Kupfervenus
abgesehen hat?« Hyacinthus schien beeindruckt. »Wenn ein Junggeselle schon das Haus voll gefährlicher Weiber hat – und behaupte ja nicht, daß es bei Hortensius anders wäre, denn schließlich bist du hinter seinem Rücken in ihrem Auftrag hier –, warum fällt ihm dann eigentlich nichts Besseres ein, als sein Dilemma durch eine Heirat zu lösen? Wie kann man bloß so naiv sein?«
»Soll das heißen, Sie ermitteln nicht gegen Bräute, die ihre Kavaliere ausnehmen?«
»Aber andauernd!« versicherte ich unwirsch. »Solche Brieftaschenbräute sind geradezu der goldene Boden meines Gewerbes!«
Beim Abschied sagte er noch: »Falls Sie mal daran denken sollten, sich eine anständige Wohnung zu nehmen …«
»Möglich, daß ich schon eine suche.« Ich begleitete ihn nur bis zur Balkontür.
»Dann wenden Sie sich an Cossus«, empfahl Hyacinthus hilfsbereit. »Das ist ein Makler auf dem Vicus Longus – ein bißchen schlafmützig zwar, aber dafür reell. Er hat eine Menge netter Objekte an der Hand, speziell für Geschäftsleute. Berufen Sie sich auf mich, dann wird er sich Ihrer bestimmt annehmen …«
»Danke. Vielleicht komme ich darauf zurück.« Ich dachte mir, daß Hyacinthus für seinen Tip sicher ein Trinkgeld erwartete. Nun trage ich, eingenäht im Saum meiner Tunika, immer einen halben Golddenar bei mir, aber den hätte ich um nichts in der Welt einem Sklaven geopfert. Leider fand sich sonst nichts als einen abgegriffener Kupferas, und den hätte kein Latrinenwärter, der etwas auf sich hielt, als Trinkgeld angenommen.
»Danke, Falco, das dürfte meinen Freikauffonds gehörig aufstocken!«
»Tut mir leid, aber ich konnte die letzten Tage nicht auf die Bank!«
Ich versuchte, ihm meinen Aufenthalt in den Lautumiae als eine Art Geheimmission im Süden Partheniens unterzujubeln, damit er meinen potentiellen Klienten auch etwas Zufriedenstellendes über mich berichten konnte.
V
Der Freigelassene Hortensius Novus wohnte im Norden der Stadt, an den duftenden Hängen des Pincio. Die schlichte, schmucklose Mauer, die das Anwesen umgab, war hoch genug, um das Haus vor neugierigen Blicken zu schützen, falls denn einer der betuchten Nachbarn so nahebei gewohnt hätte. Was aber nicht der Fall war. In dieser Gegend sind nämlich die Gärten der Privatvillen noch größer als die öffentlichen Parks, denen man gnädigerweise die unbedeutenden Zwischenräume überließ. Und wenn ich Ihnen verrate, daß von letzteren einer der Garten des Lukull war, den Kaiserin Messalina so schön fand, daß sie seinen Besitzer zum Selbstmord zwang, als der partout nicht verkaufen wollte, dann können Sie sich ungefähr vorstellen, wie erst die privaten Herrensitze auf dem Pincio aussehen.
Ich quasselte mich am Pförtnerhaus der Hortensius-Sippe vorbei und stiefelte die breite, kiesbestreute Auffahrt hoch. Unterwegs gab’s jede Menge Gartenkunst zu bestaunen. Zum Glück hatte ich vorher bei einem Zuckerbäcker haltgemacht und ein paar Erkundigungen eingeholt, so daß ich nun nicht ganz unvorbereitet auf den Luxus beim Herrn Freigelassenen war. Buchsbaum, zu geflügelten Greifen gestutzt, in Stein gehauene, lichte Göttinnen mit hehrer Denkerstirn, rosen- und weinumrankte, lauschige Pergolen, wuchtige Urnen aus rosig geädertem Alabaster, Taubenschläge, Fischteiche und Marmorbänke in verschwiegenen Laubengängen mit Blick auf sauber geschorene Rasenflächen – was für eine Augenweide!
Bronzesphinxen bewachten die Freitreppe aus weißem Marmor, über die ich in eine von mächtigen schwarzen Säulen gesäumte Empfangshalle kam. Dort tappte ich so lange mit dem Fuß auf ein weiß-graues Schachbrettmosaik, bis ein abgekämpfter Diener erschien. Er fragte nach meinem Namen und führte mich dann, vorbei an zierlichen Farnen und Springbrunnen, in einen eleganten Innenhof, den einer der drei Freigelassenen durch sein Standbild verschönt hatte. Imposant stand er da, der steinerne Hortensius, in seiner besten Toga und mit einer Schriftrolle in der Hand. Genau das fehlte dem Flur meiner Falco-Residenz: meine Wenigkeit in Carraramarmor, wie ein feiner Pinkel mit einem Haufen Geld, der mit sich und der Welt zufrieden ist. Ich nahm mir vor, so ein Standbild in Auftrag zu geben – eines schönen Tages.
Ich fand mich allein in einem Empfangssalon wieder. Auf dem Weg dorthin waren mir die vielen ausgebrannten Fackeln und Wachslichter aufgefallen. In den Gängen roch es noch schwach nach welken Blumengirlanden, und wenn ab und zu eine Tür
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