Kupfervenus
geradezu unanständig teuer ist, hat es für sie keinen Wert … Deine Honorarsätze sind zu bescheiden; es wundert mich, daß sie dich engagiert haben.«
»Besten Dank!« blaffte ich, aber mit dem unguten Gefühl, meine Herzensdame könnte recht haben. Ich barg mein Gesicht für einen Augenblick in den Händen, dann lachte ich. »Was wirst du denn nun mit dem Geld machen?«
»Na, eine Schule gründen. Ich bin keine Heuchlerin, Marcus.«
Sie war einfach toll. Meine Bewunderung behielt ich aber besser für mich. Helena brauchte keinen Ansporn. In der Öffentlichkeit wirkte sie eher liebenswert und schüchtern – aber kaum, daß sie sich einen so verrückten Gedanken in den Kopf gesetzt hatte wie eben, war all ihre Scheu verflogen. »Ich mache mir Sorgen, wenn du so auf Abenteuer ausgehst! Wie bist du bloß auf die Idee gekommen?«
Sie gab keine Antwort. »Aus Neugier, ja?« Ich legte den Arm um sie und zog sie an meine Brust. In ihren großen dunklen Augen las ich eine verwirrende Mischung aus Liebe und Abwehr. »Na, und was hattest du denn für einen Eindruck von meinen Klienten?«
»Ich sagte doch schon: ein bißchen zu offenherzig, die Damen. Wenn ich sie noch mal besuche, werde ich ihnen ein paar Kleiderspangen als Geschenk mitbringen …« Ich war froh, als ich die vertraute Ironie in ihren Augen aufblitzen sah. »Sabina Pollia hat sich aus dem Nichts hochgearbeitet – und hat vielleicht immer noch Dreck unter den Nägeln. Und die andere, der mütterliche Typ, sieht aus wie ein süßes scheues Reh, das um Schutz bittet – während sie in Wahrheit ihre Umgebung brutal manipuliert … Hast du übrigens ihren kleinen Sohn kennengelernt? Ich wette, der Knirps kann es durchaus mit seiner Mama aufnehmen. Atilia hat große Pläne mit ihm. Sie wird alles daransetzen, ihn, sowie er alt genug ist, für den Senat aufstellen zu lassen.«
Für eine Familie mit genügend Ehrgeiz und Mitteln, ein Kind zu fördern, konnte ich mir höhere Ziele vorstellen als einen Sitz im Senat, doch es wäre taktlos gewesen, das einer Senatorentochter gegenüber zu äußern. »Aber sie ist eine wunderbare Mutter!« neckte ich unüberlegt und nicht minder taktlos.
» Viele von uns könnten wunderbare Mütter sein! «
Noch bevor das aus ihr herausbrach, hatte ich sie stürmisch in die Arme geschlossen. »Du wirst ein Kind haben!« Wir hatten nie darüber gesprochen; es hatte sich bisher nicht ergeben. Ich hatte mir eingebildet, froh zu sein, daß ich mich um die Aussprache drücken konnte, doch jetzt ließ ich eine eindringliche, wohlvorbereitete Rede vom Stapel. »Liebste, wir waren beide noch nicht soweit. Daß wir das Baby verloren haben, war vielleicht das beste für das arme Würmchen …« Helena bäumte sich zornig auf. Ich spürte, daß ihre Stimmung nichts Gutes verhieß, war aber nicht bereit, das Mädchen sitzenzulassen und davonzulaufen, bloß weil sie das erwartete. »Nein, hör mir doch erst mal zu. Helena, ich vertraue ja sonst auf nichts und niemand, aber wir müssen jetzt einen Weg finden, um überhaupt Zusammensein zu können. Laß uns das erst einmal genießen – und wenn es dann soweit ist, werden wir eine neue Generation genauso drolliger Käuze in die Welt setzen, wie du und ich es sind.«
»Vielleicht will ich’s dann gar nicht mehr …«
»Ich krieg dich schon rum …«
»Marcus, ich mag noch nicht daran denken. Ich muß erst einmal mit dem, was passiert ist, zu Rande kommen!«
»Ich weiß ja …« Ich hatte Angst, ich würde sie für immer verlieren, wenn sie mich jetzt außen vor ließ. Das machte mich richtig wütend. »Du darfst dich jetzt nicht abkapseln – und denk bloß nicht, an mir wäre alles spurlos vorübergegangen!«
»Oh, du und dein oller Republikanerkodex!« flüsterte Helena, während sie mich in einem ihrer impulsiven Stimmungsumschwünge plötzlich abküßte. »Hör auf, so vernünftig daherzureden …« Ich schwieg. »Didius Falco, irgendwer sollte dir mal erklären, daß Detektive zäh sind, harte Männer, die ein armseliges, gefährliches Leben führen, und wenn sie wieder mal mit einem blauen Auge davongekommen sind, sausen sie auf schnellstem Wege zurück in ihre miese kleine Welt …«
»Falsch. Ein Privatermittler ist nur ein fauler Schlaffi. Jede Frau mit anständigen Schuhen an den Füßen kann auf ihm rumtrampeln.« Dabei fiel mir was ein. »Trotzdem habe ich nicht die Absicht, mich von den Hortensius-Weibern auf einem Gartenweg zertreten zu lassen. Du hättest also gar
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