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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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sehen wollte. Er hat
Heidelberg verlassen und …« Arthur hielt inne, blinzelte, starrte aus dem
Fenster. Er zeigte rüber zur Polizeidirektion. »Aber das ist doch … Da drüben,
das ist doch …«
    Nun sah auch Maria, was Arthur so aus dem Konzept gebracht hatte.
    Auf dem Rand des Wasserbassins balancierte übermütig ein junger
Mann.
    Es war Karel Lindnar.
    Eine Frau ging an ihm vorbei. Lindnar stolzierte mit ausgestreckten
Armen neben ihr her, schwankte übertrieben, wie ein Seiltänzer kurz vor dem
Absturz. Die Frau warf ihm einen verunsicherten Blick zu, Lindnar grinste sie
an.
    Maria stand auf. Wie hieß noch das Messer, das Lindnar gekauft
hatte?
    Sie konnte nicht warten.
    »Sag drüben Bescheid.«
    Sie ging aus dem Laden hinaus, über die Straße, langsam auf Lindnar
zu.
    »Guten Tag, Herr Lindnar. Nett, Sie mal wieder zu sehen. Wir suchen
Sie schon eine Weile.«
    Karel Lindnar wandte ihr überrascht den Kopf zu. Er strahlte, als
mache sie ihm gerade eine ganz besondere Freude.
    »Da sind Sie ja! Klasse. Zu Ihnen wollte ich. Aber ich habe gedacht,
die lassen mich bestimmt nicht so einfach rein.«
    Er sprang von dem kleinen Vorsprung, direkt vor ihre Füße. Maria
wich einen Schritt zurück, sodass sie mit dem Gesicht zur Polizeidirektion
stand und Lindnar dem Gebäude den Rücken zudrehen musste, wenn er sie ansah.
    »Ich weiß, dass Sie mich suchen. Deshalb bin ich ja hier. Ich habe
sie ausgetrickst.« Lindnar gab ein glucksendes Lachen von sich. »Ich habe sie
alle ausgetrickst. Ich! Und soll ich Ihnen sagen, warum?«
    »Vielleicht klären wir das drinnen.«
    »Nein!« Lindnar fuhr mit der Hand unter seinen Pullover. Als er sie
wieder hervorzog, glänzte der blanke Stahl darin.
    »Wir klären das hier!« Er hielt das Messer in der Faust wie eine
Trophäe. »Hier auf der Stelle! Ich kann das bestimmen. Ich kann alles machen,
was ich will. Wissen Sie, warum?«
    Maria sah Mengert aus dem Gebäude kommen, hinter ihm Alsberger und
zwei weitere Beamte. Sie bemühte sich, nicht zu offensichtlich hinzuschauen.
    »Sie werden es mir sicher gleich erklären.«
    »Weil ich genial bin! Weil ich der neue Dichterfürst bin!« Lindnar
machte eine ausholende Armbewegung.
    Mengert bewegte sich langsam in ihre Richtung. Maria wusste, was er
vorhatte. Wenn er nah genug war, würde er seine Waffe ziehen und schießen.
    Sie hatte nur für den Bruchteil einer Sekunde hingesehen. Zu lange.
Der Dichterfürst hatte es bemerkt, er schaute hinter sich.
    »Oh!«, schrie er. »Wir haben Publikum. Super. Ich liebe Publikum.
Ich verdiene Publikum!« Er lachte irre. »Ich bin nämlich der Größte! Ich bin
genial. Ich bin es! Ich bin der neue Dichterfürst!«
    Er schrie es in einer Lautstärke, als müsse die ganze Welt endlich
die Wahrheit über ihn erfahren.
    Hinter sich hörte Maria Arthur rufen: »Hier rüber! Gehen Sie weg
da!«
    Passanten waren stehen geblieben und schauten neugierig zu ihnen,
andere wechselten angstvoll die Straßenseite.
    »Hören Sie das?« Lindnar trat auf Maria zu. »Hören Sie, was die
Leute sagen? Sie haben mich auserwählt! Weil ich genial bin. Ich! Hören Sie
es?«
    »Nein.« Maria wusste schon in dem Moment, in dem sie es
ausgesprochen hatte, dass es ein Fehler gewesen war.
    Lindnars jungenhaftes Gesicht verzerrte sich vor Wut.
    »Sie wollen es nur nicht
hören. Aber wer nicht hören will, muss fühlen.« Er musterte sie verächtlich.
»Jetzt haben Sie Angst, was? Geben Sie es zu! Ich bin nämlich kein zahnloser
Tiger, kapiert! Haben Sie das kapiert? Los, sagen Sie allen hier, dass ich
gefährlich bin! Los!«
    »Ja, Sie sind gefährlich. Ich habe mich geirrt. Sie sind sehr
gefährlich.«
    »Und auserwählt! Sagen Sie es! Karel Lindnar ist der neue
Dichterfürst! Los! Lauter!« Seine Stimme überschlug sich fast. »Lauter! So
laut, dass es alle hören können!«
    Er hielt ihr das Messer direkt vor das Gesicht. Maria hob langsam
die Hand und hoffte, dass Mengert verstand, dass er noch warten sollte.
    »Lassen Sie das Messer fallen, Herr Lindnar. Sonst endet die Sache
hier nicht gut für Sie.«
    »Nicht gut enden? Von mir aus! Sollen Sie mich doch abknallen!«
Lindnar bewegte das Messer langsam vor ihrem Gesicht hin und her. »Ich habe es
nämlich verdient! Wenn es jemand verdient hat, dann ich.«
    Er drehte sich zu den Polizeibeamten herum, reckte den Arm mit dem
Messer in die Luft und schrie: »Schießt doch! Ich habe es verdient! Ich bin
gefährlich. Ich bin …«
    Maria trat ihm mit voller Wucht in

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