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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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gefragt. Nein, ich halte sie aus meiner Arbeit raus.«
    »Ich dachte nur, daß Sie sie vielleicht losschicken, um Leute an Orten zu beschatten, die Sie nicht betreten können.«
    »Ich würde sie niemals irgendwohin lassen, wo ich nicht selbst hin könnte.«
    »Wie rücksichtsvoll!« sagte Severina.
     
    Wir hatten beide aufgehört zu trinken und stierten mit Philosophenmiene ins Leere. Der frisch gekelterte Rebensaft im Verein mit dem feurigen Falerner, den ich zuvor verkostet hatte, gar nicht zu reden von den süffigen Tischweinen, die im Palast kredenzt worden waren, wirkte so durchschlagend, daß ich bezweifelte, ob meine Beine mir im entscheidenden Augenblick noch gehorchen würden. Auch Severina atmete jetzt schläfrig.
    »Eine Nacht der Enthüllungen!«
    Ich grunzte gereizt. »Bislang aber ziemlich einseitig! Laut Plan wollte ich den Mitteilsamen markieren, damit Sie auftauen und sich zu einem Geständnis verleiten lassen …«
    »Laut Plan, Falco? Mir werden Sie mit einem so plumpen Trick, wie mich betrunken zu machen, kein Geständnis abluchsen!«
    »Betrunken haben Sie sich ganz ohne mein Zutun.«
    »Ich hasse es, wenn Sie so logisch daherreden.«
    »Und ich hasse es, wenn Sie – ach, vergessen wir’s!« Ich seufzte. »Ich bin zu müde für dieses Hickhack.«
    »He, Sie schlafen ja ein!« Severina gluckste vor Vergnügen. Vielleicht war ich eingenickt. Vielleicht wollte ich ihr das auch bloß weismachen. (Vielleicht wußte ich nicht mehr, was ich tat.)
    Als ich keine Antwort gab, ließ sie stöhnend den Kopf zurücksinken. Dann zog sie den roten Jaspisring mit den beiden verschlungenen Händen vom Finger. Sie warf ihn mit gequältem Lächeln in die Luft, fing ihn wieder auf und legte ihn neben sich auf den Boden. Mir war, als ob ein Funke aus dem Edelstein sich glitzernd in ihrem Haar finge. Wie sie sich des Rings entledigte, war nicht ungehörig oder respektlos, setzte aber gleichwohl einen deutlichen Schlußstrich unter das Verlöbnis mit Novus. »Jetzt bleibt nichts mehr zu tun übrig … keiner mehr, der mich braucht … keiner, bei dem ich Halt suchen kann … Wozu das Ganze, Falco?«
    Der Ring, den sie abgestreift hatte, schien beinahe so schwer wie der von Novus: viel zu wuchtig für Severinas zarte Kinderhände. »Denken Sie an den Profit, Gnädigste! Der Ring da ist immerhin aus purem Gold!«
    Severina rollte das Kleinod geringschätzig über den Mosaikboden. »Gold nutzt sich ab. Wie die Liebe, die es angeblich symbolisiert.«
    »Und die mitunter auch hält.«
    »Glauben Sie das wirklich?« fragte sie. »Und Ihre ach so großartige Freundin, glaubt die auch daran?«
    Ich lachte. »Die ist Realistin. Die geht auf Nummer Sicher und hält mich an der kurzen Leine.«
    Nach einer kleinen Pause hob Severina die rechte Hand und zeigte mir den billigen Ring mit der primitiv gestanzten Venus und dem kleinen Klecks, der den an ihre Knie geschmiegten Amor vorstellen sollte. »Kupfer dagegen«, raunte sie geheimnisvoll, »ja, das ist für die Ewigkeit!«
    »Demnach wäre die Ewigkeit billig zu haben! Wußten Sie, daß Kupfer nach den Bergen Zyperns benannt ist, wo das Erz gewonnen wird?« Ja doch, ich sammele solch merkwürdige Fakten. »Zypern wiederum ist der Geburtsort der Venus – so wurde Kupfer zum Metall der Liebe …«
    »Man kriegt seelischen Grünspan davon, Falco!« flüsterte sie.
    »Dagegen sollten Sie einen Arzt konsultieren.« Ich dachte nicht daran, sie um Aufklärung zu bitten. Wenn eine Frau die Rätselhafte spielen will, ist unsereiner machtlos. »Wer hat Ihnen denn den Kupferring verehrt?«
    »Jemand, der mit mir in der Sklaverei war.«
    »Und hat dieser Jemand auch einen Namen?«
    »Nur bei den Schatten in der Unterwelt.«
    Ich lächelte bitter. »Wie so viele Ihrer Freunde!«
    Severina beugte sich vor und griff nach der Amphore. Ich hob abwehrend die Hand, aber sie teilte den Rest Wein redlich zwischen uns auf.
    Als sie sich wieder zurücklehnte, rutschte sie ein kleines Stückchen näher. Wir tranken langsam, beide in jenes dumpftrübe Brüten versunken, das der Betrunkene für Tiefgang hält.
    »Ich geh jetzt wohl besser.«
    »Wir können Ihnen auch ein Bett anbieten.«
    Was ich dringend brauchte, war ungestörter Schlaf. In diesem Haus würde ich die ganze Nacht wachliegen und darauf warten, daß sich eine mechanische Zimmerdecke niedersenkte, um mich zu zermalmen … Ich schüttelte den Kopf.
    »Trotzdem danke, daß Sie mir Gesellschaft geleistet haben.« Severina preßte die

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