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Kupferglanz

Titel: Kupferglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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belegt hätte.
    Aniliina beschloss ich dagegen zu streichen. Sie hätte einfach nicht die Kraft gehabt, Meritta vom Turm zu stoßen, und erst recht nicht, Jaskas Leiche an den Fundort zu schleifen.
    Da war ich also wieder einmal, verdächtigte alle, die ich kannte, des Mordes. Ich stellte die Blumen in eine Vase, sah den furchtbaren Zustand, in dem sich der Fußboden befand, und beschloss zu putzen. Das war wenigstens etwas, was ich leicht in Ordnung bringen konnte.
    Dann radelte ich gemächlich ins Zentrum. Nach Laden‐
    Schluss hatten sich die Straßen geleert, auch an den Jahrmarkt erinnerte nur noch ein halb abgerissenes Plakat vor dem Rathaus. Ich schaffte es auch an diesem Tag nicht ganz, meinem Arbeitsplatz fernzubleiben. Ich stellte nämlich mein Fahrrad in der Polizeigarage ab und ging bei der Gelegenheit gleich noch zu Timonen, der Wache schob, um ihn zu fragen, ob Johnny gesehen worden sei. Die Antwort war ein verblüfftes Nein.
    «Jetzt ein Bier, aber schnell!», waren Koivus erste Worte, als er aus dem Bus stieg.
    Wir legten die paar hundert Meter zum Kupferkrug schweigend zurück. Erst als wir bestellt hatten, Koivu ein großes Bier, ich einen Longdrink, fing er an zu reden.
    «Ich seh mir morgen ʹne Wohnung an, da kann ich sofort einziehen.»
    « So stehtʹs also?»
    «Allerdings! Weißt du was? Anita hat sich schon ʹnen Neuen ausgeguckt! »
    «Red keinen Stuss», sagte ich, obwohl ich ihm an den Augen ablesen konnte, dass er es bitterernst meinte. Die Kellnerin brachte die Getränke, Koivu zahlte, ohne nachzudenken, für uns beide, aber ich wusste ja, dass wir im Lauf des Abends mindestens drei Runden bestellen würden.
    «Und das ist noch nicht alles! Rat mal, wer der Kerl ist?», sagte Koivu, nachdem er sein Glas in einem Zug zu einem Viertel geleert hatte. «Toni     «Wie denn das? Haben die beiden in der einen Woche im Krankenhaus so enge Bekanntschaft geschlossen?»
    «Das ist bei Anita nicht das erste Mal. Sie ging doch noch mit diesem Sakari, als wir uns kennengelernt haben, und die Geschichte mit Sakari hat genauso angefangen. Das wusste ich ja, aber ich dachte, zwischen uns wäre es anders.»
    Koivu nahm noch einen tiefen Schluck. «Und dann auch noch mit so einem verdammten Scheißidioten! »
    «Hat er den Somali niedergestochen?»
    «Nee, das war ein anderer, aber den hat garantiert dieser Raiskio aufgehetzt. Und Anita findet, die hätten recht. Ganz egal, was für eine Bruchbude mir morgen angeboten wird, ich zieh da ein! Ich will die blöde Tussi nie mehr sehen ! » Koivu hatte sein erstes Glas schon leer. Er war kein eingefleischter Säufer, also stellte ich mich darauf ein, dass ich zum Abschluss des Abends seine neunzig Kilo Lebend-gewicht in ein Taxi und dann auf das Sofa in Kuusikangas hieven musste. Am besten hielt ich mich beim Trinken zurück.
    «Und jetzt sitz ich in dieser blöden Kneipe und warte auf eine Stripperin … »
    Koivu fing plötzlich an, zügellos, fast hysterisch zu lachen, aber die Tränen in seinen Augen kamen wohl nicht vom Lachen.
    Ich wusste, dass Anita Koivus erste große Liebe gewesen war. Ich überlegte, ob ich ihm sagen sollte, dass er erst sechsundzwanzig war, ein gutaussehender und ungewöhnlich vernünftiger Mann, um den sich eines Tages die Frauen noch reißen würden, aber ich hatte das Gefühl, gerade jetzt würde er mir das nicht abnehmen. Also bestellte ich ihm noch ein Bier und ließ ihn weiterjammern.
    Allmählich füllte sich die Kneipe. Miss Miranda, die Stripperin, sollte zweimal auftreten, um halb zehn und um elf. Das Publikum bestand fast nur aus Männern, und ich war froh, dass ich Koivu bei mir hatte. Allein wäre ich mir vorgekommen wie auf dem Präsentierteller. Ganz schön beschissen: Wenn eine knallharte Frau wie ich sich nicht ohne männliche Begleitung in ein Striplokal wagte, war es für die Schüchternen erst recht unmöglich. Große Auswahl hatten die Frauen in Arpikylä ohnehin nicht.
    Kurz vor halb zehn stellte ich fest, dass ich es gar nicht nötig gehabt hätte, persönlich über den gesetzmäßigen Ablauf der Striptease-Veranstaltung zu wachen, denn die Ortspolizei war auch ohne mich ausreichend vertreten: Antikainen und Hopponen saßen mit ihren Biergläsern an einem Tisch direkt vor der Bühne und sahen konsterniert aus, als wir grüßten.
    Nach dem rasanten Anfang hatte Koivu langsamer getrunken, er war jetzt bei seinem dritten Bier. Ich hatte mir Anisschnaps und eine

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