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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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Wandmalerei benutzt hatte, roch eindeutig nach Farbe.
    Aber Lindnars Äußerung über das Jungfernblut hatte es ihr leicht
gemacht, bei der Staatsanwältin die Erlaubnis für eine Hausdurchsuchung zu
bekommen. Gefahr im Verzug. Wer wusste schon, was sich bei jemandem, der angeblich
mit Blut Gedichte an die Wand schrieb, im Keller fand.
    Maria hatte einen Wagen geordert und Lindnar zur Polizeidirektion
bringen lassen. Er hatte es sich nicht nehmen lassen, seinem Mitbewohner noch
zuzurufen, dass er unter Mordverdacht stehe.
    »Die denken, ich wäre der Killer vom Neckar. Ruf meinen Alten an!
Sag ihm, ich wäre der neue Dichterfürst!«
    Mengert war mitgefahren. Karel Lindnar würde erst einmal in die
Arrestzelle gebracht werden. Die anheimelnde Atmosphäre dort würde hoffentlich
seinem Gedächtnis etwas auf die Sprünge helfen. Vielleicht fiel ihm ja noch
ein, wie er den Montagabend verbracht hatte.
    Maria wartete in der Wohnung auf die Kollegen. Bevor sie Lindnar
noch einmal vernahm, musste sie wissen, ob sie irgendetwas Konkretes gegen ihn
in der Hand hatte.
    In der WG -Küche
klapperte Geschirr. Lindnars Mitbewohner stand mit blassem Gesicht an der Spüle
und ließ Wasser ins Becken laufen, wohl in der Absicht, etwas Ordnung ins Chaos
zu bringen. Und Spülen beruhigte, das kannte Maria auch.
    »Ich glaube nicht, dass er jemandem etwas antun würde«, sagte er,
als sie zu ihm in die Küche kam.
    »Seit wann kennen Sie Karel?«
    »Er ist seit ungefähr einem Jahr hier. Karel ist manchmal schwierig,
aber eigentlich ist er ein netter Kerl.«
    Der nette Kerl vom Zimmer nebenan. In der Tat, ganz so sah er aus.
Solange er den Mund nicht aufmachte. Denn wenn er ihn aufmachte, dann redete er
sich um Kopf und Kragen.
    Ob das alles zum großen Auftritt gehörte?
    Hades, der der Polizei auf der Nase herumtanzte? Der sich gezielt in
Verdacht brachte, um weitere Punkte im Wettstreit zu sammeln? Der schon jetzt
wusste, dass sie ihn würden ziehen lassen müssen, weil in seinem Zimmer nichts
zu finden war außer Comic-Heftchen und einer Bibel?
    Oder war Lindnar einfach nur ein Spinner, der seine Chance gewittert
hatte, einmal in seinem Leben unter Mordverdacht zu geraten und sich damit
wichtigzutun?
    Maria schaute auf die Uhr. Die Kollegen ließen sich Zeit.
    »Und wie ist Karel, wenn er schwierig ist?« Sie setzte sich auf die
Bank.
    »Chaotisch, er hält sich an keine Regeln. Deshalb haben wir oft
Krach mit ihm. Und er steigert sich in alles rein. Wenn Sie mit Karel über
irgendetwas diskutieren, kann er überhaupt nicht mehr aufhören. Der diskutiert
so lange, bis er völlig wirr im Kopf ist.«
    »Wirr? Was meinen Sie damit?«
    »Er verliert den Faden, verzettelt sich. Chaos im Kopf.« Der junge
Mann versenkte den ersten Stapel Teller im Spülwasser. »Für den ist das Studium
nichts. Und bei diesem ganzen Palaver jetzt mit Bachelor und Master, da müssen
Sie so reinklotzen, das bekommt der nicht hin. Karel ist superintelligent, der
kann Ihnen tausend Ideen in zehn Minuten produzieren, aber seine Creditpoints
schafft der nie. Ich glaube, der macht das mit dem Studium nur für seine
Eltern.«
    »Schreibt er Gedichte?«
    Überrascht drehte der junge Mann sich um.
    »Gedichte? Also, davon habe ich bisher nichts mitbekommen.«
    Marias Handy klingelte. Mengert meldete sich aus der
Polizeidirektion.
    »Hier gibt es Neuigkeiten. Eben hat eine Frau angerufen, die in dem
Haus lebt, wo die Rinkner gewohnt hat. Bei Lea Rinkner ist anscheinend jemand
eingebrochen. Das Siegel wurde beschädigt, und an der Tür ist Holz
abgesplittert.«
    »Wann war das?«
    »Weiß sie nicht. Ist ja die Dachwohnung, da kommt normalerweise
keiner vorbei. Die Frau wollte etwas vom Speicher holen, da hat sie es gesehen.
Macht ganz den Eindruck, als hätte unser Täter noch etwas beiseiteschaffen
müssen.«
    Jantzeks Leute hatten diese Wohnung von oben bis unten auf den Kopf
gestellt. Sollten sie wirklich etwas übersehen haben, was auf den Täter hätte
hinweisen können?
    »Schick zwei der Kollegen hin. Sie sollen sich die Fotos und die
Bestandsliste besorgen, die von der Wohnung angefertigt wurden, und prüfen, ob
irgendetwas fehlt. Und sie sollen in der Nachbarschaft fragen, ob jemandem
etwas aufgefallen ist.«
    Nachdenklich drückte Maria das Gespräch weg. Es klingelte sofort
wieder.
    »Ja, was denn?«
    Aber es war nicht noch einmal Mengert.
    Die Stimme einer älteren Frau war zu hören, schrill vor Angst.
    »Sie ist weg!«
    »Wer spricht denn da?«, fragte

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