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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Murks zu bauen …«
    »Oh, besten Dank!« Ich verkniff mir einen saftigen Fluch. Aber dann ließ ich ihn doch los. Es war einer von meinem Bruder: besonders drastisch! Der Sklave schien beeindruckt. »Aber wenn deine Herrschaft meinte, ich tauge nichts, warum haben sie mich dann überhaupt mit dem Fall betraut?«
    »Vielleicht dachte man, Sie würden entsprechend billig sein.«
    »Dann haben sich die Damen aber mal gründlich geirrt!«
    Ich erinnerte mich, daß Helena gesagt hatte, auf diese gräßlichen Leute mache nur Eindruck, was teuer sei.
    Auch ohne den Leichnam gesehen zu haben, teilte ich die Zweifel des Botengängers. Der Koch war wohl kaum eines natürlichen Todes gestorben. »Viridovix wurde bestimmt ebenfalls vergiftet«, sagte ich. »Wenn auch nicht mit demselben schnell wirkenden Mittel, an dem Novus gestorben ist. Du hast doch beide Leichen gesehen. Was ist – habe ich recht?« Der Sklave nickte. Ich faßte einen Entschluß. »Ich wollte Viridovix noch ein paar wichtige Fragen wegen gestern nachmittag stellen. Das ist zwar nun nicht mehr möglich, aber vielleicht könntest du mir jemanden finden, der gut beobachtet und dabei war, als die Speisen für das Bankett zubereitet wurden?«
    Er schien unschlüssig. Ich erinnerte ihn daran, daß sonst niemand den Tod des Kochs rächen würde. Aus Solidarität versprach er schließlich, jemanden zu suchen, der mir weiterhelfen könne. Ich gab ihm meine neue Adresse. Und da er Angst hatte, mit mir gesehen zu werden, ließ ich ihn ohne weitere Fragen zum Haus zurückhuschen.
    Ich blieb unter dem Baum sitzen und dachte an den Mann aus Gallien. Ich hatte ihn gemocht. Er hatte sich seinem Schicksal ergeben, aber trotzdem seinen Stolz bewahrt. Ein integrer Mensch. Ein Mann mit Würde.
    Ich dachte recht lange an ihn. Das war ich ihm schuldig.
    Bestimmt war er ermordet worden. Nur hatte man ihm offenbar ein Gift verabreicht, das langsamer und weniger schmerzhaft wirkte als das Teufelszeug, dem Novus zum Opfer gefallen war. Vermutlich hatte man es in beiden Fällen auf Novus abgesehen – obwohl ich nicht völlig ausschließen konnte, daß der Anschlag auf mehr als eine Person zielte.
    Noch wußte ich nicht, ob beide Giftstoffe vom selben Täter eingeschmuggelt worden waren. Und warum man zumindest einen zweiten Anschlag geplant hatte. Wahrscheinlich als Rückversicherung. Ich wußte allerdings, wie die zweite Dosis verabreicht worden war, und dieses Wissen sollte mich lange verfolgen. Das Gift konnte nur zwischen den bitter-würzigen Ingredienzien gewesen sein, die der Koch in seinem Becher Falerner zu sich genommen hatte.
    Ich sah es noch vor mir, wie ich ihm den Wein mischte. Ich selbst hatte Viridovix getötet.
XL
    Als ich auf dem gemieteten Maultier wieder südwärts ritt, sagte mir eine innere Stimme, daß dieser Fall erst zu Ende sein würde, wenn ich ihn gelöst hatte, egal, ob mit oder ohne Honorar. Das war mein edles, mutiges Ich. Mein anderes Ich (das an Viridovix dachte) fühlte sich einfach nur müde und besudelt.
    Ich ging heim. Es hatte keinen Sinn, anderswohin zu gehen; und sich auf einen Kampf mit Severina Zotica einzulassen, solange ich nichts Hieb- und Stichfestes gegen diese sommersprossige Schlange in der Hand hatte, war erst recht sinnlos.
    Eine halbe Stunde später klopfte sie an meine Tür. Ich dachte gerade nach. Damit das besser ging, betätigte ich mich nebenher handwerklich.
    »Machen Sie heute Urlaub, Falco?«
    »Nein, ich bin dabei, einen Stuhl zu reparieren.« Wenn ich schlechte Laune habe, werde ich leicht pedantisch.
    Sie besah sich den abgenutzten Korbsessel, dessen halbrundes Rückenteil in Boudoir-Armlehnen auslief. »Das ist ja ein Frauenstuhl!«
    »Vielleicht krieg ich, wenn ich den Stuhl geflickt habe, auch eine passende Frau dazu.«
    Die Kupfervenus lächelte nervös.
    Sie trug kein Schwarz, sondern tiefdunkles Hagebuttenrot, aber auf ihre unkonventionelle Art bezeugte sie damit mehr Achtung vor dem Toten als Pollia und Atilia mit ihren theatralischen weißen Gewändern.
    Ich wandte mich wieder meiner Arbeit zu. Es war eine dieser vertrackten Bosseleien, wo man harmlos damit anfängt, ein paar ausgefranste Enden zu flicken, zum Schluß aber das ganze Möbelstück zerlegt und neu zusammenbaut. Ich hatte bereits zwei Stunden an den Stuhl verschwendet.
    Um Severinas unliebsame Neugier abzuschmettern, knurrte ich: »Den Stuhl hab ich von meiner Schwester Galla. Meine Mutter hatte noch einen kleinen Vorrat geschältes Rohr. Aber es

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