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Kupferglanz

Titel: Kupferglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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richtig seltsam vor, dass ich nicht zur Arbeit zu gehen brauchte. In der Stadt war Jahrmarkt, aber ich zog es vor, das Alleinsein zu genießen. Ich holte die Zeitung herein, trank noch eine Tasse Kaffee und machte dann einen Waldspaziergang. Mikko saß auf der Saunatreppe und sonnte sich.
    Kuusikangas war rundum von Fichtenwald umgeben. Hinter der verwilderten Kälberkoppel ragte ein Felsblock einige Dutzend Meter in die Höhe. Ich kletterte hinauf und winkte dem Turm zu, der am Horizont leuchtete und aus dieser Entfernung aussah wie ein vergessenes Spielzeug im Sand. Dann drehte ich mich um und betrachtete das duftende Moor auf der anderen Seite des Felsens, in dem in guten Sommern zuerst Multbeeren und danach Moosbeeren reiften. In dieser Gegend gab es kaum Elche, daher war ich erstaunt, als ich einen ungewöhnlich großen, graubraunen Elchbullen erblickte, der sich an einer Kiefer am Rand des Moors die Hörner rieb. Ich setzte mich auf den Felsen und sah ihm zu. In Inkoo hatten Antti und ich oft Elche beobachtet. Die gemessenen Bewegungen des großen Tieres hatten etwas Beruhigendes. Vielleicht war ich doch nicht so urban, wie ich mir beim Umzug nach Helsinki eingebildet hatte. Schon als ich in Tapiola, etwas außerhalb von Helsinki, wohnte, war mir klar geworden, dass ich meine Waldwanderungen ganz einfach brauchte.
    Wo würde ich wohl heute in einem Jahr wohnen? Allmählich hatte ich genug vom ständigen Umziehen. Dazu kam das noch viel schwierigere Problem, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Wenn doch Antti jetzt bei mir wäre! Er würde mir versichern, dass wir beide gemeinsam es schafften, unser Leben bestens zu organisieren, und er würde mir helfen, Johnny zu vergessen, der jetzt von der Polizei gesucht wurde. Die Sehnsucht packte mich mit voller Kraft. Anttis Gesicht, Anttis Stimme, Anttis warme Haut an meiner … Nur das Wissen, dass es in Chicago halb fünf Uhr früh war, hielt mich davon ab, ans Telefon zu rennen.
    Der Elch hob den Kopf, als schnupperte er, vielleicht trug ihm der Wind meinen Geruch zu. Ich wäre gern näher hingegangen, wollte ihn aber nicht erschrecken.
    Antti hatte einmal gewitzelt, wenn mir im Wald ein Bär begegnete, wäre ich sicher davon überzeugt, dass er sich vor mir fürchtete.
    Und wenn Antti und ich heirateten? In letzter Zeit hatte ich genug gescheiterte Ehen gesehen. Waren wir nicht wie Meritta und Märten Flöjt, zwei Menschen, denen ihre Arbeit das Allerwichtigste war? Jedenfalls würden wir uns genau überlegen müssen, ob wir uns Kinder zulegen sollten. Garantiert würden wir uns ständig über das Kinderhüten streiten, wie die Virtanens. Aber Antti und ich spürten, wann wir uns in Ruhe lassen mussten, wir hatten die gleichen Ziele. Uns würde es wohl nicht so ergehen wie Johnny und Tuija. Und auf keinen Fall würde unsere Ehe zu einer faden Geschäftspartnerschaft werden wie bei den Kivinens.
    Aber trotzdem … war ich wirklich bereit?
    Auf dem Rückweg pflückte ich an der am wenigsten zugewachsenen Ecke der Koppel einen Strauß Ranunkeln und Glockenblumen für den Tisch in der Stube und räumte gleichzeitig in meinem Kopf auf. In Gedanken stellte ich eine Art Rangliste der Verdächtigen auf, an deren Spitze leider immer noch Johnny stand. Matti folgte dichtauf, Kivinen rückte an die dritte Stelle.
    Ich ließ etwas Platz und schrieb als Nächstes Tuija auf meine mentale Liste. Aus reiner Boshaftigkeit. Und um ehrlich zu sein, Ella gehörte auch dazu. Sie kümmerte sich sehr energisch um die Angelegenheiten ihres Mannes. Um Matti zu schützen, konnte sie Meritta in einem Wutanfall vom Turm gestürzt haben.
    Bei dem Mord an Jaska war ich mir allerdings nicht so sicher.
    Damit war die Liste immer noch nicht vollständig. Ich fügte auch Barbro Kivinen hinzu. Vielleicht war ihr das Verhältnis zwischen ihrem Mann und Meritta doch nicht so gleichgültig gewesen, wie sie zu verstehen gab. Irgendwie konnte ich mir gut vorstellen, wie sie einen Erpresser von Jaskas Sorte verächtlich mit einem Schraubenschlüssel erschlug. Oder wäre ein Regenschirm mit Silberknauf vielleicht doch passender?
    Schließlich setzte ich Kaisa, die ich schon gestrichen hatte, doch wieder auf meine Liste. Sie konnte Meritta aus Eifersucht umgebracht haben, aber Jaska?
    Allerdings konnte Jaska verdammt penetrant sein, ich hatte selbst oft genug den Drang verspürt, ihm eine in die Fresse zu hauen. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, mit welchen Ausdrücken Jaska Kaisas Liebe zu Meritta

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