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Kurs Minosmond

Kurs Minosmond

Titel: Kurs Minosmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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erlebten, wurde die Gleichheit wiederhergestellt.
    Aber was hieß wiederhergestellt? Wenn vorher, also spätestens ausgangs des Feudalismus, je eine Gleichheit in der Auslastung der Gehirnhälften existiert hatte, dann auf sehr niedrigem Niveau… Und konnte das, was sie jetzt bewegte und beschäftigte, nicht damit zu tun haben? Vielleicht war es in einzelnen Fällen schon früher aufgetreten? Jetzt gingen ihre Gedanken durcheinander; doch vergessen würde sie diesen Einfall nicht wieder, und auch nicht Hubert Förster, den würde sie von Sternenstadt aus anrufen. Bisher hatte sie an Geschichtliches kaum gedacht; aber wenn wirklich in den Erscheinungen, denen sie nachspürten, eine neue Qualität des Gehirns stecken sollte, die in nur fünf Jahrzehnten zur Massenerscheinung wurde, und zwar ohne daß sich das Gehirn wesentlich verändert hätte, dann konnte es doch sein, ja, dann war es sogar wahrscheinlich, daß es all diese Dinge im Ansatz und in Einzelfällen bereits im Hochfeudalismus und davor gegeben hatte!
    Von Nairobi nach Sternenstadt fuhr sie mit einer Gleitbahn, und hier gab sie sich ganz der Landschaft hin, die Gedanken ruhten, der Körper auch – erfrischt trat sie am Ziel aus dem Zug und freute sich, daß Sibylle Mohr dastand und sie abholte.
    Sie freute sich aus vielen Gründen – weil das Reisen für sie ein neues Erlebnis war, weil es ihr nun angenehm war, angekommen zu sein, und zum Gefühl des Ankommens gehört ja auch, daß man erwartet wird; sie freute sich, weil ihr die Physikern, von der sie einst mit dem scheelen Vorurteil ihres Vorwerkes gedacht hatte, inzwischen vertraut geworden war, und sie freute sich, hier das Terrain vorzubereiten für Wenzel Kramer.
    Zwar hatte es noch einige vorbereitende Gespräche gegeben, und sicherlich hätte man einiges durchaus auch aus der Ferne erfragen können; aber da sie immer noch auf der Suche nach Zusammenhängen waren, die so großräumig sein mußten, daß man Intuition brauchte, und da schließlich Intuition meist nur im Kontakt mit den Tatsachen kommt, war es notwendig, an Ort und Stelle zu gehen.
    Sternenstadt war eigentlich ein Städtchen mit seinen zwanzigtausend Einwohnern; der Stadtkern, höchstens fünfstöckige Häuser, lag in einem Tal, die Stadt wurde niedriger zum Rande hin, und die Hänge hinauf kroch sie mit Bungalows. In einem davon wohnte Sibylle, wenn sie auf der Erde war. Es war ein Bungalow mit zwei Wohnungen, die andere stand zur Zeit leer, Sibylle bot sie Pauline an.
    „Ach nein“, sagte Pauline lächelnd, „die werden wir mal für Wenzel lassen, in ein bis zwei Wochen kommt er.“ Sie sah sich dabei geflissentlich im Zimmer um, aber Sibylle lachte nur leise und nahm die Bemerkung so freundlich, wie sie gemeint war.
    „Bleiben Sie so lange hier?“ fragte sie.

    „Ich weiß noch nicht“, sagte Pauline unentschlossen. Vierzehn Tage waren für vorbereitende Arbeiten vielleicht wirklich zuviel, und ihr war, als müsse sie zeitlich ungebunden bleiben.
    „Dann ziehen Sie doch erst einmal hier ein“, riet Sibylle. „Später suchen wir Ihnen etwas im Zentrum. Das ist nämlich gar nicht so einfach. Nach dieser Schlichtung, Sie werden ja davon gehört haben…“
    „Wir haben zugesehen“, warf Pauline ein.
    „Oh! Also danach hat hier ein ziemlicher Wirbel eingesetzt, Sternenstadt ist zur Zeit etwas überbelegt. Natürlich nur relativ; da ja immer einige tausend Leute in Gagarin sind, gibt es trotzdem überall Möglichkeiten. Nur die Hotels eben…“
    „Gut“, stimmte Pauline zu. „Wir werden öfter miteinander schwatzen müssen.“
    „Daran hab ich auch gedacht“, sagte Sibylle, „und nun wollen wir zu Abend essen.“
    Beim Essen erzählte Pauline von ihren letzten Erlebnissen mit den Flattermännern, hauptsächlich, um zu erklären, warum Wenzel jetzt nicht kommen konnte. Sibylle war sehr betroffen, sie hatte nichts davon gewußt, bis hierher war die Nachricht nicht gedrungen, oder sie hatte sie übersehen. „Das ist schlimm“, sagte sie, „und direkt beunruhigend ist für mich: Ihr seid darauf gestoßen in der Verfolgung der Fragen, die Ottos Tod aufgeworfen hatte. Das weitet sich aus.“
    „Deshalb weiten auch wir aus, bis hierher nach Sternenstadt“, sagte Pauline scherzend und fuhr dann sehr nachdenklich fort: „Und wir müssen vielleicht noch viel mehr ausweiten. Es ist möglicherweise Unsinn, aber ich möchte auch diesen Planetenmann sprechen, wie heißt er, Rubin oder so ähnlich, läßt sich das

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