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Kupferglanz

Titel: Kupferglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Kanne Wasser bestellt.
    Antikainen setzte sich kurz zu uns, in der eindeutigen Absicht herauszufinden, ob ich ein Verhältnis mit Koivu hatte. Wir gaben uns alle Mühe, ihn in seinem Verdacht zu bestärken. Ich erklärte lauthals, dass Koivu bei mir übernachten würde, und Koivu sagte mindestens zweimal, wie schön es letztes Mal mit mir in der Sauna war. Ich war froh, dass er trotz Liebeskummer wieder zu Schabernack aufgelegt war. Allerdings würde ich es am Montag bei der Arbeit wohl nicht leicht haben. Antikainen war offenbar schon früher zu dem Schluss gekommen, ich hätte auch mit Johnny eine Affäre.
    Es war nicht schwer zu verstehen, wieso Meritta in Arpikylä als leichtlebige Frau gegolten hatte. Ein flüchtiger Gedanke schoss mir durch den Kopf, verschwand aber sofort wieder, als sinnliches Gewisper aus den Lautsprechern drang.
    Antikainen beeilte sich, seinen Logenplatz einzunehmen. Die Lampen wurden auf Schummerlicht geschaltet, und der Restaurantbesitzer, der den ganzen Abend lang hinter dem Bartresen gestanden und den Andrang beobachtet hatte, verkündete: «Es geht los, Jungs! Jetzt machen wir in dieser Stadt Geschichte.
    Heute Abend: Miss Miranda!»
    Die rauchige Frauenstimme vom Band wurde lauter, im Restaurant gingen die Lichter aus, und auf der Bühne erschien Miss Miranda im rosa Paillettenkleid, mit einer Fe derboa und langen Stiefeln. In natura sah sie jünger und hübscher aus als auf den schmuddeligen Fotos, und sie tanzte geschmeidig und gekonnt. Das Kleid verschwand sehr schnell, darunter wurde ein knapper, paillettenbestickter rosa Bikini sichtbar. Miss Miranda zögerte den nächsten Schritt eine Weile heraus, dann legte sie das Oberteil ab und entblößte ihre dem Sexstandard entsprechenden Brüste. Die Musik wurde immer leidenschaftlicher. Miss Miranda streichelte sich scheinbar lüstern mit ihrer Federboa, führte sie mit gelangweiltem Lächeln zwischen ihre Beine, trat mit den Stiefeln darauf.
    Die Darbietung hatte etwas Absurdes, ich musste fast lachen. Wenn Miranda ein Mann gewesen wäre, hätte ich garantiert gepfiffen und ihn angefeuert. Aber die Kerle saßen stocksteif da wie in der Kirche. Nur ihre glänzenden Augen und angespannten Gesichter verrieten, dass das Gebotene sie nicht kaltließ.
    Ich entdeckte ziemlich viele der unfreiwilligen Junggesellen von Arpikylä unter den Zuschauern. Sie waren geblieben, um den elterlichen Hof zu bewirtschaften, oder waren arbeitslos geworden und hatten sich an die Rockschöße ihrer Mütter geklammert, während die jungen Mädchen die Stadt verließen, um sich weiterzubilden. Natürlich waren auch Vertreter der Hautevolee anwesend, unter anderem der Vizevorsitzende der Stadtverwaltung und einige kleine Bosse von den Betrieben im Industrieviertel. Einer hatte seine Frau mitgebracht, die offensichtlich peinlich berührt war. Ein paar Kollegen meiner Eltern grüßten mich verlegen, als hätte ich sie bei einer Missetat ertappt.
    Einer, der offenbar nicht zum ersten Mal in einer Striptease-Show saß, steckte dem Mädchen einen Zehnmarkschein in das superwinzige Höschen, was dem übrigen Publikum ein paar Zurufe entlockte. Antikainen sackte das Kinn runter, als Miranda ihm ihr kreisendes Becken fast ins Gesicht schob.
    Endlich entledigte sich Miss Miranda auch des Höschens, kniete sich auf Arme und Beine und wackelte im Takt der Musik mit den Hüften. Der Lachreiz war unerträglich, ich hielt mir den Arm vor den Mund, um mein Gekicher zu dämpfen. Koivu legte den Finger an die Lippen, aber auch seine Augen sprühten vor Lachen. Die Musik und das lustvolle Stöhnen steigerten sich zur Klimax, dann wurde die Bühne dunkel, und als das Licht anging, war Miranda verschwunden.
    Es dauerte einen Moment, bevor der Applaus einsetzte, dann fingen einige an, nach Miranda zu rufen. Der Restaurantbesitzer gab bekannt, sie würde um elf Uhr wieder auftreten.
    «Na, wie hatʹs dir gefallen?», fragte ich Koivu.
    «Ganz niedliches Mädchen. Eine richtige Boa wäre allerdings interessanter als dieses Federdings.»
    «Kannst es ihr ja mal vorschlagen», gab ich zurück. Da fläzte sich plötzlich ein ziemlich angeheiterter Mann neben mich, der mir vage bekannt vorkam.
    «Hallo, Maria! Du erinnerst dich doch an mich? Maukka Härkönen. Ist das dein Mann?» Ohne eine Antwort abzuwarten, hielt er Koivu die Hand hin und erklärte: «Maria und ich haben früher in der gleichen Mannschaft Fußball gespielt.»
    Und ob ich mich an Härkönen erinnerte, obwohl der

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