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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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lehnte sich an die Wand und
schloss kurz die Augen.
    »Jetzt sagen Sie doch was! Alsberger! Was haben Sie getan? Haben Sie
auf sie geschossen?«
    »Quatsch.«
    »Und, wo ist sie?«
    »Weg. Sie war einfach zu schnell. Sie ist gerannt wie ein … wie ein
…«
    »Frettchen«, ergänzte Maria.
    »Um die Ecke, noch mal um die Ecke, und dann war sie verschwunden,
wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Prima.« Das Brummen in Marias Kopf begleitete jedes ihrer Worte.
»Wahrscheinlich hat sie irgendwo hinterm Busch gehockt und gewartet, bis Sie
weg waren.«
    »Sie war so …«
    »Schon gut. Die Kollegen kommen gleich. Die sollen sich noch mal
umsehen.«
    Mit Sicherheit war Cloe bis dahin über alle Berge. Aber was sollte
sie Alsberger einen Vorwurf machen. Wenn er schon so schnell gerannt war, dass
er grün anlief, dann wäre Cloe ihr sowieso entwischt.
    »Helfen Sie mir, Leas Bild zu finden. Es muss hier irgendwo sein.«
    Alsberger schaute sich um, stellte den Tisch auf und rückte ihn an
den alten Platz. Das Bild lag auf dem Boden.
    »Was für ein Glück! Da ist es ja! Unser Symbolrätsel.« Maria bückte
sich und hob es auf, trotz Bienenschwarm. Hauptsache, Alsberger bekam es nicht
wieder in die Finger.
    Das Papier war am Rand ganz leicht vergilbt. Ein altes Bild. Keines
mit Palmen und Sandstrand, so wie die anderen, die in Leas Wohnung hingen.
    Die Hütte, das Mädchen, Klebeband über dem Mund, der Mann, dunkel,
bedrohlich. Ein Verbrechen, das einige Jahre zurücklag, hatte Cloe gesagt.
    »Wenn Sie sich mal nicht in Ihre pseudopsychologischen
Interpretationen versteigen, um was für ein Verbrechen – außer Missbrauch –
könnte es sich bei dem, was Lea Rinkner da gezeichnet hat, wohl handeln? Ein
Verbrechen, bei dem man zu Geld kommt?«
    Er wusste, was sie meinte. Bestimmt. Aber anscheinend hatte
Alsberger auf eine kleine Zwischenprüfung keine Lust. Er zog die Augenbrauen
zusammen und schwieg.
    »Ganz genau. Eine Entführung zum Beispiel. Schön, dass Sie das
Gleiche denken wie ich.« Maria rollte das Bild zusammen. »Kommen Sie, wir
fahren zurück.«
    *
    Er saß hinter dem Schreibtisch, als hätte er gerade sein Todesurteil
erhalten. Arthur schien regelrecht geschrumpft zu sein. Die Schultern hingen
herab, sein massiger Körper war zusammengesunken wie ein nasser Sack.
    Als Maria ins Zimmer gestürmt war, hatte er nicht einmal
aufgeschaut.
    »Was ist los?«
    Keine Antwort.
    Sie beugte sich vor, um sein Gesicht zu sehen. Schon brummte es in
ihrem Kopf.
    »Hey, alles in Ordnung?«
    Arthur wischte sich mit einem Taschentuch verstohlen über das
Gesicht.
    »Sie hat abgehoben«, sagte er. »Gerade eben.«
    »Und?«
    »Sie ist wieder mit ihrem Ex zusammen. Er ist an dem Abend zu ihr
gekommen, als wir verabredet waren.«
    »Ach, Arthur! Das tut mir leid.«
    »Dabei hat sie mir die ganze Zeit erzählt, dass dieser Kerl sie so
schlecht behandelt hat. Das verstehe ich nicht.«
    Er schaute hoch. Maria konnte sehen, dass er geweint hatte.
    »Warum müssen Frauen nur so kompliziert sein, Maria?«
    »Sind sie nicht. Auf jeden Fall nicht alle. Ich bin das lebende
Gegenbeispiel.«
    »Sie hat immer gesagt, sie würde nie wieder etwas mit ihm anfangen.«
    »Es tut mir wirklich sehr leid, Arthur, aber wir haben jetzt keine
Zeit, um über Sabine zu reden. Vielleicht heute Abend. Was meinst du?«
    »Sicher.« Arthur ließ das Taschentuch in seiner Hosentasche
verschwinden. »Ich möcht am liebsten sterben «, murmelte er.
    »Aber, Arthur, das ist es doch nicht wert!«
    »›Ich möcht am liebsten sterben, da wär’s auf einmal still‹. Das ist
von Eichendorff, Maria. Die letzten Zeilen seines Gedichts, das er geschrieben
hat, als Katharina Förster ihn enttäuscht hat. Er hat es am eigenen Leib
erfahren. Man würde am liebsten sterben, so weh tut es. Als ob es einem das
Herz zerreißt.«
    »Willst du heute noch mal bei mir übernachten?«
    »Ich schaff das schon. Ich werde es einfach wie Eichendorff machen.
Und jetzt ist es besser, wir reden über etwas anderes.«
    Arthur schob ihr ein Blatt zu.
    »Was ist das?«
    »Das Gedicht von Hades, das ich dir am Telefon vorgelesen habe. Die
Leute waren zwei Wochen in Urlaub. Es war in ihrem Briefkasten, als sie
zurückkamen, in einem Umschlag, auf dem ›Sarah Szeidel‹ stand. Sie wohnen zwei
Straßen von ihr entfernt.«
    »Das heißt, er kann es auch gut mit den anderen Sachen zusammen
eingeworfen haben. Mit dem Brief an Sarah Szeidel selbst, der Münze bei Frau
Weinerts. Er hat alles in

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