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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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bloß damit Sie nicht mit den Scheißbullen reden müssen? Ich weiß,
Lea wollte Sie nicht mehr sehen. Ich weiß, wie schlimm das ist. Aber einen
Vater, dem es egal ist, wer sie getötet hat, den hat Lea nicht verdient.«
    Mit einem Ruck schob sie ihren Stuhl zurück.
    »Herr Mengert wird bei Ihnen bleiben. Vielleicht fällt Ihnen ja noch
etwas ein. Und wenn ich herausfinde, dass Sie uns etwas verschweigen, werden
Sie noch eine Menge Ärger bekommen, das schwöre ich Ihnen.«
    Sie hatte die Türklinke schon in der Hand, als sie Rinkners Stimme
hinter sich hörte.
    »Warten Sie.«
    Maria ging zurück. »Also?«
    »Kann schon sein, dass da was war.«
    »Was?«
    »Die Polizei war mal bei uns und hat Lea was gefragt. Aber das ist
schon lange her.«
    »Wie lange?«
    »Vielleicht so …«, er zögerte, »… so um die fünf Jahre. Da haben wir
noch in Freiburg gewohnt. Das war kurz bevor wir hergezogen sind.«
    »Warum war die Polizei bei Ihnen?«
    »Es ging um ein Kind von irgendeinem aus der Schweiz.«
    »Das man entführt hatte?«
    »Es muss im Wald bei uns in der Nähe versteckt gewesen sein. Lea war
mit ihrer Clique da.«
    »Und Lea hat jemanden gesehen?«
    Rinkner verzog ratlos das Gesicht. »Kann sein. Glaub schon.«
    »Ihre Tochter wird Ihnen doch irgendetwas darüber erzählt haben?«
    »Ich war damals meistens auf Montage. Das mit Lea, das hat alles
meine Frau geregelt.«
    Die Schweiz. Vor fünf Jahren.
    Maria hob den Hörer ab und wählte die Nummer von Arthurs Büro. Er
meldete sich nicht.
    »Bin gleich wieder da.«
    Arthur war nicht in seinem Büro. An der Kaffeemaschine auf der
Fensterbank leuchtete das rote Lämpchen, aber die Kanne war leer.
    Alsberger kam dazu. »Da sind Sie ja. Hier, Ihre
Kopfschmerztabletten.«
    »Wissen Sie, wo Arthur ist?«
    »Nein. Wieso?«
    Maria spürte einen dumpfen Druck im Magen. Ich werde es wie
Eichendorff machen.
    »Wissen Sie, was Eichendorff getan hat, als dieses Käthchen ihn
nicht mehr sehen wollte?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Alsberger.
    Die Kaffeemaschine auf der Fensterbank knisterte. Maria ging hin, um
sie auszustellen.
    Hatte Eichendorff sich etwa umgebracht? Oder es versucht? Ich
möcht am liebsten sterben, da wär’s auf einmal still.
    Wäre ja nicht der Erste, der sich aus Liebeskummer etwas antat.
Arthur war viel älter als Eichendorff damals, aber genauso unerfahren. Wenn man
noch an die große Liebe glaubte, tat es besonders weh.
    Sie drückte den roten Knopf an der Maschine. Ihr Blick fiel aus dem
Fenster. Ein großer dicker Mann schob sich langsam über die Straße. Es war
Arthur! Gott sei Dank!
    Aber der dumpfe Druck in Marias Magen war gleich wieder da. Arthur
bewegte sich ganz eindeutig in Richtung Bäckerei!
    Sie wusste sofort, was er vorhatte. Er wollte sich nicht umbringen.
Aber er wollte alles aufgeben, wofür er die letzten Monate mühsam gekämpft
hatte.
    Wenn Arthur in dieser Bäckerei verschwand und das tat, was Maria
vermutete, dann war das nicht nur die Kapitulation vor Käsekuchen,
Schneckennudeln und marmeladegefüllten Vampirküssen. Es war die Kapitulation
vor dem Leben, der endgültige Abschied von all seinen Träumen.
    Arthur war schon unter den Arkaden verschwunden. Sie musste etwas
unternehmen.
    »Ich muss mal kurz weg.«
    Sie ließ Alsberger stehen und hastete den Flur entlang, stieß dabei
fast mit Ferver zusammen.
    »Frau Mooser«, der kleine Mann reckte sich ein wenig, »gut, dass ich
Sie gerade sehe!«
    Es kostete sie mindestens drei Minuten, ihn abzuwimmeln.
    Maria lief die Treppe hinunter. Bei jedem Schritt dröhnte es in
ihrem Kopf. Sie eilte über die Straße zur Bäckerei, wich einem Auto aus, rannte
unter den Arkaden fast ein kleines Mädchen um.
    Er saß an einem der Tische, die vor dem großen Fenster zur Straße
standen. Alles, was Arthur vor sich stehen hatte, war eine Tasse Kaffee.
    »Na, Gott sei Dank.« Maria setzte sich ihm gegenüber. »Ich dachte
schon …«
    Sie sprach es nicht aus, aber sie wussten beide, was sie meinte.
    »Ich hatte schon bestellt, Maria. Zwei Dampfnudeln. Aber dann …«
    Arthur wischte einen Krümel vom Tisch, als wolle er auch die
allerletzte Verführung zum Teufel jagen.
    »Vielleicht musste das passieren, damit ich es weiß. Das tue ich
alles für mich, Maria, und für niemanden sonst.« Arthur seufzte. »Er ist mir
eine große Stütze.«
    »Von wem redest du?«
    »Eichendorff. Er war noch viel schlimmer dran als ich. Angeblich
wusste er nicht einmal, warum sein Käthchen ihn nicht mehr

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