Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kurs Minosmond

Kurs Minosmond

Titel: Kurs Minosmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
hatte Ruben mit dem Zollstock die Sonnenkollektoren anfliegen und sie abstellen wollen. Nun aber, nach dem Hinweis des Laserspezialisten, fand er es doch besser, das Schiff entsprechend zu parken und die fünf Kollegen in Sicherheit zu wissen, selbst wenn er dadurch mit dem Feuerstuhl ein paar hundert Kilometer fliegen mußte. Freilich, das würde Zeit kosten, und je länger es dauerte, um so größer wurde die Gefahr, daß ein Laser mal in ihre oder seine Richtung taumelte.
    Er konnte auch direkt zur Anlage fliegen, aber das war nun weit gefährlicher, und es war auch nicht sicher, ob er dort sofort eine Möglichkeit fand, die Laser von der Energiezufuhr abzuschneiden. Er rief sich die Anlage ins Gedächtnis, sie hatte die Form eines großen Fasses, fast die gesamte Oberfläche war als Empfänger für die von den Kollektoren gesendete Energie ausgebildet, nur am Sonnenfernen Rand waren die vier Laser aufgesetzt, und der Boden zwischen ihnen war mit allerlei Geräten bestückt, die den Experimenten dienten.
    Hingen die Laser an einer Energiezuführung, oder hatte jeder eine eigene? Und wo war die? Er entsann sich nicht, zu lange war es her, daß er sie mit eingerichtet hatte, und an ihrer Entkonservierung hatte er ja nicht teilgenommen, weil er die Kollektoren zu entfalten hatte. Er fragte Esther, die wußte zwar, daß es nur eine Zuführung gab, nicht aber, wo sie verlief. Er konnte natürlich die Unterlagen aus Gagarin anfordern, aber dazu hatte er jetzt keine Geduld mehr, es war wohl auch nicht notwendig. Ob er nun die Anlage aufschlitzte, um an die Zuführung zu gelangen, oder jeden Laser einzeln abschnitt, machte keinen solchen Unterschied. Viel wichtiger war: Ließ sich die Gefahr nicht minimieren?
    „Esther?“
    „Ja?“
    „Fühlst du dich in der Lage, mich ständig zu informieren?“ Esther überlegte einen Moment, prüfte sich.
    „Ja, was soll ich tun?“
    „Hier ist die Prognose über die Bewegung der Anlage. Wenn die Gefahr entsteht, daß ein Laserstrahl den Zollstock trifft, zeigt sie an, woher, und zeigt das drei, vier Minuten vorher. Da ich mich auf der Linie Zollstock – Anlage befinde, trifft das auch auf mich zu. Du müßtest mir sagen, wenn ein Strahl auf mich zukommt und von wo. Kannst du das durchhalten – neben der Beobachtung der anderen?“
    „Ja.“ Ruben verließ die Zentrale, setzte sich in einen Feuerstuhl und schleuste sich aus.
    Die Anlage war zwar ein paar hundert Kilometer entfernt, aber da sie torkelte und folglich der beleuchtete Teil sich ständig änderte, war sie gut zu sehen. Die Steuerung war unproblematisch, auf so kleine Entfernungen und Relativgeschwindigkeiten wirkten sich die Kreiselkräfte kaum aus.
    Er war schon ganz in der Nähe, nur noch etwa hundert Meter entfernt, als plötzlich eintrat, was der Steuerungsmann prophezeit hatte. Ein paar Steuerdüsen zündeten, die Bewegung wurde unregelmäßiger, Esther schrie: „Achtung, von rechts!“ Ruben gab dem Feuerstuhl einen Impuls – und dann hielt er direkt auf die Anlage zu, erwischte sie fast genau am oberen Boden des Riesenfasses, also an der ungefährlichsten Stelle, fuhr am linken Skaphanderärmel den Stahlhaken aus und hieb ihn in den gewebeähnlichen Bezug des Fasses. Mit der anderen Hand hielt er den Feuerstuhl fest und überlegte einen Augenblick.
    „Ich bin dran, du brauchst nicht mehr auf mich zu achten!“ sagte er, und Esther bestätigte.

    Ruben band seinen Fuß am Feuerstuhl fest, steckte sich aus dem Werkzeugsatz des Fahrzeugs ein kleines Laserschweißgerät in den Gürtel und hangelte dann, den Feuerstuhl hinter sich herziehend, mit beiden Armhaken den großen gebogenen Teil des Fasses entlang bis zum unteren Boden. Da die Drehung nicht allzu schnell war, hatte er mit der Zentrifugalkraft keine großen Schwierigkeiten, nur der Feuerstuhl zerrte manchmal am Bein.
    Er nahm eine Signalpatrone und blies eine Natriumdampfwolke hinter das Faß. Schmerzend hell blendeten die Strahlen der vier Laser, die sofort sichtbar wurden.
    Ruben kappte den Fuß des ersten Lasers – ein Strahl erlosch, die anderen leuchteten weiter. Der nächste war nicht weit entfernt – auch er erlosch. Nun mußte Ruben am unteren Rand des Fasses ein Stück entlangkriechen bis zum nächsten. Auch der machte keine Schwierigkeiten.
    Beim letzten Laser merkte Ruben plötzlich, daß der Energievorrat seines Schweißgerätes erschöpft war – er konnte den Fuß des Lasers nicht durchtrennen. Aber im Werkzeugkasten des Feuerstuhls

Weitere Kostenlose Bücher