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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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Vielleicht hat sie ja auch den Zahltag in ihrem Kalender markiert, den,
an dem sie das Geld bekommen hat.«
    »Verdammt.«
    Sie hatte so gehofft, dass der Eintrag in dem Kalender mit Leas
Mörder zu tun hatte! Und jetzt? Jetzt saß Kurt Rinkner hier und faselte
irgendetwas, was sie am liebsten nicht hören wollte.
    »Tut mir leid, Maria.«
    »Schon gut.«
    Arthur wies mit dem Kopf zur Tür. »Was will der denn wieder hier?«
    »Keine Ahnung. Auf jeden Fall bekomme ich eine Alkoholvergiftung,
wenn er noch einmal ausatmet.«
    »Na, dann viel Spaß.« Arthur zog davon.
    Maria holte tief Luft, dann ging sie wieder hinein.
    »Also, Herr Rinkner, Sie hatten Streit mit Ihrer Tochter. Sie hat
Ihnen gesagt, dass sie Sie hasst und weggehen will?«
    Rinkner wiegte seinen Oberkörper hin und her, wie ein Kind, das man
verlassen hatte.
    »Es war meine Schuld.«
    Mengert, der gelangweilt an der Wand gelehnt hatte, schaute
überrascht hoch.
    »Was ist Ihre Schuld?«, fragte Maria.
    Rinkner stammelte: »Ich hätte … Ich hätte nicht …«
    Dann war Schluss mit den Wörtern. Es gab keine mehr. Abgesoffen.
    Kurt Rinkner hielt eine Hand vor die Augen. Seine Schultern zuckten,
Maria konnte sein mühsam unterdrücktes Schluchzen hören.
    »Herr Rinkner?«
    Aber Kurt Rinkner reagierte nicht.
    Maria wartete. Auf dem Schreibtisch vor ihr lag das kleine gelbe
Buch mit Eichendorffs Gedichten. Mengert hatte es als Untersetzer für den
Kaffeebecher benutzt. Vom Konterfei Eichendorffs waren nur noch Kinn und Nase
zu sehen.
    Eichendorff, der mit wenigen Wörtern beschreiben konnte, was sein
Herz berührte, der Stimmungen einfangen und in Versform bringen konnte.
Rinkner, der gern reden wollte und verstummte. Der nicht einmal genug Wörter
hatte, um seinen Schmerz auch nur ansatzweise mitzuteilen.
    Er hatte niemals diese Gedichte geschrieben.
    Hades hatte ein Allerweltsgesicht. Rinkners Gesicht war kantig, mit
ausgeprägten Zügen. Ganz anders als der Mensch auf dem Phantombild.
    Das Phantombild war einige Jahre alt.
    Was geschah mit dem Gesicht, wenn man älter wurde?
    Sie hatte einmal irgendwo gelesen, die Nase würde größer, aber das
war wohl ein Gerücht. Ihre eigene Nase sah nicht anders aus als früher, bildete
sie sich zumindest ein. Aber runder war ihr Gesicht geworden, weil sie
zugenommen hatte.
    Runder. Viele Menschen nahmen mit den Jahren zu.
    Es schwelte. Es brodelte. Irgendwoher kannte sie dieses Gesicht. Sie
hatte es schon einmal gesehen. Fast war es wie bei einem Wort, nach dem man
suchte, das kämpfte, bis es endlich mit aller Macht die Sperre durchbrach, die
es im Nichtfassbaren gehalten hatte.
    Sie musste dieses Phantombild noch einmal sehen. Und zwar sofort.
    »Bin gleich wieder da«, flüsterte sie Mengert zu und ging leise
hinaus, erleichtert, dem weinenden Riesen entrinnen zu können.
    Es lag in der Aktenmappe in ihrem Büro.
    Wie sah so ein Gesicht aus, runder, fülliger?
    Ein Mann, der Gedichte schrieb, um sie an der Nase herumzuführen.
Ein Mann, der viel Geld hatte.
    Maria starrte auf das Phantombild.
    »Maria!« Arthur stand in der Tür. »Hier! Das Fax von der VSA .«
    Sie riss ihm das Blatt aus der Hand. Überflog die Namen.
    Stolperte über den einen, den sie kannte, den Namen des Mannes,
dessen Züge in dem Phantombild zu sehen waren, anders, konturierter, aber sie
waren da.
    Dicklich war er, gefühlvoll. Und reich.
    Mit einem Haus in Neuenheim und einem Bentley in der Garage.
    Da stand es, schwarz auf weiß: Hans Martinsen .
    Der verstörte Zeuge. Und sie war auf ihn hereingefallen!
    Martinsen hatte sich in ihren Augen zum Opfer gemacht. Die Tarnkappe
des Hades! Er hatte sie davon überzeugt, dass er auf der anderen Seite stand.
Dass man ihm mit diesem Mord etwas angetan hatte, dass er traumatisiert war,
weil er die Leiche von Lea Rinkner aus dem Neckar gezogen hatte.
    »Den kennen wir doch, oder?« Arthur zeigte auf den Namen.
    »Allerdings. Was waren wir nur für Idioten.«
    Cloe Pettke hatte ihnen seinen Namen schon fast genannt! Lea hatte
von St. Martin gesprochen, der seinen Besitz mit den Armen teilt, genau wie der
Mann, den sie erpresste. Nur hatte der nicht ganz so freiwillig geteilt.
    St. Martin. Martinsen .
    Maria lief rüber zu Mengerts Büro, riss die Tür auf.
    »Wir haben den Namen!«
    Mengert kam raus. »Und?«
    »Hans Martinsen. Der Mann, der Lea Rinkner aus dem Wasser gezogen
hat. Er hat auch dafür gesorgt, dass sie da gelandet ist. Er benutzt dieses
›Corti‹, er war bei ihr in der

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