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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Wahnvorstellungen der Alten schuld zu sein, steckte ich den Kopf aus der Tür, just als Cossus, der Makler, die Treppe heruntergepoltert kam. Er schien in heller Aufregung.
    »Ärger gehabt?« erkundigte ich mich.
    »Ach, immer diese verrückte alte Schlampe …«, knurrte er und linste dabei über die Schulter nach oben, als fürchte er, die Frau würde ihm einen Zauberfluch nachsenden. »Manche Leute wissen einfach nicht, was gut für sie ist …«
    Er schien nicht geneigt, meine Neugier zu befriedigen, und so begnügte ich mich mit der stichelnden Frage: »Was ist eigentlich mit dem Wasserträger, den Sie mir versprochen haben?«
    »Sachte, Mann, wir können doch auch nicht hexen!«
    Diesmal ließ ich ihn ohne Trinkgeld abziehen.
    Ich ging ungefrühstückt aus dem Haus. Und ohne Rücksicht auf meinen schmerzenden Brummschädel machte ich mich auf den Weg zu meinen Klientinnen vom Pincio. Es brauchte etliche Zeit, bis ich dort ankam. Meine Füße hatten offenbar einen Eid geleistet, daß sie mich heute nirgendwohin tragen würden. Doch ich überlistete sie, indem ich einen Maulesel mietete.
    Novus’ Fahrt über den Styx wurde mit großem Pomp inszeniert. Das ganze Haus duftete schwer nach Balsamierungsölen und Weihrauch. Statt mit ein paar symbolischen Zypressenzweigen war jeder Eingang gleich mit zwei veritablen Bäumen bestückt. Die Sippe mußte einen kleinen Wald abgeholzt haben. Aber das sah dem Pack ähnlich, daß sie sogar aus einem Begräbnis ein Spektakel machten.
    Die Sklaven waren von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet. So brandneu, wie das Tuch aussah, hatten die Freigelassenen ein ganzes Heer von Näherinnen in Nachtschicht arbeiten lassen.
    Als es mir endlich gelang, zu den Damen des Hauses vorzudringen (die sich schrecklich zierten und angeblich so gramgebeugt waren, daß sie niemanden empfangen konnten), fand ich sie tiefverschleiert und in kostbare, faltenreiche weiße Gewänder gehüllt: die Trauerfarbe der Oberschicht (weil kleidsamer als Schwarz).
    Ich murmelte ein paar Beileidsworte, dann packte ich den Stier bei den Hörnern: »Sie wundern sich vielleicht, daß ich mich so einfach hierhertraue …«
    Sabina Pollia lachte ihr gackerndes Lachen. Schmerz macht manche Menschen reizbar. Ihr Gesicht war wunderschön hergerichtet wie immer, aber heute merkte man, daß ihre Stimme zehn Jahre älter war als ihr Gesicht.
    Ich wappnete mich für das Ärgste. »Hören Sie, ich habe mein Bestes getan – und mehr hatte ich Ihnen auch nie versprochen.« Hortensia Atilias große dunkle Augen, die mehr Angst als Trauer spiegelten, waren besorgt auf mich gerichtet. Sabina Pollia dagegen funkelte mich kampflustig an. »Sie hatten recht mit Ihrem Verdacht gegen Severina – auch wenn der Zeitpunkt des Mordes dagegen spricht. Jedenfalls hätte niemand den Anschlag verhindern können … Aber diesmal wird sie der gerechten Strafe nicht entgehen!«
    »Was macht Sie da so sicher?« fragte Pollia schneidend.
    »Erfahrung.«
    »Sie waren auch vor dem Mord schon sicher, die Lage im Griff zu haben.«
    »Nein; vorher war ich auf der Hut. Jetzt aber bin ich wütend und …«
    »Der Fall ist dem Prätor übergeben worden«, unterbrach Pollia mich.
    »Gewiß, das habe ich ja selbst vorgeschlagen …« Ich ahnte schon, was jetzt kam.
    »Dann schlage ich vor, wir überlassen es auch dem Prätor, ihn zu lösen!«
    Als ich Pollias sarkastischen Hieb halbwegs verkraftet hatte, wagte ich mich behutsam wieder vor. »Sie haben mich engagiert, weil ich für den Palast arbeite, und genau dort wurde ich gestern abend so lange aufgehalten …«
    »Unsere Männer haben uns befohlen, den Vertrag mit Ihnen zu lösen.« Das war Atilia, die immer als die eher Schüchterne von beiden aufgetreten war. In Wirklichkeit war ihr, genau wie Pollia, völlig schnuppe, was ihr Mann sagte; Felix und Crepito waren bloße Marionetten. Aber wenn einer von meinen Klienten sich vorgenommen hat, mich zu entlassen, dann ist ihm eben jeder Vorwand recht.
    »Natürlich müssen Sie die Wünsche Ihrer Gatten respektieren«, sagte ich.
    »Sie haben versagt, Falco!« tadelte Pollia unnachgiebig.
    »Es sieht ganz so aus, ja.«
    Selbst mit einem ausgewachsenen Kater war ich immer noch ein Profi. Die beiden Frauen waren nervös, erwarteten einen Wutanfall; aber ich konnte mich auch später abreagieren, und so enttäuschte ich sie genüßlich. »Meine Damen, ich dränge mich niemals auf, wenn ich das Vertrauen eines Klienten verloren habe.«
    Dann grüßte ich

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