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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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der mir am Hals klebte. »Die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen. Ich kann Severina auch noch ’ne Weile beschatten. Wenn Sie bereit sind, dafür aufzukommen, werde ich die Dame so lange beobachten, wie Sie wollen …« Ich bin nie in Hochform, wenn die Reichen mich wie einen Spielball behandeln.
    Normalerweise hindere ich meine Klienten daran, unnötige Ausgaben zu machen. Aber mit vier leeren Zimmern daheim, die möbliert werden mußten, und bei zwei Dämchen, die es sich locker leisten konnten, ihrer Marionette einen neuen Tisch zu kaufen, nahm ich’s mit meinen moralischen Grundsätzen nicht mehr ganz so genau.
    Ich verabschiedete mich eilig. Der kleine Junge saß auf der Treppe vor dem mächtigen Portikus; der finstere Blick, mit dem er zusah, wie ich die polierten Marmorstufen hinuntersprang, spiegelte seine ganze Verachtung wider: Er wußte, daß ich entschieden zu früh gegangen war, um meinen Spaß gehabt zu haben.
     
    Auf dem Heimweg war ich schlechter Laune. Ganz Rom hatte inzwischen zu Abend gegessen, bloß ich nicht. Um diese Tageszeit waren in der Piscina Publica offene Lokale zwar leichter zu finden, sahen aber kein bißchen einladender aus. Ich schlappte weiter und ging meine Mutter besuchen. Mehrere meiner Schwestern waren bei ihr, also ließ ich verlauten, falls irgendeine Möbel hätte, die sie gern loswürde, so wäre ich ein dankbarer Abnehmer. Tatsächlich bot Junia mir ein Bett an. Junia, die sich immer schon für was Besseres hielt, hatte irgendwie einen Mann eingefangen, der fest angestellt war, einen Zollkontrolleur; die beiden behielten nichts länger als zwei Jahre. Normalerweise machte ich einen Bogen um alles, was sie rauswarfen, weil ich mich nicht gern als Parasit fühle, aber für ein anständiges Bett vergaß sogar ich meinen Stolz. Ich hörte voll Freude, daß dieses Schnäppchen, so gut wie neu, meinen Schwager zweihundert Sesterzen gekostet hatte. Wenn schon schnorren, dann, bitteschön, Qualität.
    Die Sperrzeit für den Verkehr auf Rädern war inzwischen aufgehoben, und dank meinem Schwager Mico, der irgendwoher einen Karren organisierte, schafften wir das Bett noch am selben Abend fort, ehe Junia es sich anders überlegen konnte. Anschließend klapperten wir die restliche Familie ab und sammelten ein, was die zu stiften hatten: Pfannen mit verbogenen Stielen und Schemel, die nicht mehr auf allen vier Beinen standen. Sowie ich Mico abgewimmelt hatte, vergnügte ich mich damit, meine Wohnung bald so, bald so einzurichten, wie ein kleines Mädchen, das mit seinen Puppenmöbeln spielt. Darüber wurde es sehr spät, aber Mama hatte mir ein paar Lampen geschenkt, und Maia hatte einen halben Krug Öl dazu spendiert; das spritzte zwar ziemlich, erfüllte aber seinen Zweck. Während ich meine neuen Sachen durch die Wohnung zerrte, hämmerten von Zeit zu Zeit andere Mieter an die Wände. Ich klopfte wacker zurück, denn ich bin immer froh über neue Freunde.
    Mein neues Bett war prima, nur die Matratze hatte bei Junia noch nicht genug Leben mitgekriegt; man lag darauf wie auf einem Felssims in halber Höhe eines Berghangs. Doch die nächtlichen Abenteuer, auf die ich hoffte, würden bald schon für angenehme Kuhlen sorgen.
XIX
    Da meine Klienten nach stichhaltigeren Beweisen verlangten, zog ich in aller Frühe los, ausgerüstet mit dem Namen und der Adresse, die Lusius, der Sekretär des Prätors, mir gegeben hatte: Ich wollte den Doktor befragen, den man zu Severinas zweitem Mann, dem Apotheker, gerufen hatte, um den Totenschein auszustellen.
    Der Kurpfuscher war stinksauer über die frühe Störung, aber noch längst nicht so sauer wie ich, als ich merkte, daß der Mann zu nichts zu gebrauchen war. Ihm war mein Frust nichts Neues; vermutlich hatte Lusius ihn bei seiner Vernehmung ebenso barsch abgefertigt.
    »Ich hab dem Sekretär bereits alle Fakten genannt, und Fakten verändern sich nicht!« Das setzte voraus, der eingebildete Trottel hätte die Fakten von Anfang an richtig erkannt – woran mir bald schon Zweifel kamen. »Der Apotheker kriegte plötzlich Krämpfe …«
    »Waren Sie dabei?«
    »Man hat es mir erzählt! Dann rannten seine Diener kopflos davon, während die Gattin alles versuchte, um ihn wiederzubeleben.«
    »Ohne Erfolg?«
    »Sie kam ja kaum an ihn ran. Der Mann schlug so heftig um sich …«
    »Sie meinen …«
    »Belehren Sie mich nicht über meine ärztliche Pflicht!« unterbrach er wütend, obgleich meine unausgesprochene Frage völlig devot ausgefallen wäre.

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