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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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nicht das Terrain auszukundschaften brauchen. Liebes, ich kann auf mich selbst aufpassen …« Das konnte ich ganz bestimmt. Mein Problem war, auf Helena aufzupassen. »Also, tu mir einen Gefallen und misch dich nicht weiter ein.«
    »Nein, Marcus«, versprach sie und guckte dabei so lammfromm, daß ich wußte, es war geflunkert.
    »Oder erzähl mir wenigstens hinterher nicht, was du wieder angestellt hast!« Sie sah mich unverwandt an. »Um mich brauchst du dich wirklich nicht zu sorgen. Diese zwei Frauen im Hause Hortensius, die sind doch nur Gesindel. Und überhaupt, mit dir kann keine konkurrieren. Außerdem gibt’s bei mir eine eiserne Regel, die lautet: Schlafe nie mit einer Klientin.«
    »Und? Hast du die schon mal gebrochen?«
    » Einmal, ja.«
    Ich grinste sie blöde an. Sie antwortete mit einem nervösen Lächeln. Ich zog ihren Kopf auf meine Schulter herab und hielt sie ganz fest.
    Die Kolonnade, in die wir uns verzogen hatten, lag sehr verschwiegen. Ich blieb reglos sitzen, Helena im Arm. Ich war entspannt und mehr zu Zärtlichkeiten aufgelegt, als ich’s mir normalerweise gestatte. Sie wirkte bedrückt; ich strich ihr übers Haar, was die traurige Miene verscheuchte und mich wiederum ermutigte, meine Hand weiterschweifen zu lassen, für den Fall, daß da noch andere Verspannungen der Behandlung bedurften …
    »Marcus!« Ich beschloß, weiterzumachen. Ihre seidenweiche Haut schien im Bad eigens dafür eingeölt worden zu sein, eine Hand anzulocken, die das zu schätzen wußte. »Marcus, du machst es uns beiden unerträglich …« Um ihr zu beweisen, daß ich so zäh war, wie sie’s zuvor behauptet hatte, hörte ich tatsächlich auf.
    Nicht lange danach verabschiedete ich mich; es wäre peinlich geworden, noch länger das klirrende Tafelsilber zu überhören, welches anzeigte, daß ihre Eltern schon bei Tisch saßen. Helena lud mich ein, mitzuessen, aber ich wollte nicht, daß sie oder ihre Eltern (besonders ihre Mutter) mich für einen dieser Schmarotzer hielten, die immer zur Essenszeit auftauchten.
    Als ich auf die Straße trat, wandte ich mich, noch ganz in Gedanken, Richtung Norden. Manch ein Privatermittler tut so, als ließen, wo er geht und steht, hinreißend schöne Frauen ihre spärlichen Hüllen fallen, um schwupps, mit ihm ins Bett zu steigen. Ich redete mir ein, daß mir das nur deshalb so selten passierte, weil der Typ Mädchen, dem ich gefiel, eben viel wählerischer sei.
    Na ja, früher hatte ich ihr jedenfalls gefallen.

XVIII
    Die Damen waren daheim, ihre Männer nicht. Die Damen langweilten sich. Ich kam daher wie ein Geschenk der Götter, um die noch freie Unterhaltungsnummer nach Tisch zu übernehmen. Wenn ich eine Flöte mitgebracht hätte und ein paar phrygische Schwerttänzer, wäre mir das sicher besser gelungen.
    Sooft ich auch ins Haus Hortensius kam, nie wurde ich zweimal im selben Raum empfangen. An diesem Abend zum Beispiel führte man mich in eine aufgemotzte azurblaue Luxussuite, die etwas ungemein Boudoirhaftes hatte. Über jedes Sofa waren sündhaft lässig sündhaft teure Decken drapiert. Darauf türmten sich pralle Kissen in schimmernden Bezügen, aufdringlich mit Fransen und dicken Quasten überladen. Das Zimmer war mit Möbeln vollgestopft: bronzene Beistelltische mit phallischen Satyrn als Sockel; Silberdiwane mit Klauenfüßen; Schildpattvitrinen. In den Vitrinen war ein ganzer Großhandelsposten syrischen Glases ausgestellt (darunter mindestens eine Vase, die man unlängst in der Campagna recycelt hatte), daneben Elfenbeinnippes, eine Kollektion recht hübscher etruskischer Handspiegel und ein übergroßes Gefäß aus purem Gold, dem man nicht ansah, wozu es gut sein mochte; sie nannten es wahrscheinlich eine »Votivschale«, auch wenn es mich eher an den persönlichen Nachttopf eines besonders dicken mazedonischen Königs erinnerte.
    Mit ihren rougeüberhauchten Wangen und antimonglänzenden Augen wirkten die beiden Frauen nicht minder aufgetakelt als die Einrichtung des Hauses. Sabina Pollia räkelte sich auf ihrem Sofa mit der Energie eines Salbeistrauchs, der sich zum Herrn eines Kräutergartens aufschwingt. Hortensia Atilia posierte zwar etwas eleganter, hatte aber einen Fuß so hochgestellt, daß ihr nacktes Bein unweigerlich zum Blickfang wurde. So, wie die beiden einander gegenübersaßen, zwischen sich eine große Schale mit Weintrauben, mußte ich unentwegt an Helenas abfällige Bemerkung denken (vermutlich genau das, was sie beabsichtigt hatte). Alle

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