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Kurs Minosmond

Kurs Minosmond

Titel: Kurs Minosmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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machen?“
    „Sicher, Ruben Madeira heißt er, ihr kommt sowieso mit ihm zusammen; jetzt sage ich ‚ihr‘, wenn ich von euch beiden spreche, sollten wir nicht auch du sagen?“
    „Ich nehme das Angebot gern an“, sagte Pauline in friedfertigem Ton, damit nichts Distanzierendes zwischen ihnen stehe. Am nächsten Morgen liefen sie die drei Kilometer bis zu Sibylles Arbeitstrakt im Dauerlauf, wobei sie sich in der Führung abwechselten, denn es wehte ein milder, aber kräftiger Wind. Da man hier sowieso die Kleidung ablegen und Arbeitskombinationen anziehen mußte, konnte man auch schnell den Schweiß abduschen. Pauline bekam eine grausilberne Kombination mit einem schmückend stilisierten, roten G – Gast im roten Sektor. Die Kombination lag bereit, und sie paßte. Dann führte Sibylle die Besucherin in ein Zimmer.
    „Euer Arbeitszimmer, solange ihr hier seid“, sagte sie. Dann erklärte sie ihr die Anschlußkodes, die man auf den Schirm rufen konnte, und wo ihr eigenes Zimmer lag und auch wo Ver- und Entsorgungsräume zu finden waren. Schließlich sagte sie: „Ich gebe dir aus meinem Fonds erst mal zehn Dienststunden und zwanzig Computerminuten, damit du, wenn nötig, Aufträge erteilen kannst und nicht auf Gefälligkeiten angewiesen bist. Die werden zwar sonst gern erwiesen, aber im Moment ist es bei uns ein bißchen voll, wie schon gesagt. Wenn du nicht ausreichst damit, sag es mir.“
    „Du hast an alles gedacht, was?“
    „Ich hoffe“, antwortete Sibylle lächelnd. „Zum Mittagessen hole ich dich ab, frohes Schaffen!“
    Obwohl Pauline nach dem, was sie seit dem Frühjahr getan hatte, im Umgang mit Informationssystemen nicht mehr ungeübt war, dauerte es hier, im Zentrum der Wissenschaft, doch fast eine Stunde, bis sie sich durch die Kanäle und Chiffren bis zu dem Material durchgekämpft hatte, das sie sich ansehen wollte. Nun, das nächstemal würde es eine halbe Minute dauern, und diese und vielleicht noch andere kommende Stunden waren schon mal ein Aufwand, den sie Wenzel abnehmen konnte. Aber nun hatte sie die EEGs von einigen EGI-Experimenten, und nun konnte sie sich das ja schon mal ansehen.
    Sie ließ vier EEGs gleichzeitig über ihren Schirm laufen, so viele paßten darauf, ohne daß das einzelne zu undeutlich wurde. Vier Gehirne, in einem beliebigen EGI-Experiment – ja, da waren irgendwann G-Spindeln. Doch schon, als sie sie sah, war ihr klar, so ging es nicht, sie mußte mehr wissen über die Experimente, die EGI, die Personen und dann über das einzelne Experiment, dessen EEGs sie betrachtete. Was geschah zu dem Zeitpunkt, als die Spindeln einsetzten, übrigens nicht gleichzeitig bei allen, das konnte sie schon mal festhalten; aber mehr ließ sich so nicht erkennen. Sie speicherte die Rufnummern für diese Aufnahmen in ihrem Gerät und schaltete es dann aus.
    Noch lange bis Mittag? Eine ganze Weile. Was konnte sie noch tun? Ja, sie würde den Historiker anrufen. Also los, zunächst Berlin, wie kam sie dahin, aha, so und dann…

    Ruben saß diesmal in der EGI-Mannschaft, und jemand anders machte den Außenseiter. Denn dieser Versuch jetzt war auf Rubens Betreiben hin ausgerichtet: Ein Stadium-zwei-Bläschen sollte in ein Target gelenkt werden, das sich zusammensetzte wie die Venusatmosphäre – das alles freilich am Modell.
    Obwohl sie noch in Sternenstadt waren, experimentierten sie mehr als sonst: Die Hälfte der Experimente am Modell richtete sich nach den Wünschen der Mathematiker, die andere Hälfte nach ihrem eigenen Programm.
    Im Grunde hätte dieser Versuch auch ohne die EGI laufen können; denn wenn ein Ablauf erst einmal entdeckt und gesichert war, dann konnte er automatisch wiederholt werden, und das Neue an diesem Experiment war ja ausschließlich die Zusammensetzung des Targets. Inzwischen aber nahmen auch die etwas theoriefernen Kollegen diese Arbeiten am Modell ernst, und man wollte keine Gelegenheit versäumen, auch das erste Stadium weiter zu befragen. Falls also nichts Umwerfendes mit dem – angenommenen – Bläschen geschehen sollte, würde man im Stadium zwei Rubens Target verwenden.
    Es geschah nichts Umwerfendes. Semjon startete in der fünften Sekunde ein zweites Bläschen, alle bemühten sich redlich, es in der Nähe des ersten zu halten, aber dieses ließ nur Zeiger ausschlagen und Lämpchen blinken und kümmerte sich nicht um das zweite, das nach exakt sechsundfünfzig Sekunden platzte. Das erste ging, der automatischen Prozeßsteuerung folgend, ins zweite

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