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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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nur so dämlich sein! So was von
grottendämlich!«
    Maria machte einen Schritt auf Cloe zu. Die bewegte sich angstvoll
ein Stück zur Seite, bis sie halb hinter dem vorgezogenen Regal stand.
    »Ich würde dich am liebsten …«
    Es war der Moment, in dem Cloe mit aller Kraft von hinten gegen das
Regal stieß. Es kippte nach vorn in Marias Richtung. Flaschen fielen heraus und
prasselten auf sie nieder. Um sie herum klirrte und splitterte es.
    Etwas traf sie an der Stirn. Der Schmerz, erst dumpf, dann als ob
tausend Feuerwerke in ihrem Kopf explodierten, verschlug ihr für einen Moment
den Atem. Sie hielt die Hände schützend über sich, taumelte zurück, sah durch
eine Nebelwand, wie Alsberger zu ihr stürzte und versuchte, das Regal
abzufangen, bevor es sie unter sich begraben konnte.
    Dann wurde es dunkel um sie herum.
    Maria konnte nicht länger als zwei, drei Sekunden bewusstlos gewesen
sein. Als sie die Augen öffnete, sah sie, wie Alsberger das Regal wieder
hochstemmte. Aber Cloe sah sie nicht.
    »Wo ist sie? Ist sie weg? Hinterher, Alsberger!« Marias Kopf dröhnte
bei jedem Wort. »Los!«
    Schon stolperte er über die knirschenden Glasscherben aus dem
Kellerraum.
    Maria setzte sich auf. Vorsichtig tastete sie an ihre Stirn, zuckte
zusammen vor Schmerz. Spätestens in einer halben Stunde würde sie ein
überdimensionales Ei an der Stirn haben.
    »So eine Scheiße.«
    Noch während sie es aussprach, spürte sie ein seltsames Gefühl in
der Nähe ihres Herzens. Es raste in einem irrwitzigen Tempo, so schnell, dass
es nur noch ein Surren war. Wie der Flügelschlag eines Kolibris.
    Die Aufregung. Wahrscheinlich bekam sie jetzt einen Herzinfarkt und
würde zwischen Geldscheinen und Glasscherben elendig verrecken.
    Es dauerte, bis ihr lädierter Kopf verstand, dass es das Handy in
der Innentasche ihrer Jacke war, das vibrierte.
    Mühsam zog sie es hervor.
    »Ein neues Gedicht! Hades hat sich gemeldet!« Arthurs Stimme
überschlug sich fast.
    »Arthur, wir haben hier …«
    Aber Arthur redete einfach weiter, aufgeregt, fast schon hysterisch: Sarah Szeidel, Nachbarn, Urlaub, Teneriffa, Post, Briefkasten .
    Maria wurde übel. Die Welt um sie herum schwankte, ein Schiff, das
von den Wellen hin und her geschaukelt wurde. Krampfhaft drückte sie das Handy
gegen das Ohr.
    »Arthur …«
    »Ja, ja, Ich lese es dir ja schon vor. Es hat sogar eine
Überschrift: ›Totentanz‹.«
    Und während Maria versuchte, einen Punkt vor sich zu fixieren und
die Welt anzuhalten, hörte sie Arthurs Stimme, so leise und fern, als käme sie
aus der Unterwelt:
    Totentanz
    Gebrochen ist der Augen Glanz,
    die Braut erstarrt im Totentanz,
    blutleer die einst so schöne Hülle,
    zerstört des Körpers weiche Fülle.
    Bleibt nur die Seele, fein gewebt,
    Hauch, der durch die Schatten schwebt,
    Hände, blutleer, nach ihr greifen,
    Tote, wächsern, sacht sie streifen.
    Doch währt das Glück nur allzu kurz,
    auf Hochgefühl folgt dunkler Sturz.
    Oh blutige Gier, oh finsteres Begehren,
    willst meine Seel’ erneut verzehren.
    So steigt aus dunstigen Fluten bald
    der König von Schatten, Macht und Gewalt,
    wird binden der Jungfern Totenkranz,
    wird holen die Nächste zum letzten Tanz.
    »Er schlägt wieder zu! Es ist so weit, Maria!«
    Das Regal vor ihr hörte endlich auf zu schwanken.
    »Maria? Hallo? Bist du noch da? Sag doch etwas! Was machen wir denn
jetzt?«
    Eine letzte Welle, dann stand die Welt wieder still.
    »Weißt du was, Arthur?« Maria hörte ihre eigenen Worte, sie hallten
in ihrem Kopf wie ein Echo, das von den Kellerwänden tausendfach zurückgeworfen
wurde. »Schmeiß es ins Klo!«

Auf Messers Schneide
    Sie hatte sich aufgerichtet und nach oben geschleppt. Als sie
das Licht im Flur anmachte, schmerzte die Helligkeit so sehr, dass sie kurz die
Augen schließen musste.
    Das Mädchen im Wald. Das Bild. Alsberger hatte es auf den
Küchentisch gelegt, bevor Rinkner auf ihn losgegangen war.
    Maria wankte in die Küche. Auf Anhieb konnte sie es in dem Chaos
nirgendwo entdecken. Der Tisch lag immer noch umgekippt da. Sie hob ihn an und
ließ ihn sofort wieder los. Sobald sie sich bückte, summte ein Bienenschwarm in
ihrem Kopf.
    Schritte waren zu hören, die eilig den Flur entlangkamen. Das konnte
nur Alsberger sein.
    »Ich bin hier«, rief sie.
    Sie sah es, als er zur Tür hereinkam. Er hatte diese grünliche
Gesichtsfarbe, die sie nur zu gut kannte.
    »Was ist passiert?«, fragte sie erschrocken.
    Alsberger war völlig außer Atem. Er

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