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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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Geschichten, Lieder
und Gedichte gesammelt, die Heidelberger geschrieben haben, weil dieser
Brentano und der von Arnim das vor zweihundert Jahren angeblich so ähnlich
gemacht haben. Bei denen waren es Volkslieder, die sie dann veröffentlicht
haben. Das Buch gibt es heute noch: ›Des Knaben Wunderhorn‹.«
    Maria las, was auf der Seite stand. Noch ein Gedicht und noch ein
Gedicht und noch ein Gedicht.
    »Wenn wir alle überprüfen sollen, die bei diesem Theaterprojekt ein
Gedicht geschrieben haben, dann lasse ich mich vorzeitig berenten«, sagte
Mengert und sah dabei aus, als sei es ihm ernst.
    Einer der Kollegen schaute herein, auf der Suche nach Maria. Man
hatte recherchiert, aber leider noch nichts darüber herausgefunden, wie
Katharina Barbara Förster ausgesehen hatte.
    Sie redeten, planten, was zu erledigen war. Der Kollege sollte mit
einem Notebook zu Sarah Szeidel in die Klinik fahren und mit ihr alle Bilder
von den Poetry-Slam-Treffen durchsehen. Irgendwo musste man ja anfangen. Über
das Einwohnermeldeamt sollte er sich ein Bild von Karel Lindnar besorgen und
mitnehmen.
    Becker kam dazu. Auch er auf der Suche nach Maria. Er hatte seine
Strafarbeit erledigt und war in der Apotheke gewesen. Lea Rinkners
Kalendereintrag im August Träume werden wahr – Corti macht’s möglich schien nichts mit knackigen Pharmavertretern zu tun
zu haben. Am Tag des Eintrags war von der Firma, die das Asthmaspray
»Corti-Pulmonale« herstellte, niemand dort gewesen. Auch kein Vertreter von
einer anderen Pharmafirma.
    »Ist erledigt. Können wir abhaken«, beendete Becker seinen Bericht.
    Abhaken. Erledigen. Maria stutzte. Warum hatte Alsberger ihr
eigentlich noch nicht Bescheid gegeben, was die Prüfung von Lindnars Alibi
ergeben hatte?
    Sie ging zu ihm hinüber. Als sie hereinkam, legte Alsberger gerade
den Hörer auf.
    »Ich habe diese Englischlehrerin erreicht«, sagte er. »Lea hat
erzählt, sie wollte die Sprache besser lernen, weil in der Apotheke oft
Amerikaner einkaufen würden. Aber die Kursleiterin hat gesagt, sie wäre
außergewöhnlich interessiert gewesen. Vielleicht wollte Lea denen nur nicht auf
die Nase binden, dass sie vorhatte auszuwandern.«
    »Und, was ist mit Lindnars Alibi?«
    Alsberger brauchte nicht zu antworten, Maria sah es ihm schon an: Er
hatte sich überhaupt nicht darum gekümmert.
    »Alsberger, so geht das aber nicht. Es ist doch wohl klar, dass Sie
als Erstes das Alibi zu prüfen haben.«
    »Ich wollte nur …«, begann er sich zu rechtfertigen.
    »Ist mir egal, was Sie wollten.«
    Sie schluckte den Rest hinunter. Jede boshafte Bemerkung, die sie
ihm gegenüber machte, würde mit Sicherheit spätestens heute Abend bei Vera
landen.
    »Geben Sie mir die Nummer, dann regle ich es selbst.«
    Mit dem Zettel in der Hand ging sie auf den Flur, wo sie fast mit
Ferver zusammenstieß. Er hatte die bunte Tüte einer Buchhandlung in der Hand,
die sich erfrischend von seiner grauen Gestalt abhob.
    »Und, was Nettes zu lesen gekauft?«
    Es konnte nie schaden, wenn man den Vorgesetzten dezent darauf
hinwies, dass er in der Arbeitszeit auch nicht nur arbeitete. Vorsorge für den
Fall, dass er sie irgendwann wieder einmal von seinem Fenster aus mehrfach an
einem Tag in die gegenüberliegende Bäckerei laufen sah.
    Leider machte er überhaupt keinen schuldbewussten Eindruck.
    »Allerdings, Frau Mooser.«
    Er zog aus der Tüte ein gelbes Reclamheftchen hervor: »Joseph von Eichendorff.
Gedichte«, war darauf zu lesen.
    »Ich habe von der Theorie des Kollegen Pöltz gehört.«
    Wahrscheinlich hatte er einen der Kollegen ausgiebig ausgefragt
oder, wie Maria schon einige Male vermutet hatte, eben doch eine Abhöranlage im
Besprechungsraum installiert. Sie hätte ihn informiert, wenn denn Zeit gewesen
wäre. Aber offensichtlich konnte sie sich das sparen.
    »Eichendorff ist einer unserer größten Dichter, Frau Mooser. Wir
sollten sehr genau prüfen, ob die stilistischen Ähnlichkeiten, die Herr Pöltz
glaubt entdeckt zu haben, auch wirklich vorhanden sind. Einen Dichter wie
Eichendorff in Zusammenhang mit einem solchen Irren zu bringen, das will gut
bedacht sein.«
    »Wir wissen schon, dass Eichendorff es nicht gewesen ist.«
    Ferver zog die Augenbrauen ein klein wenig in die Höhe. Es reichte,
um deutlich zu machen, dass er in diesem Punkt keinen Spaß verstand.
    »Lesen Sie das. Und dann werden Sie sehen, Frau Mooser, dass das
hier hohe Dichtkunst ist. Was dieser Verbrecher produziert, ist dagegen

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