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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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zwei trugen Kleider mit verschwenderischem Faltenwurf, die aber eher fürs flinke Rausschlüpfen entworfen waren, als um die wohlgeformten Körper zu verhüllen. Ich war die ganze Zeit gespannt, welche von Pollias Schulterspangen als erste tiefer an einem reizenden Arm hinunterrutschen würde, als der Anstand erlaubte. Pollia trug Smaragde; Atilia war mit indischen Perlen behängt.
    Atilias Sohn, ein ganz normales Kind, war auch da und kniete mit einem Spielzeugesel aus Terrakotta auf dem Marmorboden. Der Junge war etwa acht Jahre alt. Ich zwinkerte ihm zu, und er starrte so unverhohlen feindselig zurück wie jedes Küken, das einen fremden Schnabel im Nest entdeckt.
    »Nun, Falco, was bringen Sie uns Schönes?« fragte Pollia.
    »Bloß Neuigkeiten«, sagte ich entschuldigend.
    Der linke Träger von Pollias karminrotem Abendkleid rutschte so tief, daß sie böse wurde. Also schnippte sie ihn wieder hoch. Das gab der rechten Schulterpasse mehr Spielraum, um reizvoll über ihre Brust herabzugleiten.
    »So reden Sie schon!« drängte Hortensia Atilia und wackelte mit den hochgereckten Zehen. Sie zog es vor, ihre Spangen schön in der Mitte ihrer blendenden Schultern zu halten, wie es sich geziemte. Dafür bauschte sich ihr Kleid (ein marineblaues Gewand, das das Klassenziel guten Geschmacks knapp verfehlte) vorn in weitem Bogen, so daß jeder, der hinter ihr stand, ungehindert bis runter zu dem großen braunen Leberfleck, eine Handbreit unterm Brustansatz, gucken konnte: Als üppig bestückte Fruchtbarkeitsgöttin betonte sie trefflich, was Muttergottheiten immer gern zur Schau stellen. (Natürlich blieb ich ungerührt; ich bin ja auch kein religiöser Typ.)
    Ohne weitere Vorrede referierte ich meinen beiden Klientinnen, was ich bisher herausgefunden hatte. »Was die Wahrsagerin betrifft, so will ich nicht weiter auf diesen Aberglauben eingehen, aber falls Hortensius Novus für derlei empfänglich ist, sollten Sie es ihm lieber nicht erzählen. Verunsicherung und Nervosität steigern bekanntlich die Unfallgefahr …«
    »Als Schuldbeweis taugt das aber noch lange nicht!« befand Pollia eisig. Sie hatte zum Essen reichlich Wein genossen. Jetzt war es an der Zeit, die Messer zu wetzen – es sollte mir an den Kragen gehen, wenn schon nicht an die Wäsche; das sah ich ihr an.
    Ich blieb ganz ruhig. »Zugegeben. Aber wenn der Kunde zum Horoskop gleich noch einen Grabstein bestellt, sieht die Sache schon anders aus! So, wie Severina Zotica ihre Hochzeit angeht, würde ich anstelle ihres Verlobten mein Heil in der Flucht suchen.«
    »Ja, das glaube ich!«
    Der Kleine schmetterte seinen Spielzeugesel gegen das gedrechselte Bein eines Tischchens; seine Mutter sah ihn strafend an und schickte ihn hinaus. »Um dem Mädchen gegenüber fair zu sein«, meinte Atilia, »sollten wir es ihr vielleicht nicht verübeln, wenn sie sicher gehen will, daß ihr früheres Pech sich nicht wiederholen wird. Die Horoskope könnten völlig harmlos sein.« Hortensia Atilia war ohne Zweifel die Großzügigere von den beiden. Und wie alles, was sie im Überfluß besaß, stellte die Dame auch ihre Großzügigkeit ohne falsche Scham zur Schau.
    »Als nächstes«, sagte ich, »habe ich vor, Severina persönlich zur Rede zu stellen …«
    Atilia und Pollia wechselten einen Blick. Ohne besonderen Grund fiel mir Helenas Befürchtung ein, irgend etwas an diesem Auftrag sei nicht ganz geheuer.
    »Das scheint mir ziemlich gewagt.« Atilias schüchterne Miene gab zu verstehen, sie sei eine einfache Blume auf der Suche nach einem männlichen Beschützer, der sie gegen alle Fährnisse auf dem Weidegrund des Lebens verteidigen würde; ich gebärdete mich daraufhin sicherheitshalber wie ein Großstadtgangster, der nur so zum Spaß durch die Wiesen rennt und Margeriten köpft.
    »Vielleicht sollten wir noch abwarten«, meinte Pollia und lächelte mich strahlend an. »Finanziell wird es Ihr Schaden nicht sein …«
    Jetzt wurde ich erst richtig stutzig. »Sabina Pollia, wir hatten uns doch darauf geeinigt, daß ich herausfinden soll, wieviel diese Brieftaschenbraut verlangt, um Novus freizugeben.«
    Pollia zog einen Schmollmund, um anzudeuten, es gäbe noch ganz andere Dinge, auf die wir uns einigen könnten. »Ich wollte ja nur vorschlagen, daß wir uns erst noch mehr Beweise beschaffen. Aber Sie sind der Detektiv, Falco. Sie müssen entscheiden, wann’s Zeit ist, loszuschlagen. Ich bin sicher, Ihr Timing ist unfehlbar …«
    Ich lockerte den Kragen meiner Tunika,

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