar nicht mitgenommen, sicher hatte er gedacht, er könnte damit mehrmals Geld erpressen. Oder hatte er noch etwas anderes in der Hand gehabt als den mysteriösen Schlüssel?
    «Hat Jaska irgendwas über den Mörder gesagt? Hat er Namen genannt?»
    «Seine Geldquelle hat er mir nicht verraten, ist doch klar», maulte Maukka erbittert. «Aber er hat schon was gesagt … Er hätte nicht gedacht, dass diese Tranfunzel das Zeug hätte, seine Schwester umzubringen.»
    Tranfunzel? Eine echte Jaska-Definition. Er hatte die Person, die er erpressen wollte, also unterschätzt. Vielleicht war es eine Frau? Ella? Barbro Kivinen? Ich konnte mir kaum vorstellen, dass er Kaisa als Tranfunzel tituliert hätte, dafür fielen mir jede Menge andere Namen ein, mit denen er sie bedacht hätte, vor allem, wenn er von ihrer sexuellen Orientierung erfahren hatte. Aniliina konnte er wohl nicht gemeint haben?
    Eine Tranfunzel konnte natürlich auch ein Mann sein. Aus Jaskas Sicht gehörten Matti und Johnny in diese Kategorie. Auch über Kivinen hatte er verächtlich gesprochen. Praktisch kam jeder in Frage.
    «Na, krieg ich jetzt was zu trinken?», fragte Maukka erwartungsvoll. Ich bestellte ein Bier, sagte ihm, er solle am Montag aufs Revier kommen und seine Aussage zu Protokoll geben, und hoffte, er würde verschwinden. Aber er blieb sitzen, den schwammigen Oberschenkel eng an mein Bein gepresst, ekelhaft. Ich war zwischen ihm und der Wand eingeklemmt.
    «Du bist viel niedlicher als früher in der Schule», sagte er und legte mir den Arm um die Schulter. Ich schüttelte ihn wütend ab.
    «Verpiss dich, aber dalli! » Koivu war aufgesprungen, bevor ich etwas sagen könnte. Maukka sah ihn ängstlich an und verzog sich. Er dachte wohl, dass Koivu sein Revier verteidigte.
    Ich trank einen Riesenschluck von meinem Anisschnaps.
    Solche Kerle wie Maukka hatten in der Schulzeit über meinen Wert als Frau befunden, hatten sich das Recht herausgenommen, mein Aussehen und meine Lebensweise zu bekritteln, und mir eingeflüstert, dass ich für keinen taugte ‐ein Gefühl, von dem ich mich erst nach Jahren befreien konnte. Arpikylä, das Narbendorf, wahrhaftig!
    «Danke», sagte ich zu Koivu. «Auf mich hätte er nicht gehört, jedenfalls nicht so schnell.»
    «Ich dachte, ich geh besser dazwischen, bevor du ihm eine reinhaust und ich dich verhaften muss», feixte Koivu. Antti und er hatten einmal mit ansehen müssen, wie ich in einer Kneipe in Helsinki einen Typen ausknockte, der mir den Hintern getätschelt hatte.
    Wir blieben

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