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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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zu hören.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Der macht nicht auf. Soll ich etwas
ausrichten?«
    »Nein, nicht nötig.«
    Sie würden sowieso in zehn Minuten vor der Haustür stehen.
    Lindnar wohnte in der Rohrbacher Straße, eine der Südachsen, die aus
der Innenstadt herausführten und die entsprechend viel befahren waren. Längs
der Straße gab es allerlei Lokale und Geschäfte und das Kino, in dem Maria erst
vorletzte Woche mit Jörg gewesen war.
    Der Altbau, in dem Karel Lindnar lebte, machte schon von außen den
Eindruck, als sei eine Renovierung seit Längerem überfällig.
    Mengert war mitgekommen, weil Alsberger angeblich etwas Wichtiges
erledigen musste. Maria vermutete stark, dass er mit Vera Kaffee trinken war.
    Sie drückte auf die Klingel, über der auf einem kleinen weißen Stück
Papier nicht nur Lindnars, sondern noch drei weitere Namen standen. Die Autos
rauschten vorbei, der Türsummer war kaum zu hören. Ein leises Brummen, dann gab
die Haustür nach.
    »Wer ist denn da?«
    Ein paar Stockwerke höher erschien ein Kopf über dem
Treppengeländer.
    Maria antwortete nicht, sie ging einfach hoch, der Musik nach, die
mit jedem Treppenabsatz lauter wurde.
    Im dritten Stock stand ein junger Mann in Jeans und weißem T-Shirt
wartend in einer der Wohnungstüren.
    »Was wollen Sie denn?«
    »Mooser, Kripo Heidelberg. Und das ist mein Kollege, Herr Mengert«,
schnaufte Maria, als sie die letzten Stufen erklommen hatten. »Wir möchten zu
Herrn Lindnar.«
    Die Musik kam aus der Wohnung, und hier oben war sie so dröhnend
laut, dass sie schon vor der Tür kaum noch normal miteinander reden konnten.
    »Na, dann versuchen Sie Ihr Glück mal. Aber ich glaube nicht, dass
Sie viel Erfolg haben werden.« Der junge Mann trat zurück, um sie
hereinzulassen. »Haben Sie nicht eben auch angerufen?«
    »Habe ich.«
    Er zeigte auf eine der Türen, die in dem langen, hohen Flur zu sehen
waren.
    »Das da vorne ist sein Zimmer. Karel hat heute wieder seine fünf
Minuten. Die dauern bei ihm nur leider meistens einen halben Tag. Wegen ihm
fliegen wir hier noch alle raus.«
    Hämmernde Bässe, elektronisch verzerrte Töne. Sie mussten fast
schreien, um sich zu verständigen. Schon leise hätte Maria diese Musik nicht
ertragen, in dieser Lautstärke war sie die reine Folter.
    Sie nickte Mengert zu. Der klopfte an Lindnars Zimmertür, drückte
die Klinke herunter, aber es war abgeschlossen.
    »Herr Lindnar, Kripo Heidelberg, machen Sie bitte auf!«, rief
Mengert.
    Es passierte nichts, die Bässe wummerten weiter.
    Mengert versuchte es noch einmal in höflicher Weise, dann bollerte
er mit der Faust so auf die Tür, dass sie kurz davor war, nachzugeben.
    »Kripo!«, brüllte er. »Machen Sie die Tür auf!«
    Ein paar Sekunden geschah nichts, dann wurde es plötzlich still.
Noch eine Weile und man konnte hören, wie der Schlüssel von innen umgedreht
wurde.
    Karel Lindnar steckte den blonden Schopf zur Tür heraus. Er schaute
Mengert irritiert an, sah dann Maria, die hinter ihm stand.
    »Ach, Sie sind das. Tut mir leid, ich hatte wohl die Musik ein
bisschen zu laut gestellt.«
    »Idiot«, kommentierte sein WG -Kollege,
drehte sich um und verschwand in einem der hinteren Zimmer.
    Lindnar öffnete einen Spaltbreit die Tür, schlüpfte heraus und zog
sie sofort wieder hinter sich zu.
    »Bei mir sieht es saumäßig aus. Besser, Sie sehen das nicht, Sie
wären entsetzt«, sagte er und ging voraus in den Flur. »Hier hinten ist die
Küche, da können wir rein. Sie sind bestimmt wegen der Sache mit Tanja da,
was?«
    Die Küche, in die er sie führte, erfüllte alle Vorurteile, die man
gegen eine WG -Küche nur haben
konnte. Es war kaum vorstellbar, dass es irgendwo noch saumäßiger aussehen
konnte als hier.
    Der Herd war mit einer bräunlichen Kruste überzogen, der Boden davor
reichlich mit irgendwelchen Essensresten bekleckert. Auf dem Tisch stapelten
sich dreckige Teller und Pappkartons mit Pizzaresten, gekrönt von etlichen
Kippen, die man auf den Salamischeiben ausgedrückt hatte. Überall lagen
Zeitungen herum, dazwischen halb leere Becher, einige mit kleinen grünlichen
Inseln, die darin schwammen.
    Lindnar räumte ihnen die Sitzbank frei, die vor dem Fenster stand.
    »Wir haben mit Frau Vliegel gesprochen.« Maria wischte ein paar
Cornflakes weg, bevor sie sich setzte. »Sie hat uns erzählt, dass Sie am
Montagabend nicht bei ihr waren. Frau Vliegel ist sich da sehr sicher.«
    »Ja, das ist mir dann auch eingefallen, dass das nicht

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