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Kurs Minosmond

Kurs Minosmond

Titel: Kurs Minosmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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zuerst mit dem Empfänger in Verbindung und dann mit dem Sender und befragen sie. Alles das – und auch unsere Aktivität hier – wird unter Eichzeitkontrolle aufgenommen, es ist schließlich ein wissenschaftliches Dokument, bei dem die Zeit entscheidenden Nachweischarakter hat. Nehmen wir mal – diesen Fall hier…, er ist ganz… interessant…“
    Auf dem Bildschirm erschien eine Buchstaben-Zahlen-Chiffre, danach Schrift: Datum nach Tag, Stunde, Minute, Sekunde, die Namen des Senders und des Empfängers, einiges zu ihren Personalien und derzeitigen Aufenthaltsorten. Es handelte sich um Enkel und Großvater, der Enkel war der Sender. Zuerst sah man nur die Enzephalogramme, die Wenzel nichts sagten, dann erschien, während das Zeitband an der Seite weiterlief, ein Mann, der über Video rief, offenbar ein Mitarbeiter des Instituts, danach ein älteres Männergesicht, Schrift dazu, es war der Großvater in Werneuchen, nordöstlich von Berlin, nicht ganz eine Minute war verstrichen. Der Dialog zwischen beiden wurde wiedergegeben:
    „Institut für Telepathie. Haben Sie etwas empfangen?“
    „Ja.“
    „Was haben Sie empfangen?“
    „Bild, Ton und Text. Ich beschreibe: Das Bild war etwas Rundes, Unbewegliches, aber mit fließenden Rändern und so was wie Lichtreflexen in der Mitte. Es gibt nichts, woran mich das erinnert. Und es gibt nicht viel, was ich nicht gesehen habe. Der Ton – es war nicht viel, leises Zischen, hin und wieder schwache Geräusche, Atmen, es war eher, als warte man auf Geräusche. Oder auf etwas anderes. Der Text stand in diesem Ton, es waren kurze Worte, vielleicht Kommandos, sie waren für mich nicht identifizierbar, ich glaube, sie hatten für meinen Enkel keine Bedeutung, waren nur akustische Umgebung. Deutlich übertragen wurde ein Gefühl – Aufregung, vermischt mit Staunen.“
    „Bitte bleiben Sie erreichbar, wir melden uns gleich wieder.“ Dann wurde der Enkel gerufen, das stellte sich als nicht so einfach heraus – der Enkel hatte ärztlichen Bereitschaftsdienst, und er war zu einem Unfall beim Ausbau des unterirdischen Transportsystems gerufen worden. Die Verbindung kam erst eine Viertelstunde später zustande, und da konnte der Enkel nur noch bestätigen, daß er bei der Fahrt durch eine Transportröhre zum Unfallort erregt gewesen sei, vor allem, weil er nie so etwas gesehen, und auch, weil er lange nicht mehr einen Unfall behandelt hatte. An seinen Großvater habe er dabei wohl auch gedacht.
    Als Anlage folgte ein später hergestellter Film von einer Fahrt durch dieses sonst geschlossene, hier aber gerade in Erweiterung stehende Röhrensystem. Dieser Film wirkte auf Wenzel und Pauline eigentlich überzeugender als alles Gesagte – so genau hatte der Großvater mit wenigen Worten den Eindruck umschrieben, den nun auch sie bekamen.
    „Ich muß dazu sagen, was für Sie vielleicht nicht selbstverständlich ist – die Tatsache, daß weder Großvater noch Enkel jemals zuvor Einblick in das Röhrensystem gehabt hatten, ist natürlich überprüft worden, keineswegs aus Mißtrauen, sondern aus Prinzip.“
    „Dann ist der Ausdruck Gedankenübertragung eigentlich falsch“, sagte Wenzel, halb fragend, „und mit dem Gedankenlesen ist es ganz und gar Essig.“
    „Das schlägt wohl auch mehr in Ihr Fach“, sagte der Gelehrte, und da Wenzel wohl etwas stutzig guckte, fügte er lächelnd hinzu, „ich hatte eine Einladung zu Ihrem Regionstreffen.“
    „Wie groß ist denn die Reichweite der Telepathie?“ wollte Wenzel wissen.
    „Der weiteste bestätigte Fall liegt bei etwa tausend Kilometern, aber das mag an der Anlage unserer Beobachtungen liegen – wir haben ja immer Menschenpaare, die normalerweise an einem Ort leben oder doch nicht allzu weit voneinander.“
    Wenzel zögerte einen Augenblick, bevor er fragte: „Waren Sie von Berufs wegen auf unserm Treffen?“
    „Gewiß“, antwortete der Telepathiker. „Uns interessiert einfach auch der Gedanke, wieviel unbewußten, spontanen Anteil die Telepathie zum Beispiel bei solchen Führungsexperimenten haben mag, wie Sie auch eins gezeigt haben. Was meinen Sie dazu?“
    An sich war diese Kunst für Wenzel immer eine klare, ganz und gar rationale Sache gewesen. Wenn jemand etwas versteckt hatte – oder wußte, wo es versteckt war –, dann nahm der Zauberkünstler ihn bei der Hand, und durch Bewegungs- und Atemreaktionen, die der Testperson selbst nicht bewußt wurden, ließ er sich führen. Jetzt aber zweifelte Wenzel zum erstenmal

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