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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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»Damit hat mich schon der Schreiberling vom Prätor genug genervt! Der Kerl wollte mir einreden, daß die Frau ihren Mann erstickt haben könnte ….« Demnach war mein Freund Lusius bei seiner früheren Untersuchung gewissenhaft vorgegangen. »Alles Unfug! Die arme Frau war übel zugerichtet und zerkratzt, aber sie hat dennoch ihr Bestes getan. Eprius muß so wild um sich gedroschen haben, daß er sie beinahe bewußtlos geschlagen hätte …«
    »Kommt Ihnen das nicht verdächtig vor, ich meine, wenn sie ihm doch helfen wollte?«
    »Nicht die Spur! Der Mann wußte ja nicht, was er tat. Es war ein tödlicher Anfall!«
    »Versuchen Sie’s doch mal mit einer anderen Version«, beharrte ich. »Severina hatte versucht, ihn zu vergiften. Das Zeug wirkte aber nicht so recht, also preßte sie ihm was aufs Gesicht. Eprius begriff, was sie vorhatte, und wehrte sich …«
    »Überflüssige Spekulationen. Ich hab doch das Medikament gefunden, an dem er erstickt ist.«
    »Und haben Sie’s aufgehoben?«
    »Selbstverständlich«, entgegnete er scharf. »Ich habe es dem Sekretär des Prätors übergeben.«
    »Soviel ich weiß, war es eine Hustenpastille. Als Apotheker hätte Eprius doch wissen müssen, wie man so was lutscht! Hatten Sie ihm die Dinger verschrieben?«
    »Ich war nicht sein Arzt, und ich bezweifle, ob er überhaupt einen Hausarzt hatte. Seine Arzneien konnte er sich schließlich selbst mischen. An sein Sterbelager wurde ich gerufen, weil ich in der Nähe wohne. Aber Eprius war schon tot, als ich eintraf. Es gab nichts mehr zu tun, außer der Witwe Trost zuzusprechen. Zum Glück wollte ihr zufällig gerade ein Bekannter, ein Freigelassener, seine Aufwartung machen, und so konnte ich sie der Obhut eines Freundes anvertrauen und beruhigt nach Hause gehen …«
    »Sie hat’s verkraftet!« versicherte ich. »Binnen eines Monats hat sie wieder geheiratet.«
    Der arrogante Esel weigerte sich trotzdem, ein Gegengutachten zu erstellen.
     
    Die Geschichte, die er mir erzählt hatte, war zum Fürchten, doch sie brachte mich keinen Schritt weiter. Angewidert verließ ich sein Haus. Aber ich war nach wie vor entschlossen, Pollia und Atilia zu beweisen, daß ich mir meine Spesen redlich verdiente. Da ich mit dem Perlenverkäufer und dem Apotheker kein Glück gehabt hatte, war der Mensch, der die wilden Tiere importierte, meine letzte Hoffnung.
    Ich mietete mir ein Maultier und ritt hinaus in den Nordosten der Stadt. Die Tiere für die Arena waren jenseits der Stadtgrenze, gegenüber der Hauptkaserne der Prätorianer untergebracht. Auf dem Weg zum Bestiarium hörte ich schon von weitem Gebrüll und Trompeten, seltsam befremdliche Töne in nächster Umgebung Roms. Die kaiserliche Menagerie besaß sämtliche Viecher, von denen ich je gehört hatte, und noch eine ganze Menge mehr. Meine ersten Fragen stellte ich, während hinter mir Krokodile in ihren Käfigen das Maul aufrissen, und beinahe jedem, an den ich mich wandte, guckte ein Vogel Strauß über die Schulter. Ringsum entdeckte ich apathische Nashörner, traurige Affen und Leoparden mit glanzlosem Fell. Betreut wurden die Tiere von langhaarigen Kerlen, die genauso mürrisch und unberechenbar aussahen wie sie. Ein beunruhigend säuerlicher Geruch lag über dem Gelände, und zwischen den Käfigen trat man überall in unappetitlichen Morast.
    Ich hatte nach Grittius Frontos Neffen gefragt. Man sagte mir, der Neffe sei nach Ägypten zurückgekehrt, aber wenn ich ein ausgefallenes Unterhaltungsprogramm für ein Fest suchte, dann solle ich doch mal mit Thalia reden. Da ich nie weiß, wann es Zeit ist, Reißaus zu nehmen, ließ ich mir den Weg zu einem gestreiften Zelt zeigen. Dort angekommen, schlug ich nicht nur mutig die Eingangsklappe zurück, sondern war auch noch so tollkühn, einzutreten.
    »Ooh!« kreischte eine Stimme, mit der man Pflugscharen hätte schleifen können. »Ist scheint’s mein Glückstag heut!«
    Sie war ein großes Mädchen. Damit meine ich … ach, nichts. Sie war größer als ich und rundum kräftig gebaut. Als Mädchen durfte man sie dem Alter nach ohne allzu große Respektlosigkeit bezeichnen, und ich sah wohl, daß ihre primären geschlechtsspezifischen Vorzüge in exzellentem Verhältnis zu ihrer Größe standen. Ihr Kostüm entsprach ganz dem, was die Mode diesen Monat für die gutgekleidete Artistin vorschrieb: eine Handvoll Flittersterne, ein paar Straußenfedern (darum also hatten einige der Vögel im Freiluftgehege so beleidigt dreingeschaut),

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